Leitfaden Wissenschaftliches Arbeiten

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Fachbereich Rechts- und WirtschaftswissenschaftenLehrstuhl für Marketing IUniv.-Prof. Dr. Frank HuberLeitfadenwissenschaftlichesArbeiten

INHALTSVERZEICHNISABBILDUNGSVERZEICHNIS . 31Zielsetzung des Leitfadens . 12Anfertigung der Arbeit . 232.1Wissenschaftliches Schreiben. 22.2Ausgestaltung wissenschaftlicher Arbeiten . 42.3Besonderheiten wissenschaftlicher Arbeiten . 10Herangehensweise an die Arbeit . 113.1Themensuche . 113.2Literaturrecherche . 133.2.1.Allgemeine Hinweise . 133.2.2.Literaturrecherche über das Internet. 143.2.3.Business Source Premier . 163.2.4.ABI/Inform . 163.2.5.DBIS - Datenbank-Infosystem . 193.2.6.EZB – Elektronische Zeitschriftenbibliothek . 203.2.7.Google Scholar . 213.2.8.Online-Katalog der Universitätsbibliothek und Fachbereichsbibliothek . 213.2.9.Fernleihe und subito-doc.de . 223.2.10.45Liste renommierter Zeitschriften . 233.3Entwickeln der Grobgliederung und Umgang mit der Literatur . 243.4Sichten und Lesen von Literatur . 25Gliederung. 294.1Bedeutung der Gliederung . 294.2Konkrete Ausgestaltung der Gliederung . 304.3Weitere Besonderheiten der Gliederung. 31Aufbau und Struktur der Arbeit . 325.1Abstract . 325.2Einleitung der Arbeit . 345.3Konzeptionelle Grundlagen . 375.4Theorie . 375.5Anwendung der Theorie . 385.6Abschließendes Kapitel . 39

ABBILDUNGSVERZEICHNISAbbildung 1: Voraussetzungen für die Verständlichkeit eines Textes . 6Abbildung 2: Potentielle Dimensionen eines Themas einer wissenschaftlichen Arbeit . 12Abbildung 3: Aktivierung der Remotedesktopverbindung . 15Abbildung 4: Links zur Literaturrecherche auf www.marketing-mainz.de . 15Abbildung 5: Erweiterte Suche in ABI/Inform . 17Abbildung 6: Suche nach Themengebieten in ABI/Inform . 18Abbildung 7: Suche nach Publikationen in ABI/Inform . 19Abbildung 8: Elektronische Zeitschriftenbibliothek EZB . 20Abbildung 9: Für Text zulässige Gliederungsebenen . 32

Lehrstuhl für Marketing ILeitfaden Wissenschaftliches Arbeiten11Zielsetzung des LeitfadensDas Erstellen wissenschaftlicher Arbeiten, seien es Seminar-, Bachelor-, Master- oder Diplomarbeiten, ist ein komplexer Prozess. Daher soll dieser Leitfaden Hilfestellung bei der Anfertigung einer solchen Abhandlung geben. Der Schwerpunkt liegt auf der Anfertigung empirischer Arbeiten. Dabei kann nicht vollständig beschrieben werden, was eine wirklich gutewissenschaftliche Arbeit auszeichnet - dies lernt man erst durch die Lektüre von Fachzeitschriften, Büchern und Sammelwerken. Jedoch wird hier auf wesentlichen Sachverhalte unddie größten Mängel bei der Anfertigung von Seminar-, Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten eingegangen. Der Leitfaden folgt dabei in seiner Struktur im Wesentlichen einem möglichen Vorgehen beim Verfassen einer wissenschaftlichen Abhandlung.Der Leitfaden gliedert sich folgendermaßen auf. In Kapitel 2 werden Grundlagen über daswissenschaftliche Arbeiten vermittelt und aufgezeigt, was deren Besonderheit ausmacht. DieHerangehensweise an eine wissenschaftliche Arbeit erfährt in Kapitel 3 eine ausführliche Beschreibung. Dabei gibt Kapitel 3.1 Einblicke in die Vorgehensweise bei der Themensuche.Kapitel 3.2 leistet Hilfestellung bei der Suche und Identifikation geeigneter Publikationen undStudien für die eigene Arbeit. Anschließend wird in Kapitel 3.3 und Kapitel 3.4 beschrieben,wie an die recherchierte Literatur heranzugehen ist und diese für die Entwicklung einer erstenGliederung genutzt werden kann. Kapitel 4 hebt die zentrale Bedeutung der Gliederung heraus und vermittelt zu beachtende Besonderheiten bei der Erstellung. Eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Kapitel der anzufertigenden Arbeit erfolgt in Abschnitt 5. Hierbeiwird entsprechend der Abfolge in der idealtypischen Gliederung vorgegangen. Das Ende desLeitfadens bildet Kapitel 6 mit den Richtlinien zur Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten.

Lehrstuhl für Marketing ILeitfaden Wissenschaftliches Arbeiten2Anfertigung der Arbeit2.1Wissenschaftliches Schreiben2Das wissenschaftliche Schreiben stellt für Viele zu Beginn ein Problem dar, auch wenn diebetreffende Person sonst keine Schwierigkeiten hat, Texte zu verfassen. Die Ursache liegt indem für wissenschaftliche Arbeiten wesentlich komplexeren Entstehungsprozess sowie dembenötigten, äußerst speziellen Wissen. Für die Anfertigung einer solchen Arbeit wird fundiertes Sachwissen über das Thema Kenntnisse über den Stand der Forschung Kenntnis über die für das Gebiet typische Rhetorik sowie sprachliche Kompetenz, um sich in einer wissenschaftlichen Sprache und einem solchen Stil auszudrückenbenötigt. Die Inhalte für die anzufertigende Abhandlung müssen nicht nur bereitgehalten werden, sondern auch in eine logische Beziehung gesetzt und die notwendige sprachliche Formgebracht werden, die die Beziehung abzubilden in der Lage ist. Zudem ist der Text auf diepotentiellen Leser auszurichten. Der komplexe Erstellungsprozess einer wissenschaftlichenAbhandlung lässt sich in mehrere Phasen unterteilen, die sich mindestens überlappen, wennnicht sogar den regelmäßigen Rücksprung in vorhergehende Phasen notwendig macht:PhaseArbeitsschritteVertraut machen mit - Literatur suchen und lesenWerkzeug- Bibliotheken: Literatur-Gegenstand und den- Thema eingrenzen und präzisierendatenbanken, Bibliogra-Schreibprozess vor-- Ideen sammelnphien, Schlagwortkata-bereiten- Fragestellung und Zielsetzunglogeformulieren- Methode festlegen- Schlüsselaussagen, Forschungsergebnisse oder Argumente sammeln- Empirisch zu überprüfendes Modell erstellen- Lese- und Exzerpiertechniken- Brainstorming

Lehrstuhl für Marketing ILeitfaden Wissenschaftliches ArbeitenStrukturieren desMaterials- Elemente aus dem Assoziationsprozess auswählen und zentraleGesichtspunkte bestimmen- Material nach dem übergeordnetenGesichtspunkten zusammenstellen- Vorläufige Gliederung erstellen3- Mind-Map als Strukturierungs-methode- Gliederungsformen und funktionen im PC (Textverarbeitung)- Karteikartentechnik- Über Adressaten nachdenkenRohfassung schreiben- die strukturierten Erkenntnisse ineine angemessne Sprache bringen- Zitate, Grafiken usw. einmontieren- Zitier- und Verweistechniken- Zentrale Begriffe definieren- Standard-Textmuster- Eigene Position/ Stellungnahme- Textverarbeitungspro-formulieren- Literaturverzeichnis anlegenText überarbeiten- Lexikagramm- Fachspezifische Gestal-- Deckblatt gestaltentungshinweise für wis-- Formatierensenschaftliche Arbeiten- Den Text unter Berücksichtigung- Rechtschreibewörter-der Intentionen lesen, bewertenbuch, Rechtschreibepro-und korrigierengramm- Auf Kohärenz, roten Faden, argumentative Schlüssigkeit prüfen- Sprachliche Richtigkeit überprü-- Grammatik- Rückmeldung durchkompetenten Zweitleserfen: grammatikalische und orthografische Fehler korrigieren- Zitate und Verweise überprüfen- Korrekturlesen lassenDie Besonderheit wissenschaftlicher Texte besteht darin, dass sie sich aus Bestandteilen anderer wissenschaftlicher Arbeiten zusammensetzen. Daher ist zum einen die systematische Literaturrecherche von großer Wichtigkeit für die Erstellung eines solchen Textes, zum anderenstellt das Verstehen und Exzerpieren fremder Texte einen wesentlichen Erfolgsfaktor dar.Sinnvoll ist einen Ablaufplan für den gesamten Erstellungsprozess anzufertigen und somit denZeitablauf zu fixieren. Die Rohfassung sollte dabei möglichst schnell zu Papier gebracht werden. Die sprachliche Perfektion steht hier im Hintergrund, vielmehr sollten die aufgestellten

Lehrstuhl für Marketing ILeitfaden Wissenschaftliches Arbeiten4Gliederungspunkte abgearbeitet werden, ohne das Schreiben durch die Beachtung der Sprachezu hemmen. Die zum bearbeiteten Thema veröffentlichten wissenschaftlichen Erkenntnisse,müssen dabei aufgegriffen und in den Kontext des eigenen Beitrages des bearbeiteten Themaseingebunden werden. Vor Abgabe der Arbeit ist die gründliche Überarbeitung der Arbeit besonders wichtig, wobei es folgende Punkte zu berücksichtigen gilt: Klarheit der Gliederung? Themengerechtigkeit? Aussagekräftigkeit der Überschriften? Folgerichtigkeit der Sachinhalte? Formale Abschnitte entsprechend gedanklichen Einheiten richtig gesetzt? Überflüssige Textteile? Verbesserungswürdige Passagen, da schwer verständlich oder kompliziert? Wiederholungen eliminiert? Fachausdrücke überprüft?2.2Ausgestaltung wissenschaftlicher ArbeitenDie Lesbarkeit einer wissenschaftlichen Arbeit wird maßgeblich determiniert durch eine geeignete sprachliche Darstellung. In der Regel zeichnen sie sich durch einen spezifischen Stilaus, der als sachlich-nüchtern, präzise, klar und einfach charakterisiert werden kann und freivon subjektiven Wertungen oder Polemik sein sollte. Gleichzeitig ist die Ich-Form grundsätzlich zu vermeiden, da der Autor hinter die Sache zurückzutreten hat. Zu verwechseln ist dasnicht damit, dass der Verfasser keine eigene Meinung oder Kritik transportieren darf. Häufigist das sogar notwendig oder wünschenswert, allerdings sind solche Passagen mittels Zwischenüberschriften oder Fußnoten eindeutig von Sachdarstellungen zu trennen und ausdrücklich zu begründen. Genauso verhält es sich bspw. mit der kritischen Reflexion beschriebenerSachverhalte.Wissenschaftliche Texte sind zwar grundsätzlich mit einem gewissen Maß an Einfachheit zuentwerfen, sollten jedoch nicht zu monoton sein oder farblos wirken. In diesem Zusammenhang ist auf Passivkonstruktionen zu verzichten. Ein einfacher und gut lesbarer Text bestichtdurch relativ kurze und kaum miteinander verschachtelte Sätze. Die Verwendung von Fachund Fremdwörtern, die für die präzise Erläuterung eines Sachverhaltes nützlich sind, bedürfen

Lehrstuhl für Marketing ILeitfaden Wissenschaftliches Arbeiten5einer Erläuterung bei deren Einführung. Es ist zu beachten, dass ein Text durch die Verwendung vieler Fremdwörter nicht zwingend wissenschaftlicher wird.Die Verständlichkeit eines Textes kann der Autor durch grafische Darstellungen wesentlichsteigern. Sowohl Grafiken als auch Tabellen sind dazu geeignet, Informationen stark zu verdichten und auf geringem Raum darzustellen. Mittels Beschriftungen und gegebenenfalls einer Erläuterung (Legende) sollte dem Leser jedoch verdeutlicht werden, wie dieser die Darstellung zu lesen und interpretieren hat. Während solche Erläuterungen ein Teil der Grafikenoder Tabellen sein sollten, ist eine knappe, die wesentliche Aussage der Darstellung hervorhebende Interpretation in den Text aufzunehmen. Ausschweifende Verbalisierungen der grafischen Details sind allerdings nicht sinnvoll. Die Darstellung würde damit ihren eigentlichenZweck verlieren; nämlich die kurze und prägnante Vermittlung eines komplexen Sachverhalts.Grafiken und Tabellen gehören normalerweise in den Textteil und müssen dort aufgenommenwerden, wo ihre Illustration zur Verdeutlichung oder Detaillierung der sprachlichen Darstellung benötigt wird. Abbildungen, die für das Verständnis des Textes notwendige Hintergrundinformationen oder im Text erwähnte Sachverhalte liefern, sind in den Anhang aufzunehmen.Hierbei ist an empirische Primärerhebungen zu denken, die oftmals mehr interessante Faktenenthalten, als im Text verarbeitet werden können. Schließlich sind weitere Äußerlichkeiten fürden Gesamteindruck der Arbeit von Belang. Das Manuskript muss frei sein von Rechtschreib, Interpunktions-, und Tippfehlern. Die Zeit für die Bearbeitung sollte also so eingeteilt werden, dass alle Mängel mittels gründlichen Korrekturlesens vor dem Abgabetermin beseitigtwerden können. Dazu zählen auch etwaige sprachliche bzw. stilistische Unsauberkeiten.Werden einige Dinge bei der Darstellung wissenschaftlicher Sachverhalte beachtet, kannProblemen bei der Verständlichkeit erfolgreich begegnet werden. So wird dem Leser das Studium der Arbeit maßgeblich erleichtert, da Verständnisschwierigkeiten meist auf eineschwerverständliche Ausdrucksweise zurückzuführen ist und weniger vom Inhalt abhängt.Als die wichtigsten Merkmale für die Verständlichkeit von Texten können folgende Eckpfeiler gesehen werden.

Lehrstuhl für Marketing ILeitfaden Wissenschaftliches Arbeiten6Anregende SätzeKürze - PrägnanzEinfachheitGliederung - OrdnungGut verständlicher TextDer Arbeit zugrunde liegender SachverhaltAbbildung 1: Voraussetzungen für die Verständlichkeit eines TextesDiese die Verständlichkeit einer Abhandlung steigernden Merkmale stehen in keiner eindeutigen Beziehung zueinander, d.h. sie bedingen sich nicht zwangsläufig gegenseitig. So kanneine Abhandlung kurz und ungegliedert, aber auch gut gegliedert und zu weit gefasst sein. AlsAusnahme sind die Merkmale Kürze bzw. Prägnanz und „anregende Zusätze“ zu sehen. DerAutor muss hierbei die Frage nach „Kürze oder Anregung“ beantworten. Dabei gilt, für Zusätze nicht auf Prägnanz zu verzichten, sondern bei diesen ebenfalls auf Kürze und PrägnanzWert zu legen: Zusätze sind folglich kurz zu halten und streng auf das Informationsziel auszurichten. In welchem Ausmaß die vier Merkmale zu erfüllen sind zeigt folgende Übersicht: Einfachheit: der Informationsinhalt sollte einfach aufgenommen werden können. DasOptimum liegt bei Gliederung - Ordnung: klare Übersichtlichkeit und eindeutige Unterscheidung zwischenWesentlichem und Unwesentlichem. Auch hier liegt das Optimum bei Kürze - Prägnanz: nicht nur weit schweifende Texte sind schwierig zu Verstehen, sondern auch knappe und gedrängte Sätze erschweren das Verständnis. Diese Merkmalsollte deshalb in seiner Ausprägung bei bzw. 0 liegen Anregende Zusätze: die Abhandlung sollte mit solchen Zusätzen nicht überhäuft werden, allerdings in ausreichendem Maß vorhanden sein. Das Optimum liegt hier bei 0und

Lehrstuhl für Marketing ILeitfaden Wissenschaftliches Arbeiten7Die Einfachheit bezieht sich auf die in den Sätzen enthaltenen Wörter sowie auf den Satzbau.Für die sprachliche Formulierung bedeutet dies, dass geläufige und anschauliche Wörter zukurzen und einfachen Sätzen zusammengefügt werden. So erfasst der Leser die Wörterschneller und kann leichter den Zusammenhang herstellen. Das Merkmal „Einfachheit“ umfasst folgende teinfache Darstellungkomplizierte Darstellungeinfache Sätzegeläufige WörterFachwörter erklärtlange, verschachtelte Sätze 0---konkretnicht geläufige WörterFachwörter nicht erklärtabstraktanschaulichunanschaulichDie Einprägsamkeit der dargestellten Sachverhalte steigt mit einer guten Gliederung und derOrdnung innerhalb des Textes. Dabei unterscheidet man zwischen innerer und äußerer Gliederung. Während die innere Ordnung die Folgerichtigkeit und den logischen Aufbau verlangt(Darbietung der Informationen in einer sinnvollen Reihenfolge), beschreibt die äußere Gliederung die Verwendung drucktechnischer Mittel, um den Textaufbau deutlich zu machen. Dabeiwerden zusammengehörige Teile mittels Absätzen gruppiert. Die folgende Abbildung zeigt inübersichtlicher Form, welche einzelnen Eigenschaften das Merkmal g -AusprägungUngegliedertheit - rtfolgerichtigzusammenhanglosübersichtlichgute Unterscheidung vonWesentlichem und Unwesentlichemder rote Faden bleibt sichtbarlogische Reihenfolgeunübersichtlich 0---schlechte Unterscheidungvon Wesentlichem und Unwesentlichemkein roter Faden erkennbaralles geht durcheinander

Lehrstuhl für Marketing ILeitfaden Wissenschaftliches Arbeiten8Die Kürze und Prägnanz bezieht sich auf die angemessene Länge des Textes hinsichtlich desInformationsziels. Sind die Ausführungen zu ausführlich, kann dies von den wesentlichenInhalten ablenken. Gleichzeitig ist eine zu knappe und gedrängte Ausdrucksweise kontraproduktiv. Folgende Eigenschaften beschreiben das Merkmal „Kürze-Prägnanz“:Kürze - PrägnanzAusprägungWeitschweifigkeitzu kurzzu langauf das Wesentliche be-viel Unwesentlichesschränktgedrängtbreit 0---aufs Lehrziel konzentriertabschweifendausführlichknappviel hätte man weglassenjedes Wort ist notwendigkönnenDas Merkmal „anregende Zusätze“ eines Textes soll eine animierende und anregende Reaktion des Lesers hervorrufen. Dafür existieren unterschiedliche Mittel, wie z.B. rhetorische Fragen oder reale Beispiele. Die folgende Abbildung zeigt in übersichtlicher Form, welche einzelnen Eigenschaften das Merkmal „anregende Zusätze“ umfasst.Anregende ZusätzeAusprägungKeine anregende ern persönlich 0---farblosgleich bleibendunpersönlichSoll ein Text also sehr gut verständlich sein, eignet sich erfahrungsgemäß die Anwendungfolgender Merkmalsausprägungen bei der Anfertigung einer solchen Abhandlung:Einfachheit: Gliederung - Ordnung: Kürze - Prägnanz:0 bis Anregende Zusätze:0 bis

Lehrstuhl für Marketing ILeitfaden Wissenschaftliches Arbeiten9Die erläuterten Hinweise für das Verfassen von Texten wurden in den 70er Jahren insbesondere von Friedemann Schulz von Thun vorgelegt. Bei seinem Verständnismodell handelt essich um einen induktiv-empirischen Ansatz, bei dem mittels faktoranalytischer Auswertungvon Expertenurteilen verschiedene Dimensionen (siehe oben) zur Textwahrnehmung und beurteilung herausgearbeitet wurden. Die größte Bedeutung konnte dabei für die Dimensionsprachliche Einfachheit identifiziert werden. Darauf folgen Gliederung/Ordnung, Kürze/Prägnanz sowie die Anregenden Zusätze.Kritik am Ansatz von Schulz von Thun wurde wegen dessen alleinigem Rückgriff auf Expertenurteile zur Identifikation relevanter Textmerkmale laut. Einer der Hauptkritiker warNorbert Groeben, der über seinen theoretisch-deduktiven Weg vier Verständlichkeitsdimensionen entwickelte. Zu diesem Zweck griff er auf sprach- und motivationspsychologische sowielerntheoretische Ansätze zurück. Damit versuchte er dem Mangel des Modells von Schulz vonThun, die fehlende theoretische Fundierung, zu begegnen. Die durch den Forscher aufgedeckten Dimensionen können als allgemeine Richtlinien für die Erstellung verständlicher Textegesehen werden. Aus ihnen lassen sich verständlichkeitsfördernde Elemente der Textgestaltung ableiten:Stilistische EinfachheitSemantische Redundanz kurze Satzteile keine wörtliche Wiederholungen aktive Verben stattdessen: sinngemäße Wieder- aktiv-positive Formulierungen keine SatzverschachtelungenKognitive Strukturierungholungen wichtiger Textinformationen keine WeitschweifigkeitKognitiver Konflikt Verwendung von Vorstrukturierungen Neuheit und Überraschung Hervorhebungen Inkongruenzen Zusammenfassungen Alternative Problemlösungen Beispiele Fragen Unterschiede und ÄhnlichkeitenIn empirischen Untersuchungen kristallisierte sich die Dimension der inhaltlichen bzw. kognitiven Strukturierung als die Wichtigste heraus. Damit liegt sie noch vor der stilistischen Einfachheit. Die Dimensionen sind auch hier nicht vollständig unabhängig voneinander. So trägt

Lehrstuhl für Marketing ILeitfaden Wissenschaftliches Arbeiten10die semantische Redundanz nur in Verbindung mit stilistischer Einfachheit zum besseren Verständnis bei. Die inhaltliche bzw. kognitive Strukturierung wird hinsichtlich des Erinnerungsvermögens von Textinformationen nur dann wirksam, wenn sie gleichzeitig mit der Dimension kognitiver Konflikt auftritt. Aus motivations- und kognitionspsychologischen Gründen,sollte ein Text den Leser stets fordern.2.3Besonderheiten wissenschaftlicher ArbeitenWissenschaftliche Texte unterscheiden sich von anderen Texten durch einige für sie typischeMerkmale. Zum einen sind sie charakterisiert durch die verwendeten Wörter und Fachbegriffe(Lexik), den sprachlichen Ausdruck (Stil), den Bezug auf andere Texte (Zitate und Verweise)sowie den Argumentationsformen und der spezifischen rhetorischen Gestaltung. Solche Abhandlungen weisen nicht beliebig verwendetes Vokabular auf, sondern bringen die Pflicht desDefinierens bestimmter Fachwörter und Sachverhalte mit sich. Da sich die Wissenschaft ständig weiterentwickelt und daher unterschiedliche Definitionen eines Wortes vorhanden sind,muss stets angegeben werden, welcher Definition der Autor folgt. Nicht weniger wichtig istder Stil der Abhandlung. Wesentlich sind hier Verständlichkeit, Genauigkeit im Ausdruck,Widerspruchsfreiheit und logischer Aufbau. Diese Kriterien sind in der Wissenschaft nochweitaus wichtiger als der sprachliche Wohlklang. Wiederholungen sollten zwar vermiedenwerden, wenn dadurch jedoch eine präzisere Ausdrucksweise ermöglicht wird, können sieakzeptiert werden. In diesem Zusammenhang sollte auch auf die Glaubwürdigkeit des Textesgeachtet werden: Übertreibungen, Dramatisierungen, Appelle an Emotionen usw. sind nichterwünscht. Zudem gilt es wissenschaftliche Texte unpersönlich zu formulieren, so dass derAutor nicht persönlich in Erscheinung tritt. Worte wie „ich“, sind also nicht zu verwenden.Wissenschaftliche Texte sind zudem auf die Zielgruppe zugeschnitten. Sie überzeugen mittelseigener, typischer Rhetorik, die genau dann zur Geltung kommt, wenn: Ausführungen einen Gegenstand systematisch darstellen die vorhandene Literatur zu einem Thema berücksichtigt wird die zentralen Aussagen belegt werden Argumente logisch entwickelt und widerspruchsfrei präsentiert werden die Ausführungen einen erkennbaren Neuigkeitswert gegenüber den vorhandenen Texten zum selben Thema aufweisen subjektive Wertungen und Überzeugungsversuche unterbleiben.

Lehrstuhl für Marketing ILeitfaden Wissenschaftliches Arbeiten11Die Ästhetik wissenschaftlicher Texte liegt also vor allem in deren Verständlichkeit, Prägnanzund logischen Struktur. Der rote Faden innerhalb der Arbeit sollte folglich stets erkennbarsein. Dies ist nicht nur in der Gliederung von Bedeutung, sondern kann auch mittels geeigneter Übergänge zwischen den Kapiteln deutlich gemacht werden. Zudem sind aus anderen Texten übernommene Inhalte unbedingt kenntlich zu machen.3Herangehensweise an die Arbeit3.1ThemensucheZu Beginn der Arbeit stehen Überlegungen bezüglich des zu bearbeitenden Themas im Mittelpunkt. Dabei sind insbesondere dessen Bedeutung und Reichweite sowie die sich darausergebenden Implikationen von besonderem Interesse. Während die Themen bei der Bearbeitung von Seminar- und Bachelorarbeiten arbeiten detailliert vorgegeben sind, kann im Rahmen von Master- und Diplomarbeiten aus einer Liste von Themenbereichen (siehe Downloadcenter) gewählt werden. Die konkrete Fragestellung wird dann von Studierenden undBetreuer gemeinsam abgestimmt. Die Festlegung eines Themas erfordert einige Vorüberlegungen vor dem eigentlichen Beginn der Ausarbeitungszeit: Wie umfangreich ist eine sinnvolle, ausreichend tiefe Bearbeitung? Ist das Thema folglich zu breit angelegt oder gibt es zu wenig her? Wie lässt sich das Thema präzisieren bzw. eingrenzen? Welche Fragestellungen oder Hypothesen können abgeleitet werden und welche Anforderungen resultieren daraus? Und welche Materialien müssen beschafft werden? Gibt es z.B. überhaupt genügend Literatur und steht diese im Bearbeitungszeitraum zur Verfügung oder muss ich auf anderes Material ausweichen?Für die Formulierung der dem Thema zugrunde liegende Fragestellung sollte ausreichend Zeitinvestiert werden. Der Rückgriff auf ein bereits bearbeitetes Seminarthema im Wahlfach kanndabei hilfreich sein - häufig ergeben sich daraus ausbaufähige Themen. Aber auch Berufswünsche sind zielführend bei der Suche, indem bspw. bestimmte Branchen bevorzugt werden.Die Recherche nach interessanten Fragestellungen sollte so offen und intensiv wie möglichgeführt werden. So führt auch das Lesen aktueller einschlägiger Literatur, insbesondere Zeitschriften, zum Erfolg. Allerdings ist ein gewisses Maß an Interesse hinsichtlich des gewählten

Lehrstuhl für Marketing ILeitfaden Wissenschaftliches Arbeiten12Themas notwendig, um die Arbeit erfolgreich zu absolvieren, da der Fokus des nächsten ½Jahres darauf liegt.Zusammenfassend orientiert sich die Auswahl eines Themas an den Kriterien „Aktualität“,„Zeitkapazität“, „eigene Stärken“ und „Interesse“. Zur Sicherung des eigenen Interesses dienen die der Abbildung 1 zu entnehmenden Orientierungspunkte, die über das zu erreichendeZiel aufklären. Grundsätzlich bieten sich folgende Möglichkeiten an, wobei sich bei den dreiDimensionen stets für einen Pol der Gegensatzpaare entschieden werden bbildung 2: Potentielle Dimensionen eines Themas einer wissenschaftlichen ArbeitDas tatsächliche Interesse an dem gewählten Thema ist insbesondere deshalb von solch großer Relevanz, da die Anfangseuphorie sehr schnell in negativen Stress umschlagen kann. ImIdealfall steigt jedoch die Begeisterung für die zu bearbeitende Fragestellung im Zeitverlaufweiter an. Diese Entwicklung kann durch den Autor mittels „richtiger“ Themenwahl entscheidend beeinflusst werden. Nichtsdestotrotz lassen sich Phasen in denen der Fortschrittsowie die eigene Kreativität gehemmt sind nicht vermeiden. Dabei gilt es sich nicht Frustrieren zu lassen, sondern eventuell kurze schöpferische Pausen zu nehmen und sich auf wenigeranspruchsvolle Sachverhalte der Arbeit zu konzentrieren.Die Vielzahl der oben aufgezeigten Kombinationsmöglichkeiten erfordern eine gute Planungund Abstimmung des Themas. Die Suche zeigt sich dabei als ausgesprochen intensiver Entscheidungsprozess, der von hin- und herüberlegen sowie ständiges Umentscheiden geprägt ist.

Lehrstuhl für Marketing ILeitfaden Wissenschaftliches Arbeiten13Wichtig ist hierbei, dass nach Festlegung des Themas nicht zu häufig und vor allem nicht zugroße Änderungen an der Fragestellung vorgenommen werden.3.2Literaturrecherche3.2.1. Allgemeine HinweiseEine erfolgreiche wissenschaftliche Arbeit hängt nicht zuletzt von der Güte der Literaturrecherche ab. Der definitorische und theoretische Teil der Arbeit sollte auf einem soliden Literaturfundament aufbauen; auch bei der Hypothesenherleitung ist eine sorgfältige Vorarbeitbei der Literatursuche unverzichtbar.Zu dem zu bearbeitenden Thema sollten alle wichtigen Veröffentlichungen – dies sind vorallem alle aktuellen empirischen Studien aus den renommierten nationalen und internationalenZeitschriften – in der eigenen Arbeit Berücksichtigung finden. Besondere Relevanz besitzenalso Studien mit folgenden Eigenschaften: recht aktuelle Veröffentlichung, mit empirischerUntersuchung, erschienen in einer der „großen“ Zeitschriften. Englischsprachige Quellen sindunerlässlich, deutsche Literatur ist aber gleichfalls möglich. Neben Zeitschriftenartikeln können auch Bücher und Arbeitspapiere große Relevanz besitzen. Bei Büchern kann im Einzelfall(z. B. bei den Definitionen) auf Lehrbücher zurückgegriffen werden, wichtiger sind jedochthemenspezifische Werke bzw. Dissertationsschriften (diese beinhalten meist eine empirischeStudie). Internetquellen sind möglich – besonders für aktuelle Sachverhalte und statistischeKennzahlen; eine überwiegende Verwendung von www-Quellen ist allerdings für eine wissenschaftliche Arbeit nicht ausreichend.Die Suche nach interessanten Studien ist auf unterschiedlichen Wegen möglich. Der Forscherkann

Leitfaden Wissenschaftliches Arbeiten 5 einer Erläuterung bei deren Einführung. Es ist zu beachten, dass ein Text durch die Verwen-dung vieler Fremdwörter nicht zwingend wissenschaftlicher wird. Die Verständlichkeit eines Textes kann der

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