Nicola Doherty Liebe, Schnee Und Andere Desaster

3y ago
31 Views
2 Downloads
1.19 MB
31 Pages
Last View : 18d ago
Last Download : 3m ago
Upload by : Abram Andresen
Transcription

Nicola DohertyLiebe, Schnee und andere DesasterDoherty Liebe, Schnee und andere Desaster.indd 111.08.17 10:26

Foto: Andrew ColvinNicola Doherty ist in Dublin aufgewachsen, ihreAusbildung erhielt sie amTrinity College in Dublinund in Oxford. Sie war zehnJahre lang im Verlagswesentätig, erst als Assistentin eines Literaturagenten,dann als Lektorin bei Hodder, zuletzt als WerbeDIE AUTORINtexterin. Heute lebt sie mitihrem Mann im Norden von London. Liebe, Schnee undandere Desaster ist ihr erster Roman bei cbt.Mehr zu der Autorin auf nicoladohertybooks.com undauf Twitter @nicoladohertyMehr zu cbt auch auf Instagram @hey readerDoherty Liebe, Schnee und andere Desaster.indd 211.08.17 10:26

Nicola DohertyLiebe, Schneeundandere DesasterAus dem Englischenvon Marion RiedelDoherty Liebe, Schnee und andere Desaster.indd 311.08.17 10:26

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritterenthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keineHaftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen,sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt derErstveröffentlichung verweisen.Dieses Buch ist auch als E-Book erhältlich.Verlagsgruppe Random House FSC N0019671. Auf lageDeutsche Erstausgabe November 2017 Nicola Doherty 2016Die englische Originalausgabe erschien 2016 unter dem Titel»Love and other man-made disasters« bei Indigo,an imprint of Hachette Children’s Group, London. 2017 by cbt Kinder- und Jugendbuchverlagin der Verlagsgruppe Random House GmbH,Neumarkter Straße 28, 81673 MünchenAus dem Englischen von Marion RiedelLektorat: Christina NeiskeUmschlaggestaltung: *zeichenpool, Münchenunter Verwendung mehrerer Motive vonGettyimages (lechatnoir); shutterstock (Olga Gavrilova)he · Herstellung: eSSatz: KompetenzCenter, MönchengladbachDruck und Bindung: GGP Media GmbH, PößneckISBN: 978-3-570-31185-1Printed in Germanywww.cbt-buecher.deDoherty Liebe, Schnee und andere Desaster.indd 411.08.17 10:26

1Hier sind ein paar der Dinge, die mir Angst machen:1.2.3.4.5.Der Klimawandel.Ein dritter Weltkrieg.Terroranschläge.Krebs zu bekommen und zu sterben.Krebs zu bekommen und zu sterben, ohne michje verliebt zu haben. Ich bin ziemlich sicher, dass,sollte ich Krebs bekommen, in meiner Selbsthilfegruppe kein toll aussehender Typ sein wird.6. Dass meine Haare in einer Bus- oder Autotürhängen bleiben und mich strangulieren.7. Von einem Serienmörder gekidnappt und umgebracht und bei irgendjemandem im Garten hinterm Haus vergraben zu werden.8. Durchs Abitur zu fallen. Oder schlecht abzu5Doherty Liebe, Schnee und andere Desaster.indd 511.08.17 10:26

9.10.11.12.13.14.schneiden und ab da läuft alles schief und ich finde keinen Job und muss für immer zu Hause wohnen – wo auch immer zu Hause ist.Dass die Gesellschaft kollabiert und ich sterbe,weil ich nicht weiß, welche Beeren man essenkann.Zombies. Klar existieren sie nicht, aber trotzdem.Skifahren und andere gefährliche Sportarten.Stadtfüchse. Sie wissen, wie man in Häuserkommt, und in den Nachrichten wurde von e inemberichtet, der einen Mann wegen seiner Quicheangefallen hat.Dass meine Eltern sich scheiden lassen und meineMutter wieder heiratet.Dass meine Mutter einen Mann heiratet, der vonuns erwartet, dass wir mit seinen Zwillingen Skifahren gehen.Bisher sind nur Punkt 13 und 14 eingetreten.Doherty Liebe, Schnee und andere Desaster.indd 611.08.17 10:26

2Am liebsten wäre ich buchstäblich überall, nur nichthier.Okay, das nehme ich zurück. Das Wort buchstäblich ist hier falsch. Ich würde nicht in einem postapokalyptischen Ödland leben wollen. Wobei ich dortimmerhin gezwungen wäre, schnell groß zu werden,und ich wäre ein freier Mensch, statt auf einer österreichischen Autobahn auf der Rücksitzbank einesgeliehenen Mercedes festgeschnallt zwischen zwei8-jährigen Jungs zu sitzen.»Geht’s euch gut da hinten?«, fragt Mum und drehtsich strahlend zu uns um. Das ist typisch für meineMutter: Erst trifft sie unpopuläre Entscheidungen,und dann möchte sie bestätigt bekommen, dass sie gutsind. Wie zum Beispiel, als sie mich bat, auf ihrerHochzeit mit Ed Blumenmädchen zu sein. Wer hat7Doherty Liebe, Schnee und andere Desaster.indd 711.08.17 10:26

jemals von einem 17-jährigen Blumenmädchen gehört?»Juno? Ist alles okay?«Ich muss mich räuspern, weil ich schon so langenichts mehr gesagt habe. Ich möchte gerade »Allesokay« antworten, als Ed anfängt: »Simon? Simon?Okay, ja, ich kann dich hören. Was hat Boots denngesagt?«Mum sieht noch immer zu mir: Als Antwort schaueich sie groß an, deute mit dem Kinn auf Ed, drückemich in den Rücksitz und halte mich an meinem Gurtfest. Mum schaut mich ebenso groß an und dreht sichwieder um. Ich muss nichts sagen; sie weiß, was ichvon Leuten halte, die während des Fahrens telefonieren. Auch wenn es über die Freisprecheinrichtungist.Ich bin nicht paranoid – ich bin sicherheitsbewusst.Im Kino versuche ich immer, in der Nähe von Notausgängen zu sitzen, und schaue nach dem bestenFluchtweg, falls es zu einer Art Geiselnahme kommensollte. Im Flugzeug trage ich nur Naturfasern, da synthetische Kleidung bei einem Absturz die schlimmsten Verbrennungen verursacht. Ich konzentriere michwährend des Fluges, so gut ich kann, um das Flugzeugdabei zu unterstützen, in der Luft zu bleiben, undwenn ich es mir leisten kann, kaufe ich vor dem Boarding eine Flasche Parfüm, denn offenbar sinkt das8Doherty Liebe, Schnee und andere Desaster.indd 811.08.17 10:26

Absturzrisiko, wenn man gerade 25 Pfund für Parfümausgegeben hat. In Heathrow hab ich mal eins gekauft, das Zufall hieß – was mir im Nachhinein etwasunheilvoll vorkommt. Zufall gehört nicht zu meinenTopfavoriten im Leben. Gäbe es ein Parfüm, dasSicherheit oder Gewissheit hieße, würde ich es definitiv tragen. Ich würde mich von Kopf bis Fuß damiteinsprühen.Gott sei Dank beendet Ed das Telefonat, ohneeinen Unfall zu bauen. Zumindest diesmal.»Alles okay da hinten, Jungs?«, fragt er über dieSchulter.Henry und Josh antworten nicht; sie sind an ihreiPads angestöpselt und töten Dinge auf ihren Bildschirmen. Obwohl sie gerade mal acht Jahre alt sind,haben sie beide ein iPad. Das ist absurd. Wenn derAkku meines Telefons mich nicht bereits im Flugzeugim Stich gelassen hätte, würde ich jetzt eines meinerHörbücher anhören, anstatt auf diese endlose Kettevon Skihütten, Hotels und verschneiten, immer dunkler werdenden Feldern hinauszustarren. Wir kommenimmer wieder an roten LED-Anzeigetafeln mit mysteriösen Plänen und Zahlen vorbei. Ich würde gernewissen, was das ist, aber ich kann Ed nicht fragen,denn obwohl er offiziell mein Stiefvater ist, ist er fürmich immer noch wie ein Fremder.»Was bedeuten all diese Zahlen, Ed?«, fragt meine9Doherty Liebe, Schnee und andere Desaster.indd 911.08.17 10:26

Mutter. Es ist unheimlich, wie wir mit unseren Gedanken manchmal genau auf einer Wellenlänge liegen.Aber dann wiederum fühlt es sich zeitweise so an, alskäme sie von einer weit, weit entfernten Galaxie.»Sie zeigen, welche Abfahrten offen sind, und dieSchneehöhe auf dem Berg. Diese Abfahrt hier, beiSt. Anton, hat einhundertfünfzig Zentimeter Schneeam Berg.«»Fantastisch!«, sagt meine Mutter in einem Ton,der so erfahren klingt, als wäre sie ihr Leben langjeden Winter Ski fahren gewesen.Ed lacht. »Nicht wirklich, Siobhan. Das ist ziemlich durchschnittlich. Aber schön, dass du dich sofreust.«Das gehört zu den Dingen, die ich an ihm nichtmag. Jedes Mal, wenn meine Mutter etwas Blödes vonsich gibt, lacht er, als ob er das süß findet – als ob esihm gefällt, dass sie dümmer ist als er. Was sie nichtist. Ihr einziges Problem besteht darin, dass sie zu anpassungsfähig ist. Sie ist wie ein Chamäleon. Sobaldsie zum Beispiel mit anderen Iren zusammen ist,klingt sie gleich viel irischer und ich würde am liebsten im Erdboden versinken. Und nun, da sie mit Edverheiratet ist, möchte sie uns zu einer dieser sportlichen Familien machen, die zu Ostern gemeinsamSki fahren gehen.Aber ich möchte mich nicht über Mum ärgern. Im10Doherty Liebe, Schnee und andere Desaster.indd 1011.08.17 10:26

merhin ist sie die einzige Person im Auto, die michauf dieser Reise wirklich dabeihaben möchte.»Nein, Ed. Sie ist zu jung«, hörte ich sie sagen, alsich eines Abends im Februar nach einem Film mitEmma heimkam.Ich verharrte im Flur. Eigentlich wollte ich nichtlauschen, aber ich wollte hören, wofür genau ich zujung sei. Für eine arrangierte Heirat? Um in einSchweizer Mädcheninternat geschickt zu werden?Insgeheim gefällt mir die Idee vom Mädcheninternat.Ich stelle mir das wie in The Sound of Music vor, einermeiner Lieblingsfilme – mit Ausnahme der Nazis.Mein Ex, Jack, mag The Sound of Music auch, wasmir im Nachhinein ein Hinweis darauf hätte sein sollen, dass wir nicht füreinander bestimmt waren. Hinweise gab es viele, aber ich habe nicht wirklich geschaltet, bis er bei mir übernachtet hat, als meineMutter weg war. Ich hatte mich ganz auf einen romantischen Abend vor dem Kamin eingestellt, aber nachein paar Küssen verlief alles im Sande. Am nächstenMorgen hörte ich ihn unter der Dusche »Let it go«singen und da machte es irgendwie klick.»Ich finde nicht, dass sie zu jung ist«, sagte Ed.Nach einer Pause fuhr er fort: »Aber es ist selbstverständlich deine Entscheidung.«»Ich kenne Juno halt: Sie sagt, dass es ihr nichtsausmacht, aber sie hätte Angst, eine Woche lang alleine11Doherty Liebe, Schnee und andere Desaster.indd 1111.08.17 10:26

zu Hause zu sein. Und ich dachte, es ist wichtig,dass wir etwas als Familie unternehmen?« Ihre Stimmehatte einen fragenden Ton, der mir das Herz brach,und ich freute mich beinahe für sie, als er mit »Jaklar« antwortete. Aber er klang nicht gerade überzeugt. Dann sprach sie weiter: »Ist es das Geld? Ichkann etwas beisteuern «»Nein, nein. Mach dir darüber keine Gedanken.«Erneute Pause. »Obwohl es ein Haufen Geld ist,wenn es ihr dann nicht gefällt.«»Das weißt du doch gar nicht«, sagte meine Mutterin verletztem Ton.»Ich weiß, Schatz. Es tut mir leid. Komm her.«Und dann folgte ein Geräusch, das zehnmal schlimmer als der vorausgehende Wortwechsel war, weshalb ich mich wieder nach draußen schlich und einmal um den Block lief, bevor ich erneut nach Hausekam und mich diesmal ausreichend ankündigte, indem ich die Tür zuschlug und mit den Schlüsselnklimperte.Eigentlich hätte ich hereinplatzen und sagen sollen,dass ein 17-jähriges Mädchen sehr wohl alt genug sei,um alleine zu Hause zu bleiben, wenn es das sei, wasEd wolle. Ganz ehrlich, was wäre beängstigender:alleine zu Hause zu bleiben und ein bisschen zu lernen oder in einen Urlaub zu fahren, in dem ich mirernsthaft das Genick brechen könnte, sodass ich den12Doherty Liebe, Schnee und andere Desaster.indd 1211.08.17 10:26

Rest meines Lebens an der Herz-Lungen-Maschinehängen würde? Aber als ich das am nächsten Tag meiner Mutter zu verstehen gab, bekam ich eines ihrerseltenen, aber entschiedenen »Neins« zu hören. Ichwerde also Ski fahren gehen. Und ja, ich werde versuchen, es zu genießen, statt Ed einen weiteren Grundzu liefern, mich als undankbare Göre zu sehen.Ed gehört zu den Gründern eines sehr, sehr bekannten Smoothie-Imperiums. Als er meine Mutterheiratete, sagte meine beste Freundin Emma (die immer positiv denkt): »Jetzt kannst du jeden Tag kostenlos Smoothies haben!« Ich hasse Smoothies. Ed machtjeden Morgen einen und der Lärm ist ohrenbetäubend; als ich das zum ersten Mal hörte, dachte ich, dasHaus stürzt ein. Er arbeitet auch zweimal die Wochevon zu Hause und lässt den ganzen Tag Sky News imHintergrund laufen. Ganz ehrlich, diese Endlos-Berichterstattung von Krieg und Terrorismus ist nichtgerade entspannend.Ich beobachte meine Mutter auf dem Beifahrersitz,wie sie Candy Crush spielt. Immer wenn ich so einSpiel spiele, seufzt sie und erzählt mir, dass es dadurchzu Neuverdrahtungen in meinem Gehirn kommt, wasADHS verursacht. Vermutlich spielt sie es nur, weilsie im Auto nicht lesen kann. Sie ist ein Büchernarr,wie ich auch.Deshalb verstehe ich auch nicht, was sie an jeman13Doherty Liebe, Schnee und andere Desaster.indd 1311.08.17 10:26

dem wie Ed findet. Mein Vater unterrichtet Philosophie am Birkbeck College, er ist intelligent, geistreichund liebenswürdig. Alle lieben ihn; er hat 600 Freundeauf Facebook. Er trägt eine Brille, Strickjacken undCordhosen und sieht ein bisschen so aus wie ein stattlicher, kahl werdender Goggelmoggel.Ed dagegen trägt Ralph-Lauren- und PenguinPoloshirts, Diesel-Jeans und Nike-Turnschuhe, erhört coolere Musik als ich und fährt eine Vespa. Wasein weiterer Sorgenpunkt für meine Liste ist: dassMum auf Eds Roller ums Leben kommt. Ob man esglaubt oder nicht – er hat auch ein Skateboard. Wennes etwas Befremdlicheres als einen 39-jährigen Mannauf einem Skateboard gibt, möchte ich nicht wissen,was es ist.»Also morgen«, sagt Ed gerade zu meiner Mutter,»dachte ich, könnten wir beide uns an einer blauenPiste versuchen, während die Kinder in die Skischulegehen?«»Hm – das hängt davon ab, was Juno möchte«, sagtMum. »Juno? Möchtest du zur Skischule oder mit unsmitkommen?«»Hm « Ich zögere. Ich weiß von meinen Internetrecherchen, dass eine blaue Piste die ungefährlichste ist – oder um genau zu sein, die zweitungefährlichste. Die grüne ist am wenigsten tödlich, gefolgtvon der blauen, dann der roten und dann der schwar14Doherty Liebe, Schnee und andere Desaster.indd 1411.08.17 10:26

zen – auch wenn ich mich selbstverständlich keinervon denen nähern werde.Bevor ich antworten kann, sagt Ed: »Entschuldige,Siobhan – du kannst nicht auf eine blaue Piste, ohnevorher in der Skischule gewesen zu sein, Juno. Das istzu gefährlich.«»Ah. Okay.«Gut. Mir ist ein schönes warmes Klassenzimmer ehviel lieber. Mum hat am Wochenende schon stundenlang wie eine Verrückte auf der künstlichen Piste inWembley geübt. Sie hatte angeboten, mich mitzunehmen, aber ich hatte Wichtigeres zu tun, wie zumBeispiel zu lernen oder meine Poren im beschlagenenBadspiegel zu untersuchen, und außerdem hatte ichgehofft, dass der Skiurlaub ins Wasser fällt. Ist er abernicht, und in der Tat wird das Auto langsamer und wirscheinen bei unserer Chaletgruppe anzukommen.Das ist nun wirklich wie aus The Sound of Music.Zweistöckig, aus gelbem Holz mit Fachwerk und Verzierungen, die Dachtraufen voller Schnee. Es siehtgemütlich, heimelig und einladend aus. Wahrscheinlich genau so, wie das Lebkuchenhaus auf Hänsel undGretel gewirkt hat, und wir wissen ja, was dann mitihnen geschehen ist.Die Jungs haben jetzt aufgehört zu spielen undschlagen sich hinter meinem Kopf.»Aua! Dad, Henry hat mich gehauen«, sagt Josh.15Doherty Liebe, Schnee und andere Desaster.indd 1511.08.17 10:26

»Hab ich NICHT! Josh hat mich an den Haarengezogen und gesagt, dass meine Skylander alle Müllsind!« Henry heult.Mum wirft einen Blick nach hinten und sagt zaghaft: »Jungs, nicht so laut bitte. Euer Vater parkt gerade ein.«Beide ziehen eine Schnute. Josh äfft sie nach: »EuerVater parkt gerade ein.« Henry, der ihn immer nachmachen muss, beginnt nun auch damit und tritt dabeigegen die Rücklehne von Mums Sitz.»Joshua! Henry!«, donnert Ed los. »Es reicht!«Die beiden sind auf der Stelle ruhig. Und ich merke,dass ich zwei völlig gegensätzliche, aber gleich starkeGefühle in mir habe:1. Sie sind Rotzlöffel und ich hasse es, wenn sie fieszu Mum sind.2. Ich verstehe vollkommen, wie sie sich fühlen.Wir haben eingeparkt. Ich möchte gar nicht aus demAuto raus, weil es hier wie in einem kuscheligen Nestist.Als wir aussteigen, kommt eine große, lärmendeGruppe von etwa acht Mädels und Jungs von einemder Chalets auf uns zu. Selbst aus dieser Entfernungkann ich erkennen, dass sie zu den coolen, einschüchternden Menschen gehören, vor denen mir graut. Sie16Doherty Liebe, Schnee und andere Desaster.indd 1611.08.17 10:26

sehen aus wie eine Jack-Wills-Model-Truppe oderMade-in-Chelsea-Statisten. Eines der Mädchen erzähltgerade lautstark irgendwas und fuchtelt mit einerZigarette herum. Die anderen reden dazwischen undlachen. Die Mädchen tragen enge Jeans, Schneestiefelund gefütterte Steppwesten, die Jungs dicke Sportjacken, Schals und Jeans.Hinter mir ist der Dritte Weltkrieg ausgebrochen.Josh schreit wegen etwas, das Henry getan hat, oderumgekehrt – das kann man bei dem vielen Geschreinur schwer sagen, aber es scheint um David, HenrysTeddy, zu gehen. Henry ist eigentlich zu alt, um miteinem Teddy herumzulaufen, aber er macht es trotzdem. Ich wünschte beinahe, ich hätte Mr Ted, meinenalten Bären, mitgenommen, der in einem Korb inmeinem Kleiderschrank lebt und den ich raushole,wenn meine Stimmung ganz unten ist.Ed hat voll in den Vereinte-Nationen-Modus geschaltet und ermittelt praktisch wie in einem Untersuchungsausschuss, wer was warum getan hat. Mumdrückt mir David in die Hand und sagt: »Juno, haltdas bitte mal.«Na toll. Als sie an mir vorbeistiefeln, mustern michalle in meinem unsportlichen langen, schwarzen Mantel, Chucks und einem Teddy im Arm. Eines derMädchen schaut mich an und sagt etwas, das alle zumLachen bringt. Über mich.17Doherty Liebe, Schnee und andere Desaster.indd 1711.08.17 10:26

Alle, außer einem Jungen, der größer und breiterals die andern ist, dunkle Augenringe und so etwaswie einen Dreitagebart hat. Er lächelt, als er Davidsieht, schaut dann aber weg, als wäre er in Gedankenwoanders. Dann sind sie vorbei und ihre Stimmenund Schritte verlieren sich in der frostigen Luft.Doherty Liebe, Schnee und andere Desaster.indd 1811.08.17 10:26

3Das Innere des Chalets sieht aus wie eine Fotoserie auseiner Zeitschrift. Alles ist aus gemütlichem, karamellfarbenem Holz, wie ein Streichholzschächtelchen, mitBalken an der Decke, dezenter Beleuchtung, niedrigenSofas und einem weißen Schaffellteppich. Da ist eingroßes loderndes Feuer mit einem Mädchen davor?Sind wir versehentlich in das Chalet von jemand anderem gestolpert?»Hallo, ich heiße Tara. Schön, dass ihr da seid!«,sagt sie überschwänglich. »Und du musst Henry sein?Oder Josh?« Sie geht in die Hocke, um ihnen dieHand zu geben, ganz wie eine dynamische Moderatorin im Kinderfernsehen. Sie ist klein und ein bisschenmollig, trägt schwarze Shorts und ein ebensolchesT-Shirt und ihre welligen blonden Haare hat sie hinter die Ohren gesteckt. Mit ihren Hamsterbäckchen19Doherty Liebe, Schnee und andere Desaster.indd 1911.08.17 10:26

ist sie auf ihre ganz eigene Art und Weise hübsch.Ach, klar – sie muss unsere persönliche Chalet-Gästebetreuerin sein.»Ich bin Josh. Das ist Henry. Wir sind acht«, sagtJosh und schaut zu ihr hoch.»Das perfekte Alter, um mit dem Skifahren zubeginnen!«, sagt sie zu Mum und Ed. »Ich habedamals – vor zehn Jahren – begonnen und es niebereut!«Als ich erfahren habe, dass beim Chalet eine persönliche Gästebetreuung dabei ist, habe ich mir eineHeidi-ähnliche Person vorgestellt, die ab und zuhereinhuscht, um ein paar Kartoffeln zu schälen. Aberdieses Mädchen ist absolut professionell: Sie gibt denGedecken den letzten Schliff und schenkt uns Proseccoein. Es bestätigt meine Theorie, dass man mit achtzehn wirklich erwachsen ist. Ich sehe sie bewunderndan und versuche mir ein bisschen was von ihr abzuschauen.»Ein Glas Prosecco, Juno?«, fragt Ed und schautsich nach mir um.»Oh – nein danke.« Ich mag keinen Schaumwein,und außerdem bin ich gerade damit beschäftigt, meinTelefon anzustecken. Gott sei Dank habe ich an meinen Steckdosenadapter gedacht. Das ist das Gutedaran, wenn man sich dauernd Sorgen macht; manwird extrem gut im Packen.20Doherty Liebe, Schnee und andere Desaster.indd 2011.08.17 10:26

»Haben Sie schon gegessen oder möchten Sie mituns essen?«, fragt meine Mutter Tara.»Oh! Das ist sehr nett. Ich habe schon gegessen,aber normalerweise bin ich ja da, um das Essen zuservieren », sagt Tara.»Ich denke, wir kommen zurecht«, sagt Mum.»Wollen Sie nicht gehen und sich einfach ausruhen?«»Sind Sie sicher? Das wäre toll«, sagt Tara undwirkt erfreut. »Die Notfallnummern und das WLANPasswort sind in diesem Ordner, falls Sie sie brauchen.Ist Frühstück um acht okay? Englisches?«»Perfekt«, sagt Mum und scheucht sie quasi zurTür hinaus.Als Tara gegangen ist, sagt Ed: »Das war sehr nettvon dir,

9. Dass die Gesellschaft kollabiert und ich sterbe, weil ich nicht weiß, welche Beeren man essen kann. 10. Zombies. Klar existieren sie nicht, aber trotzdem. 11. Skifahren und andere gefährliche Sportarten. 12. Stadtfüchse. Sie wissen, wie man in Häuser kommt, und in den Nachrichten wurde von einem berichtet, der einen Mann wegen seiner Quiche

Related Documents:

w'fmd'i' W'fm & úNd.h 2019 iy bka miqj meje;afjk úNd. i yd m%Yak m;% jHQyh yd uQ,dlD;s m%Yak-ii-, % ! % 4 2019!. # %!'" % " "# 4 !/. % # % " . . * - ii - LVK X .

- 1 - iiiiiiiiiiiiiiiii2018ishiÆ uysñliyïlïwuel iú 'QQwi,H Qiskh iyq.u iywqil%Nhdih iúNf acwriyq.u imis ú %iew wK ïiw auvWi,H Qdi I fldgi idudkH f;dr; re ;dlaIK (GIT) úNd.h 1. úNd.h yd iïnkaO fmd f;dr; re 1.1 ye skaùu YS% ,dxlsh mdi,a orejkaf.a m .Kl idCIr;dj jeä †hqKq ls fï mshjrla jYfhka

„Gott ist Liebe.“ (1 Johannes 4:8) Er ist der Geist der Liebe –wahrer, immerwährender, realer, aufrichtiger Liebe, die niemals vergeht. Seine Liebe ist ewig. Sie ist keine Erscheinung, die heute hier und morgen wieder verschwunden ist. Sie ist immerwährend. Sogar bevor wir Ihn kannten, hat Er uns schon geliebt. Er hat uns geliebt vom

Deceased members of the Cullen Family Philip Cullen, Jr. Philip Cullen, Sr. Dalton Family Davis Family Deceased members of the DeFelice Family Jacquelyn Delaporta Michael DiGiantommaso DiPasquale Family Al and Peg DiSalvo Barbara Doherty Daniel Doherty Diana Doherty Thomas and Matilda Doherty William and Fran

„Keine Liebe ist aufrichtiger als die Liebe zum Essen. (George Bernhard Shaw) Wie es sich für leidenschaftliche Profis gehört, stellen wir in unserer Küche so viel wie möglich selbst her. Dazu gehören neben frischer Pasta auch hausgemachte Fruchtaufstriche sowie kreative Chutney- Kompositionen mit aromatischem Szechuan-Pfeffer.

Liebe Gäste, herzlich willkommen bei Katsu! Wir freuen uns, Sie als Gast in unserem . „Kein Genuss ist vorübergehend; denn der Eindruck, den er hinterlässt, ist bleibend.“ . „Keine Liebe ist aufrichtiger als die Liebe zum Essen.” George Bernard Shaw

3' 11 fYa%Ksh wjidkfha YsIHYsIHdjka idudkH fm úNd.hg mq yqKq ls Íu i oyd ieliQ m% Yak m;% 07 la wvx. fmd; 4' YsIHhka bf.k .;a lr eKq ;yjqre lr .ekS u yd úNd.hg mq reÿ ùu i oyd ilia l m% Yak wvx. whs;u nexl j 5' 10 fYa%Ksh wjidk

The Adventures of Tom Sawyer Book/CD-Rom Pack by (author) Mark Twain, Jennifer Bassett (Series Editor), (9780194789004) Oxford Bookworms Library, Stage 1 (2008) 1a Tom and his Friends. 1. Who was calling Tom? 2. Where did Aunt Polly look first? 3. Where did she look next? 4. What did Tom try to do? 5. What did he have in his pocket? 6. Tom said, “Quick , _ _ _”. 7. Was Aunt .