1. Philosophische Begriffe Und Argumente

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Philosophische Fakultät Institut für Philosophie, Lehrstuhl für Theoretische Philosophie, Dr. Holm Bräuer1. Philosophische Begriffeund ArgumentePhilosophie? Was ist denn das?SS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie111

Was ist denn das: Philosophie?ϕιλοσοϕιαϕιλος Freund / Liebhaber / Begehrenderσοϕια Weisheit / Wissen / SachkundeJemand, der „philosophiert“ (ein Philosoph) ist also dem Worte nach jemand,jemand,jemand,jemand,derderderderdas Wissen liebtsich um Weisheit bemühtGefallen an sachkundigen Urteilen hatauf der Suche nach der Wahrheit istSind wir alle schon Philosophen? Können wir nach Hause gehen?SS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie12Was ist denn das: Philosophie?Philosophisches Denken zeichnet sich durch das Bemühen aus, dasNachdenken von seinen Voraussetzungen und Vorurteilen zubefreien oder diese zumindest offen zu legen. Das Bewusstmachensolcher Vorurteile und Voraussetzungen – das fragwürdig werden desbisher fraglos Hingenommenen - erzeugt ein Staunen, das als der Beginneiner philosophischen Haltung angesehen werden kann.Das Staunen ist die Einstellung eines Mannes, der die Weisheit wahrhaftliebt, ja es gibt keinen anderen Anfang der Philosophie als diesen. (Platon)„Die Gedanken sind frei.“„Du sollst nicht töten.“„Wahr ist, was der Wirklichkeit entspricht.“„Eine gerechte Gesellschaft ist besser als eine ungerechte.“„Ich heiße Holm Bräuer und habe zwei Hände.“„Es gibt (k)einen Gott.“SS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie132

Was ist denn das: Philosophie?Obwohl sich die Philosophie im Unterschied zu den Spezialwissenschaftennicht durch einen begrenzten Gegenstandsbereich charakterisierenlässt, so sind es doch immer grundlegende (radikale) Fragen undProbleme,, die in der Philosophiepaufgeworfengwerden und die sichin aller Regel nicht innerhalb der Spezialwissenschaftenbeantworten lassen.Was ist „gut“ und „böse“? Gibt es das überhaupt?Was ist gerecht?Gibt es einen Gott?Besitzt der Mensch eine (unsterbliche) Seele?Was ist der Sinn des Lebens?Wannadürfen Lebewesendübgetötetgöwerden?dWelche Rechte und Pflichten habe ich als Mensch?Ist die Natur gesetzmäßig?Existiert das, was wir erleben, wirklich?Können wir überhaupt gesicherte Erkenntnis besitzen?SS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie14Disziplinen der TheoretischenPhilosophieSprachphilosophieWas ist Bedeutung? Was heißt es, dass sprachliche Ausdrücke für etwas stehen? Istdas Sprechen ein Handeln?ErkenntnistheorieWas ist Erkenntnis? Was ist Wahrheit? Was heißt es, dass eine Behauptunggerechtfertigt ist? Können wir überhaupt etwas wissen? (Skeptizismus)WissenschaftstheorieWas ist ein Gesetz? Was heißt es, eine Aussage oder Theorie zu bestätigen? Was sindErklärungen? Was macht eine wissenschaftliche Theorie aus?Ontologie und MetaphysikWas gibt es überhaupt? Was ist ein Ding, was eine Eigenschaft? Gibt es Ereignisse?Was ist Zeit, was ist Raum? Worin besteht Veränderung? Worin Dauer?Philosophie des GeistesWas ist Bewusstsein? Was ist Denken? Ist eine neurophysiologische Erklärung desGeistes vollständig? Gehört der Geist zur Natur? Lässt er sich naturalisieren?SS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie153

Disziplinen der PraktischenPhilosophiePhilosophische AnthropologieWas ist der Mensch? Was unterscheidet den Menschen von anderen Lebewesen?EthikAn welchen Normen und Werten sollen wir unser Handeln orientieren? Was ist dasGute? Gibt es ein gutes Leben und worin besteht es?Politische PhilosophieWarum soll es überhaupt so etwas wie einen Staat geben? Woher leitet er seineAutorität ab? Welche Herrschaft darf als legitim gelten?RechtsphilosophieIst das geltende Recht legitim und begründet? Welchen Prinzipien hat es zu folgen?Gibt es überhaupt Recht und Unrecht? Was ist Gerechtigkeit?SozialphilosophieWie sieht das richtige Zusammenleben der Individuen innerhalb einer Gesellschaftbzw. der Gesellschaften untereinander aus?SS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie16Weitere Disziplinen der PhilosophieGeschichtsphilosophieHat die Geschichte einen Sinn? Worin besteht Fortschritt? Wie kann man historischeEreignisse erklären?TechnikphilosophieIst es zulässig, alles technisch Machbare auch zu verwirklichen? Darf man die Naturverändern wie man will?ReligionsphilosophieGibt es religiöse Erfahrungen? Was ist Gott? Was heißt es, an etwas zu glauben?Lässt sich ein solcher Glaube rechtfertigen?ÄsthetikWas ist das Schöne? Gibt es Wahrheit oder Erkenntnis in der Kunst? Wodurchzeichnet sich ein Kunstwerk aus?Philosophische LogikWas ist ein gültiges Argument?SS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie174

Was ist denn das: Philosophie?Anders als Religionen, Ideologien, Weltanschauungen ist beimphilosophischen Nachdenken allein die rationale, nachvollziehbareArgumentation zulässig, um die zentralen Fragen der menschlichenL bLebenspraxisi undd unseres WeltverständnissesW lttä d izu beantworten.bttRaten/ LosenWahrsagerei/ Kaffeesatzlesen/ Pendeln/ AstrologieTalkshows/ MedienExpertenmeinungen/ Lehrer/ Eltern/ AutoritätenReligiöse GlaubenssätzeWeltanschauungen/ IdeologienDie Meinung des Gartennachbarn/ der MehrheitMythologie/ Märchen/ Geschichten/ AnekdotenWissenschaftliche, empirische ForschungSS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie18Was ist denn das: Philosophie?Die Grundidee des antiken GriechenlandJemand,, der „die„Weisheit wahrhaft liebt“;; jemand,j, der auf der Suchenach der Wahrheit ist, ist jemand, der versucht,(1) die grundlegenden, zentralen Fragen der menschlichen Lebenspraxisund unseres Weltverständnisses,(2) weitgehend ohne Vorurteile oder andere Voraussetzungen zubeantworten, und zwar so, dass er(3) sich dabei ausschließlich des Mittels der rationalen, vernünftigen,intersubjektiv nachvollziehbaren Argumentation bedient.!!!! Philosophieren bedeutet immer Arbeit mit Argumenten !!!!SS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie195

Was ist denn das: Philosophie?Philosophieren heißt:1) grundlegende Fragen stellen;2) unvoreingenommene Antworten aufdiese Fragen geben;3) Argumente vorbringen, die dieseAntworten stützen.SS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie20Was ist denn das: Philosophie?Ein Philosoph beschäftigt sich mit philosophischen Texten.Welche Textelemente sind bei der Lektürephilosophischen Textes vorrangig zu beachten?(Analyse)einesFragen / ProblemstellungenQuelle der ForschungThesen (Antworten)Ziel der ForschungArgumente (Begründungen)MethodeBegriffliche UnterscheidungenDefinitionenmethodische Hilfsmittel(Präzision, Klarheit etc.)SS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie216

Was ist denn das: Philosophie?Der „ideale“ TextFragegefolgt vonbeantwortetThesegefolgtgeo gt vonobegründetbegü detArgumentSS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie22Die Arbeit mit ArgumentenArgumente und HilfsmittelUnzulässige ArgumenteArgumentegund ihre GültigkeitgWiderspruchpIndirekter quivokationDefinitionPetitio PrincipiiAnalogie und MetapherInfiniter RegressGedankenexperimentScheinbehauptungSS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie237

ArgumenteSS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie24Was ist überhaupt ein Argument?Ein Argument ist die Stützung einer Überzeugung (Aussage, These, Annahme etc.)durch Gründe.Ein Argument besteht selbst aus einer Reihe von Aussagen.Eine der Aussagen ist das, wofür argumentiert wird: technisch gesprochen die Konklusion.Die anderen Aussagen bestehen in der Angabe dessen, worauf sich diese Konklusion alsVoraussetzung stützt (die Gründe): technisch gesprochen die Prämissen.Prämisse 1:Prämisse 2:Prämisse 3:Konklusion:Mord ist moralisch unzulässig.Wenn Abtreibung Mord ist, dann ist auch Abtreibung moralischunzulässig.Abtreibung ist Mord.g ist moralisch unzulässig.gAbtreibungEin Argument lässt sich auf zweierlei Weise bestreiten:1) Nachweis, dass es kein formal gültiges Argument ist. (Formfrage)2) Nachweis, dass eine oder mehrere Prämissen falsch oder(Tatsachenfrage)SS 2010Einführung in die Theoretische Philosophieunzulässigsind.258

Argumente und ihre GültigkeitFormale GültigkeitWenn der Opponent alle Prämissen eines Arguments akzeptiert, dann ist ergezwungen, der Konklusion zuzustimmen, falls das Argument der Form nachgültig ist.In unserem Beispielfall handelt es sich um ein gültiges Argument. Es hat diefolgende Form:Wenn p, dann qpAlAlso:qWenn Abtreibung Mord ist, dann ist Abtreibung moralisch unzulässig.Abtreibung ist Mord.Also: Abtreibung ist moralisch unzulässig.unzulässigDiese Argumentform hat den lateinischen Namen Modus Ponens.SS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie26ArgumenteFormale GültigkeitDas Gegenstück zum Modus Ponens ist ein formal ungültiges Argument:Wenn p, dann qqAlso: pPrämisse:Prämisse:Konklusion:SS 2010Wenn Gott die Welt erschaffen hat, dann herrschenOrdnung und Gesetzmäßigkeit.In der Welt herrschen Ordnung undGesetzmäßigkeit.Daher wurde die Welt von Gott erschaffen.Einführung in die Theoretische Philosophie279

ArgumenteMateriale GültigkeitDie formale Gültigkeitgeines Argumentsgreicht noch nicht aus,, um voneinem erfolgreichen Argument zu sprechen. Die meisten – wenn auchnicht alle – Argumente sind formal gültig und dennoch nicht akzeptabel.Was Sie jetzt noch tun können, ist die Wahrheit der Prämissen (derangegebenen Gründe) zu bezweifeln. Dieser Aspekt heißt materialeGültigkeit.Prämisse:Prämisse:Wenn Abtreibung Mord ist, dann ist Abtreibungmoralisch unzulässig.unzulässigAbtreibung ist Mord.?Konklusion:Abtreibung ist moralisch unzulässig.SS 2010?Einführung in die Theoretische Philosophie28Indirekter Beweisreductio ad absurdumBei einem indirekten Beweis wird eine Aussage argumentativ gestützt, indemgezeigt wird, dass aus ihrer Negation entweder ein logischer Widerspruch oderein Widerspruch zu einer bereits anerkannten These folgt.Wir wollen zeigen, dass nicht alle Menschen Griechen sind.Annahme: Alle Menschen sind Griechen. (Negation unserer Aussage)Anerkannte Prämisse: Cicero ist ein Mensch.Konklusion: Cicero ist ein Grieche.Weitere anerkannte These: Cicero ist kein Grieche (sondern Römer).Widerspruch: Cicero ist ein Grieche und ist kein Grieche. (A und nicht-A.)Konklusion des indirekten Beweise: Nicht alle Menschen sind Griechen.SS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie2910

Begriffliche Klarheit undEindeutigkeitSS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie30Problem: VagheitScharfe BegriffeDie Anwendung eines scharfen Begriffs führt bei jeglichen Objekten in der Regel zueindeutigeni d tiRResultaten.lt t(W ll lä(Wellenlänge,L dLadung,l i h Folge)logischeF l )Vage BegriffeDie Anwendung eines partiell vagen Begriffs führt bei einigen Dingen zu eindeutigen, beianderen zu mehrdeutigen Resultaten. („Tier“ in Bezug zu Mikroorganismen, „Haufen“, „rot“,.)SS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie3111

Problem: MehrdeutigkeitEin eindeutiger Begriff wir immer nur in einem Sinn gebraucht.Ein mehrdeutiger Begriff hat in unterschiedlichen Kontexten unterschiedlicheAnwendungsfälle.Mehrdeutiger Begriff mit gemeinsamen Kern („Mann“)Mehrdeutiger Begriff mit disjunkten Anwendungen („Bank“, „Hahn“)Mehrdeutiger Begriff mit partiellen Überschneidungen ohne gemeinsamen Kern(„Spiel“)SS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie32Problem: ÄquivokationEine Äquivokation liegt dann vor, wenn ein Wort in verschiedenen Kontextenunterschiedlich gebraucht wird.Alle Menschen sind sterblich.Alle Griechen sind Menschen.Also: Alle Griechen sind sterblich.Herakles ist ein Grieche.Also: Herakles ist sterblich.Das obige Argument ist ungültig, weil einer der Ausdrücke - Mensch „unsauber“ (mehrdeutig) gebraucht wird. In der ersten Zeile so, dass Halbgötternicht eingeschlossen sind, denn diese sind nicht sterblich. In der zweiten Zeilejedoch beinhaltet der Ausdruck „Mensch“ die Halbgötter, weil er auf alle Griechenangewendet wird, zu denen auch – wie im zweiten Argument – Herakles gehört.SS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie3312

Abhilfen: DefinitionenUm Mehrdeutigkeiten oder Missverständnisse zu vermeiden, definierenPhilosophen ihre wichtigsten Begriffe. Eine Definition stellt eineIdentitätsbeziehung zwischen einem zu definierenden Begriff (demDefiniendum) und einem oder mehreren anderen definierendenBegriffen (dem Definiens) her.Definiendum def Definiens„Ein Nephograph ist ein Gerät, das die verschiedenen Arten und dieDichte der Bewölkung fotographisch aufzeichnet.“Definiendum: NephographDefiniens: Gerät, das die verschiedenen Arten und die Dichte derBewölkung fotographisch aufzeichnetSS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie34Abhilfen: DefinitionenNominaldefinitionenNominaldefinitionen sind konventionell eingeführte Abkürzungen. Der zudefinierende Begriff wird relativ willkürlich gewählt.gewählt Nominaldefinitionen sindnotwendig wahr. (true by convention)„Ein Nephograph ist ein Gerät, das die verschiedenen Arten und die Dichte derBewölkung fotographisch aufzeichnet.“RealdefinitionenRealdefinitionen beruhen auf wesentlichen Zusammenhängen zwischen demDefiniendum und dem Definiens.Definiens Der zu definierende Begriff besitzt schon vorder Definition bestimmte Anwendungsbedingungen, welche durch die Definitionerst explizit gemacht werden sollen. Realdefinitionen können sich als falschherausstellen. (true by the facts)„Gold ist ein chemisches Element mit der Kernladungszahl 79.“SS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie3513

Abhilfen: DefinitionenRekursive (induktive) DefinitionenIn einer rekursiven Definition werden die Anwendungsbedingungen eines Begriffsdadurch bestimmt, dass ein korrekter Anwendungsfall aufgeführt und eine Regelfestgelegt wird, durch die sich alle weiteren Anwendungsfälle bestimmen lassen.Die rekursive Definition der natürlichen, ganzen ZahlenRekursionsanfang: 0 ist eine natürliche Zahl.Rekursionsschritt: Wenn N eine natürliche Zahl ist, so auch N 1.Rekursionsabschluss: Nichts sonst ist eine natürliche Zahl.SS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie36Abhilfen: DefinitionenOstensive (hinweisende) DefinitionenEine hinweisende Definition ist keine Definition im strengen Sinne. Man verstehtdarunter die Erklärung eines Begriffs durch das hinweisende Aufzeigen seinerAnwendungsfälle.„Dies ist rot.“„Das dort ist ein Apfel.“Eine ostensive Definition kann auch darin bestehen,, dass auf abgrenzendegGegenbeispiele gezeigt wird:„Das dort drüben ist kein Apfel. Das ist eine Birne.“SS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie3714

Abhilfen: BegriffsexplikationenBegriffsexplikation: Übersetzung eines Begriffs aus einer weniger exaktenSprache in eine exaktere Sprache. (Herausgreifen einer – für den jeweilsverfolgten Zweck – optimalen Anwendung eines zu explizierenden Begriffs.)Ein Mann1 ist ein(i) menschliches Lebewesen;(ii) mit einem x- und einem y-Chromosomensatz.Ein Mann2 ist ein(i) menschliches Lebewesen;(ii) mit einem x- und einem y-Chromosomensatz;(iii) das älter als 18 Jahre ist.Ein Mann3 ist ein(i) menschliches Lebewesen;(ii) das älter als 18 Jahre ist;(iii) und typisch „männliche“ Wesenszüge aufweist.ExplikandumSS 2010ExplikatEinführung in die Theoretische Philosophie38Abhilfen: BegriffsexplikationenBegriffsexplikation: Übersetzung eines Begriffs aus einer weniger exaktenSprache in eine exaktere Sprache. (Herausgreifen einer – für den jeweilsverfolgten Zweck – optimalen Anwendung eines zu explizierenden Begriffs.)Eigenschaften der Begriffsexplikation keine Identitätsbeziehung (Explikat ist teilw. verschieden vom Explikandum) Explikation kann nie wahr oder falsch sein, sondern nur angemessen (adäquat)oder unangemessen (inadäquat)Adäquatheitsbedingungen der Begriffsexplikation Explikandum und Explikat müssen ähnliche (aber nicht identische)Anwendungsbedingungen besitzen.besitzen Explikat muss exakter (eindeutiger, schärfer) als Explikandum sein Explikat muss fruchtbarer sein (muss sich in Gesetzen verwenden lassen) Explikat muss einfacher (leichter zu definieren) seinSS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie3915

HilfsmittelSS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie40Analogien und MetaphernHäufig werden in derMetaphern rDas Grundmuster solcher Argumente ist die Proportionalanalogie:a:b c:dDer Wert einer Analogie besteht darin, dass man bei Kenntnis von a, b und c aufd schließen kann.SS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie4116

Analogien und MetaphernDer menschliche Verstand (John Locke)Der menschliche Verstand ist eine tabula rasa (eine leere Tafel), auf die dieErfahrung ihren Bericht einschreibt.leere Tafel : Beschreiben mit Kreide Verstand : Erfahrungen sammelnSeele und Staat (Platon)Für Platon besteht die Seele aus einer lenkenden Vernunft und den zu lenkendenAntrieben. Wenn wir annehmen, dass das Staatsvolk etwas ist, was gelenktwerdendmuss, danndkkanni h vor demichdHi tHintergrundd diesesdiM d llModellsddermenschlichen Seele darauf schließen, dass es auch im Staat eine lenkendeInstanz geben muss.Antriebe : lenkende Vernunft Staatsvolk : Herrscher im StaatSS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie42GedankenexperimentePhilosophen machen sehr häufig Gedankenexperimente. Sie beschreiben mitdiesen erfundene, nicht wirkliche Situationen. Die Argumente, welche sich aufein solches Gedankenexperiment stützen, haben einen besonderen Charakter:1) Die Prämissen als auch die Konklusion haben einen kontrafaktischen Status:Wenn die Prämissen wahr wären, dann wäre die Konklusion wahr, falls es diebeschriebene Situation wirklich gäbe.2) Gedankenexperimente sprechen über Umstände, die in möglichen Situationenvorliegen würden. („Angenommen, die Welt wäre so und so, selbst dann müsstedas und das gelten!“)3) Die in Gedankenexperimenten ausbuchstabierten Möglichkeiten zeigen, dassgewisse Sachverhalte entweder notwendig oder nicht notwendig bestehen.4) Gedankenexperimente decken daher notwendige Wahrheiten undZusammenhänge auf oder ziehen diese in Zweifel, indem sie Umständebeschreiben, die möglicherweise der Fall sein könnten.SS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie4317

GedankenexperimenteDeus Malignus (René Descartes)Es könnte sein, dass ein böser Gott (deus malignus) „bewirkt hat, dass esüb hüberhauptt keinek iE dErde,k ikeinenHiHimmel,l keink i ausgedehntesd h tDiDing,k ikeineG t ltGestalt,keine Größe, keinen Ort gibt, und dass dennoch dies alles genauso, wie es mirjetzt vorkommt, bloß da zu sein scheint.“ [René Descartes: Meditationes dePrima Philosophia]Descartes fragt sich, ob es ein unerschütterliches Fundament der Erkenntnisgibt, welches unbezweifelbar gewiss ist. Erfahrungserkenntnis kann uns keinsicheres, über jeden Zweifel erhabenes Wissen verschaffen, da unsere Sinne unstäuschen können. Was wäre, wenn sie uns tatsächlich täuschen würden? Gibt esin dieser (kontrafaktischen, möglichen) Situation überhaupt noch etwas, dasunerschütterlichhütt li h gewissi ist?i t?Descartes Antwort: Es gibt dann immer noch die Selbstgewissheit desDenkens (cogito ergo sum). Diese Selbstgewissheit bildet das unbezweifelbareFundament unseres Wissens, weil sie in allen denkbaren Situationen bestehenbleibt.SS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie44Unzulässige ArgumenteSS 2010Einführung in die Theoretische Philosophie4518

Widersprüche und AntinomienWiderspruch: heißt eine Aussage der Form „A und nicht A“.Inkonsistenz: Eine Menge von Aussagen heißt inkonsistent,wenn sie einen Widerspruch enthält, also z.B. zu einer Aussageder Form „A und nicht A“ führt.Antinomie: heißt eine spezielle Art des logischen Widerspruchs,bei der die zueinander in Widerspruch stehenden Aussagengleichermaßen gut begründet (bzw. im Fall formaler Systeme:bewiesen) sind.¾ Aus einem widersprüchlichen System von Aussagen (d.h. einemArgument oder einer Theorie) ist jede beliebige Aussage ableitbar.Es ist daher unbrauchbar. (ex falso quodlibet)SS 2010Einführung in die Theoretische PhilosophieDie vier Antinomien desVerstandes (Immanuel Kant)46reinenErste Antinomie: Kosmologisches Raum-Zeit-ProblemThese: „Die W

2 Was ist denn das: Philosophie? ϕιλοσοϕια ϕιλος Freund / Liebhaber / Begehrender σοϕια Weisheit / Wissen / Sachkunde Jemand, der „philosophiert“ (ein Philosoph) ist also dem Worte nach jemand, der das Wissen liebt jemand, der sich um Weisheit bemüht SS 2010 Einführung in die Theoretische Philosophie 12 jemand, der Gefallen an sachkundigen Urteilen hat

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