WENN AHNEN TRÄUMEN – Die Darstellung Von Heilritualen Im .

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DIPLOMARBEITTitel der DiplomarbeitWENN AHNEN TRÄUMEN– Die Darstellung von Heilritualen imWissenschaftsfilm –VerfasserHarald Contangestrebter akademischer GradMagister der Philosophie (Mag. phil.)Wien, 2012Studienkennzahl lt. Studienblatt:Studienrichtung lt. Studienblatt:Betreuerin:A 307Kultur- und SozialanthropologieMag. Dr. Evelyne Puchegger-Ebner-1-

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Eidesstattliche ErklärungIch erkläre hiermit an Eides Statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohneBenutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe.Die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solchekenntlich gemacht.Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderenPrüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht.Wien, Oktober 2012Unterschrift-3-

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DANKSAGUNGIch möchte an dieser Stelle vor allem meiner Betreuerin, Mag.a Dr.in EvelynePuchegger-Ebner für ihre Geduld, ihren Rat und ihre Unterstützung danken –ohne sie hätte ich den Glauben an eine Fertigstellung dieser Arbeit verloren.Folgend danke ich Mag. DDr. Werner Zips ao. Univ.-Prof. für die Ermöglichungeiner Leihgabe von Equipment aus dem Institut für Kultur- undSozialanthropologie.Ein Wort des Dankes möchte ich auch an Mag.a Dr.in Michaela Noseck-Liculrichten, welche mir hinsichtlich einer Definition bzw. Abgrenzung von Therapieeinen Text zur Verfügung stellte, welcher sich zur Zeit des Verfassens dieserArbeit in Druck befand und somit auf herkömmlichem Wege für mich nichtzugänglich gewesen wäre.Ebenfalls bedanke ich mich bei Mag. Martin Lintner für seine Unterstützung beitechnischen Belangen so wie für hilfreiche Ratschläge hinsichtlich derUmsetzung filmischer Ideen.Außerdem zu Dank verpflichtet bin ich allen Mitwirkenden des Films „WennAhnen Träumen“, allen voran meinen Filmteam-KollegInnen Suzana Jovicic,Christof Lammer, Andrea Lamprecht, Sabine Steiger und Judith Unger so wieDora Plessing, der Leiterin des ADS-Zentrums Korneuburg.Weiters möchte ich mich bei meiner Lebensgefährtin Mag.ª Katharina Gamperlbedanken, ohne deren motivierende und liebevolle Worte ich diese Arbeit wohlin so manchem Moment aufgegeben hätte.Abschließend möchte ich dem gesamten Team des Info- so wie desStudienService-Centers des Instituts für Kultur- und Sozialanthropologie für ihreHilfe bei formalen Fragen danken.-5-

Abkürzungbeziehungsweisedas heißtet ceteraunter anderemund so weiterzum Beispiel-6-

INHALTSVERZEICHNIS1. EINLEITUNG92. VISUAL ANTHROPOLOGY – THEORIE UND METHODE112.1. Geschichte der Visual Anthropology122.2. Film als Methode in der Anthropologie153. WEITERE METHODISCHE VERFAHREN193.1. Grounded Theory203.2. Imagework213.3. Qualitatives Interview243.3.1. Leitfadeninterview243.4. Teilnehmende Beobachtung253.5. Literaturrecherche264. ERKLÄRUNG DER IN DIESER ARBEIT VERWENDETEN BEGRIFFE 274.1. Ritual274.2. Heilung284.3. Therapie284.4. Systemdynamische Intervention (SDI)294.5. Schamanismus und schamanische Reise305. THEORETISCHER RAHMEN315.1. Ritual315.2. Systemdynamische Intervention/Familienaufstellung385.3. Kinship505.4. Schamanismus, Neo-Schamanismus und schamanische Reise 535.5. Schamanische Reise und Familienaufstellung:61Gemeinsamkeiten und Unterschiede616. EMPIRIE646.1. Darstellung von Heilritualen im Wissenschaftsfilm anhand desBeispiels „Wenn Ahnen Träumen“646.2. Aufbau und Inhalt des Films „Wenn Ahnen Träumen“696.3. Die Entstehung des Films „Wenn Ahnen Träumen“706.3.1. Technisches Equipment736.3.2. Vorbereitungsphase746.3.3. Produktion766.3.4. Nachbearbeitung806.4. Ergänzende empirische Daten aus der teilnehmendenBeobachtung847. CONCLUSIO888. QUELLENVERZEICHNIS918.1. Literaturverzeichnis918.2. Internetquellen1038.3. Interviewquellen1048.4. Abbildungsverzeichnis1069. ANHANG1069.1. Interview-Leitfäden10610. KURZFASSUNG UND ENGLISCHES ABSTRACT11111. CURRICULUM VITAE DES VERFASSERS112-7-

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1. EINLEITUNGIm Rahmen des Seminars „Mit den Gottheiten kommunizieren – Zur(Re-)Präsentation von Heilritualen im Wissenschaftsfilm“ im Sommersemester2010 drehte ich in Hinblick auf meine Diplomarbeit in Zusammenarbeit mit fünfKollegInnen den Dokumentarfilm „Wenn Ahnen Träumen – SystemischeFamilienaufstellung und schamanische Traumreise (im ADS-ZentrumKorneuburg)“. Im Folgenden werde ich lediglich den kurzen Titel „Wenn AhnenTräumen“ anführen, zugunsten einer leichteren Lesbarkeit.Theorie und Methode der Visual Anthropology, die Praxis der Filmproduktion sowie die einzelnen Thematiken des Films „Wenn Ahnen Träumen“ sindGegenstand dieser Diplomarbeit, welche einerseits einen kultur- undsozialanthropologischen Beitrag zur Visual Anthropology liefern undandererseits die Techniken der systemdynamischen Intervention so wie derschamanischen Reise aus anthropologischer Sicht analysieren und sie sowohl„Laien“ als auch Personen mit wissenschaftlichem Hintergrund aufverständliche und nachvollziehbare Weise näher bringen soll.Meine persönliche Motivation, mich so intensiv mit diesem Thema zubeschäftigen, rührt von drei Faktoren her:1) Das Medium Film im Allgemeinen so wie Filmproduktion im Besonderenhaben mich schon ziemlich früh in meinem Leben fasziniert und interessiert.Nachdem ich meine Gymnasialzeit abgeschlossen hatte, wollte ich nichtssehnlicher, als Filmregisseur zu werden. Aus diesem Vorhaben wurde letztenEndes (zumindest in „professioneller“ Hinsicht) nichts, ich engagierte michjedoch privat und drehte unzählige kunstvolle Kurzfilme im persönlichenUmfeld. Die Leidenschaft für Film und -produktion hat mich bis heute nichtverlassen und ich wünsche mir, auch in Zukunft noch einige interessanteFilmprojekte realisieren zu können.2) Ein weiterer Themenkomplex, der mich begeistert, seit ich ein kleiner Bubwar, ist Ritual- und Bewusstseinsforschung so wie Magie. Ganz allgemein lässtsich sagen: Alles, was nicht „greifbar“ bzw. „materiell“ ist und dennoch großeWirkkraft und Transformationspotential besitzt, reizte mich seit Kindertagen.Immer schon verspürte ich den Drang, den Dingen auf den Grund zu gehen.Aus diesem Grund entschied ich mich auch für das Studium der Kultur- undSozialanthropologie.3) Der dritte Faktor, warum ich mich für dieses Diplomarbeitsthema entschiedenhabe, ist, dass ich seit einigen Jahren neben meinem Studium der Kultur- undSozialanthropologie eine Ausbildung zum NLP-Coach und -Trainer bei TrinergyInternational absolviere und im Zuge dessen bereits mehrfach beisystemdynamischen Interventionen beobachtend anwesend und auch aktivteilhabend war. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass bei Familienaufstellungenenormes Transformations- und Heilungspotential freigesetzt wird. Gerade derUmstand, dass es bis heute keine wissenschaftlich belegten Erklärungsmodellefür die Wirkungsweise von Aufstellungen gibt, motivierte mich noch einmalbesonders, zu diesem Themenbereich zu forschen.-9-

Meine Hauptforschungsfrage lautet daher auch:„Wie kann das Geschehen eines Heilrituals filmisch umgesetzt werden?“Mit dem Begriff „Geschehen“ möchte ich einerseits den unsichtbarenVorgängen während eines Heilrituals nachspüren, also psychologischen,geistigen, energetischen und teilweise auch emotionalen Vorgängen.Andererseits frage ich damit aber auch nach den manifest-praktischenGeschehnissen, wie etwa dem Ablauf, der Szenerie, den beteiligten Personenetc. Beide Arten von „Geschehen“, sichtbares und unsichtbares, sollenhinsichtlich ihrer möglichen audio-visuellen Umsetzung in einem wissenschaftlichen Film untersucht werden.Die Unterfragen meiner Diplomarbeit sind: Auf welche Weise wirkt die systemdynamische Intervention heilend? Inwiefern kann eine schamanische Reise heilend bzw. unterstützend wirken? Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es zwischen schamanischerReise und Familienaufstellung? Wo liegen die Grenzen des Mediums Film im Forschungsfeld? Worin liegen die Vor- und Nachteile einer künstlerischen Interpretation imWissenschaftsfilm?Folgend möchte ich einen kurzen Überblick über die einzelnen Kapitel meinerDiplomarbeit geben.Im ersten Kapitel zur „Visual Anthropology“ befasse ich mich mit Theorie undGeschichte dieses Forschungsfeldes und gehe weiters auf den methodischenZugang der visuellen Anthropologie ein.Darauf folgend erläutere ich weitere von mir gewählte methodische Verfahren,nämlich grounded theory, imagework, qualitatives Leitfadeninterview,teilnehmende Beobachtung so wie Literaturrecherche.Im Kapitel „5. Theoretischer Rahmen“ diskutiere ich einige zentrale und wichtigeAspekte rund um mein Diplomarbeitsthema. Unter anderem sind dies „Ritual“,„Heilung“, „Systemdynamische Intervention/Familienaufstellung“ und„Schamanische Reise“.Folgend beschreibe ich den empirischen Teil meiner Forschung, welcher sichmit Darstellungsmöglichkeiten von Heilritualen im Wissenschaftsfilm anhanddes Beispiels „Wenn Ahnen Träumen“, den einzelnen Phasen derFilmproduktion so wie mit weiteren empirischen Daten, welche im Zugeteilnehmender Beobachtung gewonnen wurden, beschäftigt.Abschließend spanne ich in einem zusammenfassenden Schlussteil einenBogen von meiner Hauptforschungsfrage zu meinen Erkenntnissen und geheauf die wichtigsten Aspekte dieser Arbeit noch einmal kurz ein.- 10 -

2. VISUAL ANTHROPOLOGY – THEORIE UND METHODEVisuelle Forschungsmethoden werden in der Anthropologie immer häufigerverwendet, nicht zuletzt auch wegen ihres unglaublich weiten Anwendungsfeldes (vgl. Pink 2006:3).Die Visuelle Anthropologie behandelt Theorie und Praxis von Fotografie, Filmund anderen visuellen Medien wie etwa Malereien, Zeichnungen, Skulpturen,Präsentationen etc. Auch Petroglyphen 1 fallen darunter – durch Höhlenmalereiwurde seit jeher versucht, das sonst für das Auge Unsichtbare abzubilden (vgl.Maxzin 2009:10f). Schwerpunkte liegen heute jedoch bei Fotografie und Film/Video.Visuelle AnthropologInnen werden nach Wenger et al. (2002:4) als kreativePraktizierende einer akademischen Subdisziplin bezeichnet, als eine„community of praxis“. Wenger et al. (2002:4) beschreiben sie als„groups of people who share a concern, a set of problems, or a passion about a topic,and who deepen their knowledge and expertise in this area by interacting on anongoing basis“. (Wenger et al. 2002:4)Ruby und Chalfen (1974:5ff) definierten wiederum die visuelle Anthropologie alseine Methode, welche Folgendes beinhaltete:1) Die Untersuchung von menschlichen nicht-linguistischen Formen derKommunikation, welche typischerweise visuelle Technologie für dieDatensammlung und -analyse mit einbezieht.2) Die Erforschung von visuellen Produkten, beispielsweise Filmen, alskommunikative Aktivitäten, welche zugänglich sind für ethnografische Analysen.3) Die Verwendung von visuellen Medien für die Präsentation von Daten undForschungsergebnissen – vor allem auch bei solchen Ergebnissen, dieandernfalls verbal nicht erfasst werden können.Anhand dieser Definition lässt sich sehen, dass es bei der Methode dervisuellen Anthropologie nicht nur um die visuelle Produktion selbst, sondernebenso um Analyse und Einsatz von visuellen Produkten geht. Beschäftigt sichdie Analyse mit ethnografischem Video-Material, so spricht Knoblauch (2006)von Videografie, bei welcher speziell auf die Erhebungssituation und dasethnografische Hintergrundwissen Wert gelegt wird.Somit vertreten sowohl AnthropologInnen, welche Fotografien oder Filmmaterialim Feld anfertigen, als auch jene, welche visuelle Produkte einer Kulturanalysieren und erforschen, diesen methodischen Zugang. SelbstAnthropologInnen, welche weder visuelle Produkte im Feld geschaffen, nochsolche analysiert haben, jedoch bei der öffentlichen Präsentation ihrer Datenvisuelle Medien verwenden, bedienen sich letztlich der Methode der VisualAnthropology.1Petroglyphen sind Felsbilder aus prähistorischer Zeit, welche in Stein gearbeitet sind (vgl.URL 4). Auch SchamanInnen gravierten Bilder in Felsen, wie Hoppál (2002:42) beschreibt: „Inden Felsbildern glaubt man Zeichen für den Bewußtseinszustand der Schamanen zu erkennen.Man nimmt an, die Menschen wollten ihre Visionen festhalten“.- 11 -

Die spezifische Verwendung von visuellen Medien und Technologien in derFeldforschung ist abhängig von der Feldsituation und sollte entsprechendinnerhalb des jeweiligen Forschungsprojekts kreativ entwickelt werden. SarahPink (2005:4f) steht genauen Anleitungen, wie visuelle Methoden im Feld zurAnwendung kommen sollen, kritisch gegenüber, da ihrer Meinung nach visuelleObjekte, Beschreibungen oder Bilder dann berücksichtigt oder produziertwerden sollen, wenn es angebracht und dem Erkenntnisinteresse dienlich ist.Andernfalls würde das Potential des Visuellen in der Ethnografie eingeschränktund begrenzt. Weiters weist sie wiederholt darauf hin, dass wir neben unserervisuellen Wahrnehmung noch vier weitere Sinne haben, nämlich den auditiven,den gustatorischen, den olfaktorischen und den kinästhetischen Sinn. Somitwird in einigen Projekten, je nach Kontext, einmal der Schwerpunkt auf demVisuellen liegen und ein anderes Mal eher auf dem gesprochenen Wort etc.Sarah Pink war/ist für die Visual Anthropology vor allem auch deshalb prägend,da sie in ihrer Auseinandersetzung mit diesem Fachbereich wiederholt daraufhinweist, dass visuelles Material immer im jeweiligen zeitlichen Kontextbetrachtet und analysiert werden muss.Folgend möchte ich die Geschichte der Visual Anthropology kurz erörtern.2.1. Geschichte der Visual AnthropologyDie Visual Anthropology ist eine Subdisziplin der Kultur- und Sozialanthropologie, welche sich vor allem mit dem Sehen (also einer visuellenRezeption), der Herstellung und Vermittlung von visuellen Medien so wie derenAuswertung befasst. Die visuelle Ethnologie geht davon aus, dass Bilder eineandere Informationsqualität besitzen als Texte. Seit der Erfindung vonelektronischen Medien (Computer, Internet etc.) eröffnete sich innerhalb dervisuellen Anthropologie ein völlig neuer Bereich, welcher nicht nur dieForschungsmethoden beeinflusst und verändert, sondern auch die menschlicheGesellschaft und somit das gesamte Forschungsgebiet der Kultur- undSozialanthropologie (vgl. Engelbrecht/Feest 2005:399).Ebenso wie die Geschichte der Kultur- und Sozialanthropologie entwickelte sichauch die Visuelle Anthropologie an verschiedenen Orten unterschiedlich.Als Ausgangspunkt der Geschichte der Visual Anthropology eignet sich dieJahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert (vgl. Pink 2006:5). Diekoloniale Fotografie der Jahre 1860 – 1920 „is evidence of the early years ofwhat has become visual anthropology“ (Edwards 1992:3).Diese Periode war, methodologisch betrachtet, eine Zeit der technologischenInnovationen. Frühe FeldforscherInnen kombinierten zunehmend verschiedeneMedien, wie etwa Wort, Ton, Fotografie und Film sowohl für das Sammelnethnografischer Daten als auch für die Präsentation eben dieser.Eine der ersten akademischen anthropologischen Anwendungen des MediumsFilm erfolgte 1898 im Zuge der britischen Expedition von Alfred Cort Haddon zuden Torres Straits Inseln. Diese Expedition war ein „Multimedia“-Projekt,ausgestattet mit dem zur damaligen Zeit modernsten wissenschaftlichenEquipment (vgl. Pink 2006:5).Im Kontext dieser Forschung war das „Sehen“ von dominanter Wichtigkeit – derFotografie und dem Film wurde die meiste Beachtung geschenkt. Interessant- 12 -

ist, dass das Sehen nicht nur im methodischen Vorgehen der FeldforscherInnender Haddon-Expedition dominant war, sondern auch in einer Hypothese überdie indigene Bevölkerung einen zentralen Stellenwert hatte: Ausgehend von derHypothese, dass in „zivilisierten“ Gesellschaften die „höheren“ Sinne desSehens und Hörens am wichtigsten seien, hingegen in „primitiven“Gesellschaften eher das Fühlen, Schmecken und Riechen von Bedeutungwären. Obwohl hierzu keine eindeutigen Daten erhoben werden konnten,wurden sie dahin gehend interpretiert, dass sie einer Verifizierung derHypothese zuträglich waren (vgl. Pink 2006:5f).Haddon war nicht der einzige Anthropologe seiner Zeit, welcher vom„modernen“ Medium Film in seinen Forschungen Gebrauch machte: Auch FranzBoas, Baldwin Spencer und Frank Gillen integrierten Film und Fotografie in ihreForschungsmethoden. Obwohl die Forschungsarbeiten von Haddon, Spencerund anderen2 auf die Methode der Feldforschung freilich Einfluss hatte, so wirddiese eher dem Wirken von Bronislaw Malinowski, Franz Boas, Alfred ReginaldRadcliffe-Brown und Marcel Mauss zugesprochen (vgl. Pink 2006:6).Wie das Beispiel Boas zeigt, wurde das evolutionäre (ebenso auch das visuelle)Paradigma zunehmend abgelehnt. Boas Zugang zu visuellen Medien wieFotografie und Film war zwiegespalten: Einerseits war er aktiver Fotograf undmachte auch umfassende Filmaufnahmen, andererseits war er der Auffassung,dass Kultur nur historisch zu verstehen sei und misstraute dem Visuellen, da es(vermeintlich) nur die Oberfläche zeigte.Generell entwickelte sich die Ethnologie in den Jahrzehnten nach dem ErstenWeltkrieg vom Sensorischen (und daher auch Visuellen) weg, da sie im Zugeihrer Etablierung als wissenschaftliche Disziplin gewissermaßen gezwungenwar, visuelle Medien (wie Fotografien und Filme) aufgrund ihrer im damaligenakademischen Diskurs als problematisch erachteten Subjektivität abzulehnenund auf „objektivere“ visuelle Metaphern (wie etwa Diagramme, Gitternetze etc.)zurückzugreifen (vgl. Pink 2006:8)3 .Doch obwohl bis 1950 das Visuelle in der Anthropologie nur marginalvorhanden und beachtet wurde, gab es einige ForscherInnen, welche sich auchin dieser Periode visueller Medien bedienten, wie etwa Evans-Pritchard, Stirlingoder Pitt-Rivers (vgl. Pink 2006:9).In den kontroversiellen Debatten zwischen 1960 und 1980 herrschte immernoch die Meinung vor, visuelle Forschungsmethoden seien nicht objektivgenug, außerdem nicht repräsentativ und unsystematisch. Die Frage, welcheeifrig diskutiert wurde, war, ob visuelle Aufnahmen und Bilder dieBeobachtungen der Sozialwissenschaften brauchbar unterstützen können.AnthropologInnen wie Mead, Collier und Becker verteidigten Film und Video.Margaret Mead (1995:9f) meinte einmal zur mangelhaften Objektivität vonVideoaufnahmen, dass ja auch Kameras aufgestellt werden könnten, welche2Wie etwa Carl Lumholtz (1902) oder der Österreicher Rudolf Pöch, welcher einer der Pionieredes ethnografischen Dokumentarfilms war und in Bild- und Ton indigene Gesellschaften inNeuguinea dokumentierte (1901-1906).3Siehe auch Grimshaw (2001:67).- 13 -

durchgehend ohne menschliche Intervention filmten und somit jeglicherSubjektivität entbehrten. Sie wollte damit darauf hinweisen, dass das MediumFilm an sich nicht subjektiv sei.In der Debatte um die Visuelle Anthropologie wurden vor allem kritischeStimmen hinsichtlich dessen laut, dass Fotografien, welche während desAufenthalts im Feld gemacht wurden, als Urlaubsfotos zu betrachten und dassBilder immer nur verzerrte, subjektive Darstellungen einer vermeintlichenRealität seien. Doch auch gegenteilige Stimmen gab es, welche denStandpunkt vertraten, dass die visuelle Anthropologie unter strenger Kontrollesehr wohl einen hilfreichen Beitrag als objektive Aufnahmemethode leistenkönne (vgl. Pink 2001:7). Nie jedoch wurde der damals scheinbar objektiveCharakter des wissenschaftlichen Films in Frage gestellt (siehe auchPuchegger-Ebner, 2004:50ff).In den frühen 1970er Jahren wurde die „Society for the Anthropology of VisualCommunication“ als Unterabteilung der „American Anthropological Association“gegründet (vgl. Pink 2006:10).Collier und Collier (1986:149) beschreiben in der Neuauflage ihres Buches„Visual Anthropology: Photography as Research Method“, dass„gute Video- und Filmaufnahmen für die Forschung letztlich das Produkt vonorganisierter und konsistenter Beobachtung sind. Das Equipment kann denBeobachter/Forscher nicht ersetzen (außer in speziellen Umständen).“Sie interpretieren Fotografien und Filme also als Abbild der Realität.Gleichzeitig kam es jedoch in dieser Dekade zur Wende: Im selben Jahr deroben genannten Publikation erschien von James Clifford das Buch „WritingCulture“ (1986),

„Schamanische Reise“. Folgend beschreibe ich den empirischen Teil meiner Forschung, welcher sich mit Darstellungsmöglichkeiten von Heilritualen im Wissenschaftsfilm anhand des Beispiels „Wenn Ahnen Träumen“, den einzelnen Phasen der Filmproduktion so wie mit weiteren empirischen Daten, welche im Zuge

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