Achtental Image-broschuere 02 - Cdn.tomas-travel

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AUFTAKTAussprache: [griàsde]Griaß di sogd ma, wenn ma wen griaßn duad.Griaß di ist die Kurzform von »griaß di God«bzw. »grüß[e] dich Gott«. Es entsprichtdem vertraulichen »Servus« (statt »Hallo«)und setzt wie »Griaß di« das Du voraus.Die entsprechende bairische Dialektvariantein der 2. Person Plural lautet griaß eich»grüße euch (Gott)«. Es liegt also keinImperativ, sondern ein frommer Wunschund damit Konjunktiv Präsens vor.(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Grüß Gott)Über dieses Magazin.Wir wussten eigentlich bis zum Druck nicht,wie wir diese Broschüre, die Sie jetzt inIhren Händen halten, nennen sollen.Der Begriff Reisemagazin trifft es vielleichtganz gut, da wir einerseits Ausflugsziele,Wander- und Radrouten darstellen, abermit den persönlichen Portraits (ab Seite 16)auch einen Blick hinter die Kulissen desAchentals werfen. Also Geschichten, dieman in klassischen Tourismusbroschüreneher nicht findet.Der Anspruch dieser ersten Ausgabe liegtdarin, dass wir mit den redaktionellenInhalten und dem Bild- und Fotostil nichtnur Reisende und Achental-Fans, sondernauch die »Dasign« (Einheimische) oder»Zuagroastn« (Neuheimische) zum Lesenund Entdecken inspirieren möchten.Foto: Wolfgang EhnDie Redaktion wünscht Ihnen viel Vergnügen– mit dem Magazin und auf Ihrenpersönlichen Expeditionen im Achental.

5»Wir sind so gernein der freien Natur,weil diese keine Meinungüber uns hat.«– Fjodor Michailowitsch DostojewskiINHALT08Das AchentalWissenswertes, Kurioses & Fakten12EssayStadt, Land, Flucht16Foto: Wolfgang EhnMenschen, die bewegenLokale Portraits–Andreas (Anderl) Aigner–Florian Starflinger–Fritz Irlacher–Andreas Kuhnlein40Die AcheEin Fluss, viele Namen44Die BergeWandern & Mountainbike52RetrospektivMona, meine Kindheit im Achental54UnterwegsOben & Unten im Achental58Tipps. Kurz & knackig.Was es im Achental sonst noch gibt60Karte & Legende62Epilog63Impressum

7Fotos: Wolfgang Ehn6CHAPTER 001

89CHAPTER 001Das Achental liegt am Nordrand der Alpen zwischen den großen Flusstälernvon Inn und Salzach, den seit Jahrtausenden benutzten Hauptverkehrslinien von Nord nach Süd. Zahlreiche Funde der letzten Jahrzehntebelegen, dass auch durch das Tal der Tiroler Ache schon seit mehr als 3.000Jahren ein reger Warenverkehr (u.a. Salz nach Südtirol und im GegenzugWein über die Alpen zu den Bayerischen Klöstern) stattfindet undschon die Menschen der Bronzezeit hier ihre Spuren hinterlassen haben.– DIE EISZEIT FORMT DAS ACHENTALVor ca. 2 Millionen Jahren entwickelte sichdas Geländerelief durch Gebirgsbildungund die Kräfte der Abtragung, die besondersan den größeren Bruchzonen im Gebirgskörper angreifen konnten.So ist das Inn- und Salzachtal angelegtworden, hier konnte das Wasser besonderseffektiv erodieren. Den großen Tälernfolgten dann kleinere, zu denen auchdas Achental gehört.– MOBILITÄT IN DER BRONZEZEITZwischen 2.200 und 750 v.Chr. war dasAchental eine wichtige Verbindungsstreckeim Voralpenland. Hier wurde Kupfer ausden prähistorischen Tiroler Bergwerken(Brixlegg, Schwaz) auf Saumwegen durchdas Achental transportiert.–GRASSAUER TAL IM MITTELALTER»Die Grassau« (Grazzowe) war imMittelalter eine Landschaftsbezeichnungfür das gesamte Achental.–BESIEDLUNG DURCH BAJUWARENIn der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts kamenbajuwarische Menschengruppen vom Chiemseeund ließen sich in Hindling, Reifing (heuteGemeinde Grassau) und in Schleching amEnde des Achentals nieder.– DIE CHIEMGAUGRAFEN,GRAF MARQUART II.Die Burg Marquartstein wurde um 1075 erbaut.1077 bekam Graf Kuno von Frontenhausen vomKaiser die Retten- und Streichenburg als Lehenübertragen. Marquart, sein Nachbar, lebte inFeindschaft mit Kuno, da er dessen TochterAdelheid auf seine Burg entführte, wo er sie1094 geheiratet haben soll. Kuno enterbte seineTochter. Doch die Ehe währte nur kurze Zeit,da Marquart auf einer Jagd schwer verletztwurde. Es sollen von zwei Brüdern gedungeneMörder gewesen sein, die ihre Mutter rächenwollten, mit der Marquart vor seiner Verbindungmit Adelheid eine Beziehung hatte.»Die Schlechinger Holztrift auf der Tiroler Achen«.Aus dem Album der Familie Aigner, Schleching.

10–HARTNÄCKIGE ÖSTERREICHERIm Österreichischen Erbfolgekrieg (1740-1748)wurde 1741 bei Marquartstein gekämpft, woein österreichisches Regiment fast völlig aufgerieben wurde (Schlacht in der Agg). Aberbereits wieder ab 1742 blieb das Tal vonÖsterreichern besetzt. Die Gegend wurdevon Österreichern, Panduren und Kroatenausgeplündert. Der Pfleger von Marquartsteinsprach von »eisenharten Zeiten«. Hinzu kam,dass die Soldaten eine Seuche einschleppten,vermutlich den Flecktyphus, der die Sterblichkeitsrate um das Achtfache ansteigen ließ.–ACHENTALBAHN1885 wurde die Bahnlinie Übersee-Marquartstein eröffnet. Der Zug bestand aus dreiPersonenwagen 2. und 3. (!) Klasse und hieltan den Stationen Mietenkam, Staudach undMarquartstein.Mit dem zunehmenden Tourismus (»Sommerfrischler«) entwickelte sich bis zum ErstenWeltkrieg ein reger Personenverkehr, ebensowieder in den 1930er Jahren (»KdF-Bewegung«). 1968 wurde der Personenverkehreingestellt, 1992 der Güterverkehr. Dort wofrüher das Bahnhofsgebäude stand, befindetsich jetzt das neue Rathaus von Marquartstein.– DAS TRIFTWESEN AUF DERTIROLER ACHETrift (abgeleitet von treiben) steht für Holztrift,den Transport von ungebündeltem Rohholz aufdem Wasser. Holz aus Tirol (weil es dort billigerwar) wurde bis Anfang des 20. Jahrhundertszu den Sägewerken im Achental getriftet.Für Pferdefuhrwerke war der Weg nach Tirol zuweit und gefährlich (Klobensteinpass). Auch alses schon Lastwagen gab, war die Straße nachKössen nur schwer zu befahren. So war bisin die 1950er-Jahre die Trift auf der Ache dieeinzige Möglichkeit Holz aus dem tirolerischenins bayerische Achental zu befördern.– »BEIM NAZIPETER«Das Nazipeter-Anwesen (Fetzengütl) ist dasin Marquartstein älteste noch im Urzustanderhaltene Bauernhaus (ca. 350 Jahre alt).Der Name »Nazipeter« hat aber nichts mit demNationalsozialismus zu tun. Von 1696 bis 1766war Ignaz Huber der Besitzer des Fetzenlehensund da im Achental schon immer Ignaz alsNaz oder Nazi abgekürzt wurde, bürgertesich schnell der Hausname beim »Nazi« ein.– ÄRGERLICHER STRASSENZUSTANDDie Qualität der Straßen im Achental blieb bisins 19. Jahrhundert hinein ein Ärgernis fürReisende und Transporteure. Der bayerischeVermessungsbeamte Joseph von Hazzi schrieb1804: »Die Gegend, die wild und öde in dieAugen fällt, ist außer Kommunikation ohneWeg, und hat nur mit dem tiroler Thal einenVerkehr«.»Der Bahnhof Marquartstein und die Lokalbahn Übersee-Marquartstein« um 1938.Josef Bock, Marquartstein.– HEUTE: GELEBTE REGIONALEINNOVATIONSKULTURUm die natürliche Vielfalt und das Achentalals Lebens- und Erholungsraum attraktiv zuerhalten, haben sich die Achental-Gemeindenim Mai 1999 zum Verein Ökomodell Achentale.V. zusammengeschlossen. In gemeindeübergreifenden Maßnahmen wird seithermit besonderer Einbeziehung der Bürgereine umweltverträgliche und zukunftsfähigeEntwicklung der Region vorangebracht.Im Mittelpunkt stehen dabei der Erhalt derNatur- und Kulturlandschaft, die Sicherungder kleinstrukturierten Landwirtschaft, dieFörderung eines naturverträglichen Tourismusund Gewerbes sowie die Nutzung erneuerbarerEnergieträger aus der Region für die Region.Weitere Informationen: www.oekomodell.de»Hinteralm im Rottauer Tal« um 1930.Bernhard Greimel, Unterwössen.

12Raus, rein und irgendwo dazwischen. Der moderne Mensch wechseltheute ständig zwischen Stadt und Land. Deswegen ist es wichtig,dass beide Seiten ihr Profil bewahren.ESSAY13»Insgeheim belächelte jede Seite die andere.Und jeder war sich bewusst, dass die Stadtnicht das Land sein kann und umgekehrt.«Text: Max ScharniggNeben vielen anderen Dingen hat derSupersommer 2018 eines deutlichgemacht: Wenn es warm wird, werden unsereStädte zu eng. Großstädte wie Münchenwachsen seit Jahrzehnten, aber dieseschleichende Verdichtung macht sich schlagartig und geradezu körperlich bemerkbar,wenn wochenlang Temperaturen jenseits der30 Grad herrschen. Neben allgemeiner Unruhebeschleunigte die Hitze eine Entwicklung,die ohnehin in einer wohlhabenden Stadt wieMünchen schon angelegt ist: Den Freizeitstress.Wir Städter, so macht es jedenfalls denEindruck, hielten es in den nachträglichisolierten, schwitzenden Häusern einfach nichtmehr aus. Wir brachen an den Wochenendenregelrecht aus diesen Mauern aus und suchtenunser kleines Heil im Grünen. Selbst Naturmuffel und überzeugte Urbanisten beanspruchten spätestens ab Juni das, was seit jeher vorden Toren liegt: die Seen und Berge. Die leichteAbkühlung, die man jenseits der 1000 Höhenmeter fand, die Erfrischung eines alpinenWaldes oder nur das Gefühl, endlich mal wiederatmen zu können, das versprach man sich vomgroßen Hitze-Exodus ins Umland. In der Folgewaren die Ausfallstraßen nahezu ständigverstopft, die näheren Seeufer bevölkert vonStadtflüchtlingen, die sich dafür spürbarhochgerüstet hatten: Vom Campingbus bis zurFloating-Flotte, von Slackline über diverseGrilltechnik bis Solarlampe, so viel Ausrüstungund mitgeführter Komfort war noch nie. Das warnicht einfach nur die Suche nach Abkühlungoder Wandervogeltum, das war Beschlagnahmeder Natur zur eigenen Erbauung nach demstädtischen Ellbogenprinzip. Und die ganzenmitgebrachten Gadgets markierten dabeipraktischerweise gleich das eigene Revier.Vollzogen wurde dieser allwöchentliche Überfallin der Überzeugung, dass dem erhitzten Städterein Stück Landleben zusteht und er sich aufWanderwegen und Bergpässen ebensoselbstverständlich zu Hause fühlen darf, wie aufder Rolltreppe und in der Rush Hour. Platz da,hier kommen wir!Klar, das ist keine ganz neue Entwicklung:Am Wochenende zog es die Städter schonimmer hinaus, schon vor 150 Jahren pflegtenKünstler und gehobenes Bürgertum regelmäßigzur Sommerfrische aufzubrechen. Schondamals war man allgemein der Auffassung, dassder feinnervige und überreizte Stadtkörper erstin der Ruhe und gesunden Frische der ländlichenUmgebung und vor erbaulicher Bergkulissewieder aufgeladen werden kann. Aber: Das warein klarer, bisweilen monatelanger Kulissentausch, der ganz bewusst vollzogen wurde.Man tauschte die Welten und kehrte EndeAugust mit Sommersprossen in die Stadtzurück. Insgeheim belächelte jede Seite dieandere. Und jeder war sich bewusst, dass dieStadt nicht das Land sein kann und umgekehrt.Heute ist man sich da nicht mehr so sicher.Stadt und Land sind einander ziemlich nahegerückt. Es sind längst nicht mehr nur wenigeWohlhabende, die sich eine Sommerfrischeleisten können, die Motorisierung und damit dieBewegunsradien einer großen Bevölkerungsschicht haben phantastische Ausmaße erreicht.Der Siegeszug des SUV macht das rechtdeutlich: Viel Platz, viel PS und die Suggestion,auch noch den letzten Bergweg erreichen zukönnen. So ausgerüstet, sehen wir Städterheute ja gleich gar nicht mehr ein, warumwir uns mit Parks, Balkon und Grünstreifenzufrieden geben sollen. Das passt nicht inunseren superindividualistischen Lebensentwurf, in dem bitteschön alles gleichzeitigmöglich sein soll: Karriere und Familie, freieLiebe und feste Beziehung, Stadt und Land etc.Zudem werden Menschen bei der Wahlihres Wohnortes notgedrungen immer pragmatischer. Bedeutet, dass auch lange Pendelstrecken in Kauf genommen werden, um niedrigereLebenskosten im Umland zu nutzen. Draußenwohnen, drinnen arbeiten, diese beliebteFormel wirft aber neue Fragen auf. Ist das dannwirklich best of both worlds? Oder doch eherein eigentlich unguter Zwitterzustand? Wohingehört man eigentlich, als Pendler, derirgendwann seine städtische Heimat verlassenhat? Gehört man in die Stadt, die einen immernoch ernährt oder in den ländlichen Raum, dereinen aufnimmt? Wo ist Heimat, wo sind dieWurzeln? Insgeheim würden viele Pendler wohlantworten, dass sich ihr wahrer Lebensmittelpunkt auf die Autobahn oder das Zugabteilverlagert hat. Nachhaltig, familiengerecht undgesund ist die lange An- und Abfahrt zur Arbeitjedenfalls nachweislich nicht. Und sie schafft,genau wie das Leben in den hochverdichtetenStädten, eben sogar noch zusätzlichenErholungsbedarf.Damit sind wir wieder beim Ausgangsthema.Unsere Leben sind anstrengend geworden,deswegen kommt den Erhol- und Rückzugsregionen erst recht eine Aufgabe von gesell-

15Foto: Julian Baumann14nahezu ständig das innere Bedürfnis, aufgepäppelt werden zu müssen. Uns selbstwieder zu regenerieren, den Akku aufzuladen,um am Montag wieder den ganzen Irrsinnertragen zu können. Früher ließ man sich maleine sechswöchige Kur verschreiben, Kassezahlte. Heute verordnet man sich notgedrungen selbst alle sechs Wochen ein verlängertesWellnesswochenende in den Bergen und ordertKaiserschmarrn – fürs Gemüt.Max Scharnigg lebt in München und ist Journalistund Autor. Er gehört zur Redaktion von Jetzt undarbeitet als Autor unter anderem für ArchitecturalDigest, Cosmopolitan und das Süddeutsche ZeitungMagazin. Außerdem schreibt er eine Kolumne in derSüddeutschen Zeitung, von der eine Auswahl 2010als Buch unter dem Titel Das habe ich jetzt akustischnicht verstanden veröffentlicht wurde. 2011 erschienmit Die Besteigung der Eiger-Nordwand untereiner Treppe sein Romandebüt, das mit demLiteraturstipendium der Stadt München gefördertund mit dem Bayerischen Kunstförderpreis sowiedem Mara-Cassens-Preis ausgezeichnet wurde.Foto: Wolfgang Ehnschaftlicher Dimension zu. Wenn »work hard,play hard« die Devise einer Stadt wie Münchenist, müssen eben auch genügend Spielplätzevorhanden sein. Etwas milder ausgedrückt:Die Genussregionen müssen ihren Charakterbewahren, ihre herrlichen Ressourcen schützenund selbstbewusst vertreten. Auch wenn esvielleicht nicht immer so wirkt, wenn wochenends die Horden anrücken: Gerade weil derZuzug in den Städten noch weiter boomt,sind wir darauf angewiesen, dass es einintaktes, entlastendes Umland gibt. Traditionsorientierte, naturnahe Regionen, die denMenschen wieder eine, naja, kleine Herzmassage und ein bisschen Luft geben können.Wie notwendig das ist, ist zum Beispiel beimHotelmarkt schon ganz gut zu beobachten.Bestseller ist da das junge Landhotel, das seineKunden aus den Städten lockt, mit dem immergleichen Konzept: Viel Wellness, viel gutesEssen (bedeutet: irgendwie regional, irgendwiedeftig), schickes bis kultiges Naturdesign mitHolz, Stein und ein bisschen Neo-Folklore undinsgesamt eine Botschaft: Ruh dich mal aus!Solche Häuser sind in den letzten fünfzehnJahren überall entstanden und der Erfolg gibtdem Prinzip recht. Wir haben heute ebenCHAPTER 001

1617PORTRAITANDREAS »ANDERL« AIGNER – LandwirtAndreas (»Anderl«) Aigner ist der Naderbauer. Während ich mit ihm an einemaußergewöhnlich schönen Spätsommervormittag auf die PiesenhausenerHochalm rauf fahre, um Fotos von der hofeigenen Alm zu machen, reden wir überseine Kindheit, Kulturlandschaft, Whatsapp und Facebook, aber ebenso übersich häufende Trockenperioden und Starkregen am Berg, die den Bauernordentlich zu schaffen machen. Im Grunde ist seine Lebensgeschichte, die in vierNaderbauer-Generationen eingebettet und am Hof in Marquartstein verwurzeltist, aber ein ganz großes Plädoyer für das einfache, aber gar nicht leichte,Leben am Land. Klar ist, ohne Herzblut tut man sich sowas nicht an.Text: Daniel Gollner, Stefan HeinischAndreas ist der älteste Sohn am Hof,hat drei Schwestern und einen Bruder.Schon ganz bald war ihm und der Familie wohlklar, dass der »Anderl« mal der nächste Bauerwird, der das Erbe verantwortungsvoll in dieZukunft führen darf. Hier im oberbayerischenAchental, genau in der Dorfstrasse 22 inMarquartstein-Piesenhausen. Seit zirkafünfzehn Jahren arbeitet er bereits aktiv amHof, seit zwei Jahren gehört er ihm sogar.Aber schon in jungen Jahren saß AndreasAigner auf dem Traktor und spürte wahrscheinlich die Naderbauer-DNA. Er wollte nie weg vonhier, findet sogar, dass es hier am schönsten ist.Eine Ausnahme: Im Zuge seiner jugendlichenSkikarriere ging es schon mal im Bus nachÖsterreich, um dort Rennen zu fahren. Andreaserinnert sich an Grenzkontrollen. »Den Passmussten wir schon herzeigen, aber schikaniertwurden wir nicht«. Das ist schon eine Weile her.Aber auch heute gibt es wieder Grenzkontrollen. Am Walserberg zwischen Salzburg undBayern.Der gelernte Zimmerer besuchte und absolvierte auch eine Landwirtschaftsschule. Einbisschen »gejuckt« hätte ihn das Weggehenaber schon, gibt er ohne zu zögern zu. AlsZimmerer wollte er nämlich »auf die Zunftgehen«, das war der Plan. Aber es kam dann,wie so oft, doch anders. Bereuen tut er nichts,der »Anderl«. Als Vater von vier Kindernscheint er sehr zufrieden zu sein, strahlt diesetiefe Ruhe aus, die Landwirte oft haben, wieich meine. Er hat – ebenso wie viele seinerBerufskollegen – ein Körperspannung, diemotorisch weniger geschickte Städter gar nurvon Titelseiten diverser sport- und freizeitanimierender Magazine kennen. Wo kommteigentlich all der körperliche (und seelische)Gleichklang des Bauernstandes her, den keinFitnessstudio-Abo schafft? Obwohl dieseBerufsgattung doch großteils unter schwereren Bedingungen arbeitet, als in ähnlichemMaße fleißige Büroangestellte, die wiederumaber doch eher Burnout-gefährdet sind, alsBauern oder Bäuerinnen. Fakt ist, es gibt garFotos: Daniel Gollnerkeine Landwirte oder Handwerker, die dieserGegenwartskrankheit verfallen. Nein, nochnie gehört. Die sind alle zu viel draußen,um überhaupt krank zu werden. Das ist ihrGeheimnis.»DES WAS MA G’ERBT HAT, SOLLTMA MINDESTENS NET SCHLECHTERWEITERVERERBEN«Klar ist es schön, wenn vier Generationengleichzeitig am Hof leben, das gibt es nichtmehr so oft und bedeutet Familie im eigentlichen Sinn. Aber natürlich müssen auch alle vomErtrag leben können, den der Hof, die Landwirtschaft, die Direktvermarktung von Almrindfleisch und die Vermietung am Berg einbringen.Früher, da hat der Andreas mit seinen zweieigenen Traktoren im Winterdienst auch nochfür die Gemeinde gearbeitet, aber damit ist nunSchluss. Die Zeit verbringt er lieber mit seinenKindern beim Skifahren, er, der ehemaligeHoffnungsträger oberbayerischer Skiwelt-cup-Ambitionen. Winterzeit ist auch »FamilyTime«, denn dann ist es etwas ruhiger imAchental und die einzige Zeit im Jahr, in derdie Akkus wieder aufgeladen werden können.Ich finde, Langsamkeit passt ja generell sehrgut zu diesem Fleck bayerischer Erde, der inseiner topographischen Beschaffenheit auchdafür sorgt, dass der Chiemsee stets Wassernachschub aus Tirol bekommt (mehr zurAche übrigens ab Seite 40).Der junge Naderbauer ist oft auf der Alm,denn »dort oben ist es schöner, als überallanders«, bringt er es mit Entschlossenheit aufden Punkt. Nachvollziehen können das aberohnehin nur diejenigen, die schon mal hieroben (oder ähnlich alpin) waren. Ein Hinweis ineigener Sache: Via Instagram kann man ganzsicher nicht den Geist des Ortes spüren, alsoden »genius loci«, was auch immer euchall die hyperaktiven »Influencer« erzählenmögen. Nein, never, ever.Eine gute Dosis Gegenkraft zum ausschließlich digitalen Reisen im Smartphoneformat

19ist ein echter, vielleicht altmodischer Besuchinklusive Übernachtung auf der Niederalm.Hier finden Stadtflüchtlinge, LandAficionados und Bergfreunde, die vomNaderbauer in Eigenleistung eigenhändigerrichtete Ferienwohnung, die einerseits denKomfort hat, den man von tallagigen Appartements kennt, aber doch mit einem gänzlichanderen Natur- und Kulturraum als unten imTal aufwarten kann, obwohl »der« dort untenim Achental ja so schlecht auch nicht ist. Werhungrig ist und gar noch weiter blicken möchte(z.B. den Chiemsee in seiner ganzen Pracht),der sollte gleich zu einer Brotzeit auf dieHochalm fahren.Fotos: Daniel Gollner»WENN DIE KLEINSTRUKTURIERTELANDWIRTSCHAFT ÜBERLEBEN SOLL,MUSS WOHL JEDER SEINE NISCHEFINDEN«30 Stück Jungvieh sind auf der Niederalm, aufder Hochalm noch mal 50 Tiere, alles Eigenviehwohlgemerkt. Und mit Hörnern. Aus Überzeugung, das fällt auf, die Leute sprechen darüberund fragen. Auf der Alm wird die täglich frischgemolkene Milch verkäst, die Molke bekommendie vier Alm-Ferkel. »Die Ferkel dürfen bei unsimmer zwei Mal auf die Alm«, sagt derPORTRAIT»Anderl« und schmunzelt, während ichhi

dem Wasser. Holz aus Tirol (weil es dort billiger war) wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts zu den Sägewerken im Achental getriftet. Für Pferdefuhrwerke war der Weg nach Tirol zu weit und gefährlich (Klobensteinpass). Auch als es schon Lastwagen gab, war

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