Sprachförderung Für Vorschulkinder

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SPRACHFÖRDERUNGFÜR VORSCHULKINDEREin Ratgeber für ElternBehörde fürBildung und Sport

Impressum:Redaktion: Helga BüchelSabine Bühler-OttenAndreas KuschnereitIrene StratenwerthUlrich VielufLayout:Tobias EmskötterFotos:Tobias Emskötter, Jochen MöhleDruck:P&N OffsetdruckHamburg, August 2002

1Liebe Eltern,Ihr Kind wächst in einer Welt auf, in der es jeden Tag mit mehreren Sprachen zu tun hat. Für viele Kinder ist die Sprache der Eltern eine andere alsdie Sprache, die es im Kindergarten oder in der Schule hört.Aus Elternbefragungen in Hamburg wissen wir, wie wichtig es zugewanderten Müttern und Vätern ist, dass ihre Kinder schnell und gut Deutschlernen. Denn ausreichende Deutschkenntnisse sind die Voraussetzung, umin allen Schulfächern erfolgreich mitarbeiten zu können und Leistungen zuzeigen, die den Fähigkeiten des Kindes entsprechen. Auch um deutscheFreunde zu finden und an deren Freizeitaktivitäten teilnehmen zu können,müssen die Kinder Deutsch lernen. Solche Erfahrungen können sich wiederum sehr positiv auf den Schulerfolg auswirken.Viele Eltern zweisprachig aufwachsender Kinder stehen vor der Frage, wie ihrKind die deutsche Sprache am besten lernenkann und wer ihm dabei hilft.Mit dieser Broschüre wollen wir IhnenInformationen, Tipps und Hinweise geben, wieSie die sprachlichen Fähigkeiten Ihres Kindes imAlltag fördern können – auch wenn Sie selbstvielleicht nur wenig Deutsch sprechen. Außerdemnennen wir Ihnen Einrichtungen und Ansprechpartner, die Sie bzw. Ihre Kinder beim Erlernender deutschen Sprache unterstützen.Den Ausführungen auf denfolgenden Seiten dieser Broschüreliegt eine zentrale Erkenntnis derSpracherwerbsforschung zugrunde:Kinder können schon im Vorschulalter verschiedene Sprachen spielendlernen, viel leichter als Erwachsene.Das Aufwachsen mit mehrerenSprachen ist eine großartige Chancefür die Zukunft Ihrer Tochter oderIhres Sohnes. Es kommt darauf an,gemeinsam das Beste daraus zumachen.

2LEBEN MIT MEHREREN SPRACHENSprachen sind Schlüssel zur WeltLeben mit mehreren Sprachen – ein Kinderspiel?Die meisten deutschen Kinder sprechen zu Hause und in der Schule dieselbe Sprache. Doch in vielen Ländern der Welt, vielleicht auch inIhrem Herkunftsland, ist es ganz alltäglich, dass Eltern und Lehrer verschiedene Sprachen benutzen. Etwa 70 Prozent der Weltbevölkerung gebrauchen jeden Tag mehr als eine Sprache und mehr als die Hälfte der Schulkinder in der ganzen Welt werden nicht in ihrer Muttersprache unterrichtet.Auch an den Schulen der Freien und Hansestadt Hamburg sindmehrsprachig aufwachsende Kinder keine Ausnahme: Etwa jedes fünfteSchulkind hat eine ausländische Staatsbürgerschaft. Und noch mehr Schülerinnen und Schüler, etwa ein Drittel aller Kinder, kommen aus Familien mit„Migrationshintergrund". Das heißt, ein oder mehrere Familienmitglieder sindnach Deutschland eingewandert.Unter den Hamburger Schülerinnen und Schülern sind rund 100verschiedene Sprachen anzutreffen. So ist es für Hamburger Schulkinderganz normal, dass viele ihrer Freunde aus anderen Ländern kommen, zuHause eine andere Sprache sprechen und andere Feste feiern.Obwohl es also zum Alltag der Menschen in der ganzen Weltgehört, mehrsprachig zu leben, wissen wir noch recht wenig darüber, wiesich die Zweisprachigkeit entwickelt und wie wir Kinder darin am bestenunterstützen können. Als gesicherte Erkenntnis kann heute gelten: Kinderhaben die Fähigkeit, schon von ihren ersten Worten an verschiedene Sprachen zu lernen. Jedoch geschieht das nicht „automatisch“. Diese Fähigkeitmuss gefördert werden. Sonst besteht die Gefahr, dass die Kinder am Endekeine Sprache sicher sprechen, lesen und schreiben lernen.Das gilt übrigens nicht nur für mehrsprachig aufwachsende Kinder.In vielen Schulen wird heute beobachtet, dass Kinder mit sechs oder siebenJahren noch kaum zusammenhängend erzählen können und viele Wörternicht kennen, um die Welt um sie herum zu beschreiben. Solche Entwicklungsverzögerungen können eintreten, wenn kleine Kinder nur wenig mitanderen Kindern und Erwachsenen spielen und sprechen.Für alle Kinder, vor allem auch für mehrsprachig aufwachsendeKinder, ist es deshalb wichtig, dass von klein auf viel mit ihnen geredet, gelesen, erzählt und gesungen wird. Dadurch lernen und erfahren sie: Es machtSpaß, wenn man viele Wörter kennt und sich mit ihnen ausdrücken kann.Und wenn man das in verschiedenen Sprachen kann: umso besser.

LEBEN MIT MEHREREN SPRACHEN 3Kleine Menschen mit großer BegabungWie Kinder Sprache(n) lernenWenn kleine Kinder sprechen lernen, läuft das nicht so ab wie imSprachunterricht. Eltern, Verwandte und ältere Geschwistersprechen einfach mit dem Kind und passen sich, meistohne darüber nachzudenken, seinen Sprachfähigkeiten,Verstehensmöglichkeiten und Lernbedürfnissen an. Siesprechen zum Beispiel sehr deutlich immer wiederdieselben Wörter aus und fangen dabei mit denwichtigsten Dingen an, die es für das kleine Kind gibt:„Mama“, „Papa“ oder „Flasche“.Schon innerhalb des ersten Lebensjahresgeschieht zugleich etwas sehr Wichtiges: Aus derursprünglichen Fähigkeit von Babys, jede Sprache dieser Welt zu lernen, entwickelt sich in diesem Zeitraumeine Vorliebe für die Laute der Sprache(n), die das Kind inseiner Umgebung hört. Um den zehnten Lebensmonat herum beginnen Kinder ihr Lallen allmählich auf die Melodie dieser Sprache oder Sprachen einzustellen. Im zweiten und dritten Lebensjahr lernen sie die grundlegendenSatzmuster und Bedeutungen. Mit etwa vier Jahren haben die meisten Kinderdie wesentlichen Strukturen ihrer Muttersprache erworben. Wenn ein Kindvon klein auf mit weiteren Sprachen in Berührung kommt, lernt es auchderen Laute und Muster kennen – es wächst mehrsprachig auf.Die erste Sprache, die kleine Kinder umgibt, spielt eine prägendeRolle für jede weitere Sprache, die sie später lernen werden. Sie ist wie eineBrille, durch die jede neue Sprache betrachtet wird. Mit ihrer ersten Sprachelernen Kinder, ihre Gefühle, Wahrnehmungen und Gedanken in Worte zufassen. Wenn sie einmal gelernt haben, sich differenziert und genau auszudrücken, werden sie das auch in allen anderen Sprachen anstreben. Deshalb ist es wichtig, dass Sie mit Ihrem Kind in einer Sprache sprechen, in derSie sich selbst gut ausdrücken können und die Ihnen vertraut ist.Auch wenn ein Kind in seiner Familie mit einer anderen Sprache alsDeutsch aufwächst, kommt es immer wieder mit der deutschen Sprache inKontakt. Es hört sie auf der Straße, von älteren Geschwistern oder derenFreunden, aus dem Fernseher oder dem Radio. Es lernt auf diese Weise dieLaute und Satzmelodien der deutschen Sprache kennen und schult sein Ohr(und Gehirn). Bringen Sie deshalb Ihr Kind mit der deutschen Sprache vielfältig in Berührung, auch wenn Sie selber mit Ihrem Kind eine andereSprache sprechen.

4 ELTERNFRAGENWie können wir unserem Kind beimDeutschlernen helfen?Elf häufige ElternfragenSollen wir mit unseren Kindern möglichst nur nochdeutsch sprechen?Sie sollten auf keinen Fall darauf verzichten, in der Familie eineSprache zu sprechen, in der Sie sich gut miteinander verständigen können.Denn gerade dann, wenn Sie in einem fremden Land zurechtkommen müssen, ist es wichtig, dass in der Familie Vertrautheit und eine enge, natürlicheKommunikation erhalten bleiben. Für Ihr Kind ist es in den ersten Lebensjahren wichtiger, eine Sprache sicher zu beherrschen und sich in der Familiewohl zu fühlen, als möglichst schnell die Umgebungssprache Deutsch zu lernen. Wenn es gelernt hat, seine Bedürfnisse und Fragen in seiner erstenSprache auszudrücken, und wenn es Spaß am Erzählen und Zuhören hat,ist dies eine wichtige Grundlage für das Erlernen weiterer Sprachen.Was können wir im Alltag tun, um die Sprachbegabung unseres Kindes zu fördern?Spielen und sprechen Sie so viel wie möglich mit Ihrem Kind. Jemehr sprachliche Anregungen es bekommt, desto reicher wird sich seineSprache entwickeln. Erzählen Sie Geschichten aus Ihrer Kindheit, schauenSie gemeinsam Fotos oder Bilderbücher an, bringen Sie Ihrem Kind Gedichte, Abzählreime und Lieder in Ihrer Muttersprache bei, lesen Sie ihm

ELTERNFRAGEN 5Geschichten vor. Auch wenn Sie nicht sehr viel Zeit mit Ihren Kindern haben,können Sie ganz alltägliche Situationen dazunutzen, um einen großen Wortschatz zu vermitteln. Statt einfach zu sagen: „Ich mache Essen“,können Sie erklären: „Ich koche eine Suppeaus Gemüse, ich brate einen Fisch“ usw. BeimAnziehen können Sie, statt einfach von„Sachen“ zu sprechen, die Kleidungsstücke undKörperteile benennen: „Du ziehst die Sockenüber deine Füße, knöpfst die Jacke vor deinemBauch zu.“ Wenn Sie einkaufen, können Sieviele Waren mit Wörtern in Ihrer Sprachebenennen – vielleicht macht es Ihrem KindSpaß, die deutschen Bezeichnungen dafürherauszufinden.Ist es auf jeden Fall besser, in der Familie nur eineSprache zu gebrauchen?Sie können mit Ihrem Kind von Anfang an in mehreren Sprachen sprechen,aber dabei sollten Sie einige Regeln beachten. Schon kleine Kinder sindfähig, zwei oder mehr Sprachen gleichzeitig zu lernen. Wenn Ihr Kind vonGeburt an zwei Sprachen erwirbt, ist es für das Kind wichtig, dass es frühlernt, zwischen diesen Sprachen zu unterscheiden. Das kann zum Beispieldadurch erfolgen, dass die beiden Sprachen an Personen gebunden werden: Mutter und Vater sprechen jeweils in der eigenen Muttersprache mitdem Kind. Das Kind lernt auf diese Weise, sich sicher zwischen zwei Sprachen zu bewegen. Spricht eine dritte Person, z. B. die Großmutter, noch eineweitere Sprache, so kann Ihr Kind sogar dreisprachig aufwachsen.Natürlich gibt es viele verschiedene Familiensituationen, in denendiese „Regel“ nicht anwendbar ist – zum Beispiel, wenn Sie als Eltern nureine gemeinsame Sprache beherrschen oder wenn Sie es gewohnt sind,zwischen zwei Sprachen hin und her zu wechseln. Wichtig ist aber immer,dass Ihr Kind klar unterscheiden kann, welche Sprache wann gesprochenwird. Deshalb sollten Gespräche, die in einer Sprache begonnen werden,konsequent in derselben Sprache fortgesetzt werden.In vielen Familien werden die Sprachen auch nach Themengetrennt. Geht es um das Leben in Deutschland, um Schule oder Beruf, wirddeutsch gesprochen. Geht es um „private“ Themen, wird die Familiensprache verwendet.

6ELTERNFRAGENERFAHRUNGENFamilienleben mit mehrerenSprachen – zwei Mütter berichten*Frau A. ist Italienerin. Sie hat zweiSöhne im Alter von 8 und 19 Jahren.Frau Susanne F. ist Deutsche. Sielebt mit ihrer Familie inMonastir, Tunesien.„Wenn wir über Familiensachensprechen, sprechen wir spontan mitmeinem Mann italienisch. Vielleichtjetzt, wo die Kinder ein bisschenälter sind, manchmal gerne auch einbisschen mehr Dialekt, den wir amAnfang nie gesprochen haben; wirwollten unseren älteren Sohn nichtverwirren. Aber geschäftlich sprechen wir auch untereinander nurdeutsch – dadurch, dass wir beideim selben Beruf sind und man hierlebt. Das sprechen wir auch unterallen vieren am Tisch. Oder wennman die Tagesschau kommentiert,sprechen wir auch deutsch. Sprichtman von der Familie, spricht manspontan italienisch. Soist es jetzt auch bei denKindern.“„Unsere gemeinsame Sprache alsPaar war Französisch. Mein Mannspricht mit den Kindern tunesisch.Ich selbst spreche mit meinen Kindern konsequent deutsch. Irgendwann haben wir anhand der Fragenund Bemerkungen unseres ältestenSohnes festgestellt, dass er in derLage ist, einiges unserer Gesprächein Französisch zu verstehen. Wirbenutzen beide nie die französischeSprache, wenn wir uns mit den Kindern unterhalten, und doch hat dertägliche Kontakt mit dieser SpracheAmine geholfen, eine gewisse passive Kompetenz zu erwerben.Ich habe mittlerweile festgestellt,dass die Warnung von Freundenund Verwandten, der Umgang mitdrei Sprachen sei zu kompliziert fürdie Kinder, zumindest bis jetzt unbe gründet ist. Wir praktizieren einestrenge Spracheinteilung in Mutterund Vatersprache, und dennoch istdie Existenz dieser dritten Sprache,der Elternsprache, kein Hindernisfür den Erwerb der ersten Sprachen.Im Gegenteil, ich denke, dass diesden Kindern das Erlernen der französischen Sprache ab der drittenGrundschulklasse erleichtern wird“.

ELTERNFRAGEN 7Was kann ich dagegen tun,wenn mein Kind die Sprachen mischt?Das Vermischen von Sprachen ist bei mehrsprachigen Menschenvöllig normal. Worauf es ankommt, ist, dass Ihr Kind lernt, welche Regelnund Wörter zu welcher Sprache gehören, damit es auch mit einem einsprachigen Menschen problemlos sprechen kann. Dabei können Sie Ihrem Kindhelfen: Wenn Ihr Sohn oder Ihre Tochter ein deutsches Wort benutzt,während es z. B. türkisch spricht, antworten Sie einfach türkisch. Oder spielen Sie mit ihm: Denken Sie sich lustige „Misch-Masch-Wörter“ und „-Sätze“aus beiden Sprachen aus. Oder überlegen Sie mit Ihrem Kind, worin derUnterschied zwischen zwei Wörtern besteht. Machen Sie das deutsche „R“nach, das vielleicht ganz anders klingt, als das „R“ in Ihrer Sprache. LassenSie Ihrer Fantasie freien Lauf.Was können wir anderen Personen sagen, die dasKind betreuen – der Großmutter, Tagesmutter oderErzieherin in der Kindertagesstätte?Wenn Ihr Kind viele Stunden am Tag von anderen Menschenbetreut wird, sollten Sie gemeinsam überlegen, was diese tun können, umIhr Kind beim Lernen seiner verschiedenen Sprachen zu unterstützen. Vielleicht hat die Großmutter Zeit, viel zu erzählen und Fragen zu beantworten.

8ELTERNFRAGENVielleicht kann sie auch mit dem Kind auf einen Spielplatz gehen, wo ersteKontakte mit deutschen Gleichaltrigen möglich sind. Wichtig ist, dass Siealle, die an der Erziehung beteiligt sind, immer wieder einmal auf das ThemaSprache ansprechen. Fragen Sie die Erzieherinnen und Lehrerinnen regelmäßig, wie sich die Deutschkenntnisse Ihres Kindes entwickeln. Wenn Siezeigen, wie wichtig es Ihnen ist, dass Ihr Kind die Sprache lernt, motiviertdas auch andere Betreuungspersonen, Ihrem Kind und seinen Lernfortschritten viel Aufmerksamkeit schenken.Unsere Familie hat in letzter Zeit so viel durchgemacht– sollen wir die Kinder nicht lieber in Ruhe lassen, stattauch noch zu fordern, dass sie jetzt Deutsch lernen?Wenn Sie als Flüchtling nach Deutschland gekommen sind, habenSie vielleicht noch vor kurzem Gewalt, Bedrohung undZerstörung erlebt, fühlen sich aus ihrer gewohntenUmgebung herausgerissen, haben Angehörigeoder Freunde verloren und wissen nochnicht, wie ihr Leben weitergeht.Bestimmt leiden Ihre Kinder unter derSituation und haben Heimweh. Das kannsich zum Beispiel in Entwicklungsverzögerungen oder Schlafstörungen ausdrücken.Natürlich sollten die Kinder jetztnicht unter Druck gesetzt werden. Abergerade in belastenden Situationen ist es fürKinder wichtig, dass sie spielen und lernenkönnen. Der Kindergarten, die Vorschulklasse,der Kontakt zu Gleichaltrigen und erste Erfolge imUmgang mit der deutschen Sprache können positive Erfahrungen sein, dieihnen Mut für die Zukunft machen.Wie kann unser Kind deutsche Freunde finden?Im Kindergarten oder in der Vorschulklasse spielen und lernenKinder aus vielen Ländern zusammen. In der Regel gibt es damit kaum Probleme. Um engere Freundschaften mit deutschen Kindern zu schließen,braucht Ihr Kind vielleicht etwas Hilfe. Fragen Sie die Erzieherinnen oder

ELTERNFRAGEN 9Lehrerinnen, ob Ihre Tochter oder Ihr Sohn mit bestimmten deutschsprachigen Kindern besonders gern spielt.Vielleicht können Sie darum bitten, einen Kontakt zu denEltern herzustellen, um diese Spielkameraden einmal zusich nach Hause einzuladen.Fragen Sie auch, ob im Kindergarten oder in derVorschulklasse noch andere Kinder mit derselben Sprache sind. Sie könnten dann gemeinsam etwas von ihrerSprache erzählen oder jemanden einladen, der über dasHerkunftsland und über Deutschland berichtet. All das hilftnicht nur Ihrem Kind, sondern auch seinen Spielkameraden, ihre Scheu gegenüber anderenKulturen und Sprachen zu überwinden.Hilft es, wenn sich unser Kind deutscheFernsehsendungen ansieht?Kleine Kinder sollten grundsätzlich nicht viel Zeit vor dem Fernseher verbringen. Ein aktiver Spracherwerb wird durch das Fernsehen nichtgefördert. Wenn Sie sich aber gemeinsam mit Ihrem Kind gezielt Sendungenfür Vorschulkinder wie „Die Sendung mit der Maus“ oder „Sesamstraße“ansehen, kann auch dies zum Deutschlernen beitragen. Ermuntern Sie IhrKind, Ihnen kurze Passagen zu erklären oder zu „übersetzen“ oder sprechenSie gemeinsam über das Gesehene. Auf diese Art und Weise wird Ihr Kindangeregt, genau hinzuhören und zu versuchen, die Sendung wirklich zu verstehen. Und es lernt etwas von den Figuren und Geschichten kennen, dieseinen deutschen Spielkameraden vertraut sind.Was tun, wenn unser Kind sich einmal weigert,unsere Sprache zu sprechen?In fast allen mehrsprachigen Familien gibt es Phasen, in denen einKind seine Familiensprache nicht mehr sprechen will. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe: Das Kind möchte zur Mehrheit gehören und nichts„Besonderes“ sein, es will sich von seinen Eltern abgrenzen usw. VersuchenSie, diese Entwicklung mit Gelassenheit zu nehmen und nicht als persönlichgegen Sie gerichtet zu betrachten. Für eine erfolgreiche zweisprachigeErziehung erweist es sich als günstig, wenn Sie in der Familie weiterhin IhreFamiliensprache sprechen, lesen oder Radio hören, Briefe schreiben undKontakte zu Ihrem Herkunftsland pflegen.

10 ELTERNFRAGENErfahrungen„Und dann wollen sie nur noch deutsch sprechen .“*Frau B.„Wir haben Zwillinge, die im Mai 1995geboren wurden. Unser Ziel war esdurchaus, die Kinder zweisprachig zuerziehen, und die ersten eineinhalbJahre sprach mein Mann mit den Kindern konsequent Farsi. Als sie begannen, die ersten Gegenstände zu benennen – Ball, Auto, Haus –, wusstensie in der Regel sowohl die deutscheals auch die persische Vokabel. ImVerlauf ihrer weiteren sprachlichenEntwicklung trat die persische Sprache jedoch immer stärker in den Hintergrund. Da mein Mann beruflichsehr eingespannt ist und in derWoche täglich nur etwa zwei Stundenmit den Kindern zusammen ist(Abendessen und Zubettbringen)waren die Kinder zwischenzeitlichsehr auf mich fixiert und rebelliertenregelrecht, wenn er ihnen eine persische Gutenachtgeschichte vorlesenwollte. Dies war für meinen Mannrecht frustrierend und bedrückend,und er ging dazu über, vorrangigdeutsch mit den Kindern zu reden.Hinzu kommt, dass wir nur wenigeKontakte mit Iranerinnen und Iranernpflegen.Im letzten Jahr waren die Kinderwieder offener für die persischeSprache, doch sie beherrschen lediglich einige Substantive, während sieauf Deutsch bereits sehr komplizierte Sätze bauen. In Farsi haben siekeine Möglichkeit, ihrem RededrangAusdruck zu verschaffen, währendihr passiver Wortschatz offenbargrößer ist und sie viele kurze Sätzein Persisch verstehen.Auf unserer letzten Reise in denIran sprachen die Zwillinge die

ELTERNFRAGEN 11ersten drei Wochen hartnäckig mitallen Kindern und ErwachsenenDeutsch. Es schien fast, als würdendie persischen Cousinen und Cousins früher deutsch verstehen lernenals die Kinder farsi sprechen!Aber in der vierten Woche begannen die beiden, eine Vielzahl vonWörternauszusprechenundschließlich sogar kurze Sätze zu bilden. Das war tätsächlich einErfolgserlebnis und Motivation fürmeinen Mann, zurück in Deutschland wieder zu versuchen, mehrFarsi mit den Kindern zu sprechen.“Frau A.„Die deutsche Sprache hat auchunsere Intimsphäre zu Hause miteingeholt. Es gab keine andereMöglichkeit – aber es geschah vonuns aus ein bisschen mit halbemHerzen. Gerade in der Grundschulehat sich mein älterer Sohn wirklichgeweigert. Er hat mit uns nie italienisch, nur deutsch gesprochen.Aber Italienisch hat er verstanden.Und dann haben wir uns gesagt:Wir möchten keinen Druck ausüben,aber wir möchten beide Italienischreden, dieses Angebot ist da. Undich muss mit Erfolg sehen, wie erjetzt als Abiturient immer mehr Interesse zeigt, auch die italienischeSprache – von der Grammatikseite– wirklich zu beherrschen.“* Die Erfahrungsberichte wurdenentnommen aus:Deutsches Jugendinstitut:Treffpunkt deutsche Sprache.Sprachförderung von mehrsprachigenKindern in Tageseinrichtungen,München 2001(Für diese Broschüre wurden die Zitateden deutschen Gra

Freunde zu finden und an deren Freizeitaktivitäten teilnehmen zu können, müssen die Kinder Deutsch lernen. Solche Erfahrungen können sich w i e d e r - um sehr positiv auf den Schulerfolg auswirken. Viele Eltern zweisprachig aufwach-sender Kinder stehen vor der Frage, wie ihr Kind die deu

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