Auf Dem Weg Zur Sorgekultur

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Auf dem Wegzur SorgekulturBlinde Flecken in deralternden GesellschaftHerausgeber:Ulrich Lilie, Wolfgang Beer, Edith Droste, Astrid Giebel

lnl1altInhaltSorgekultur gestaltenGrundelemente einer Ethik der SorgeVorwortUlrich Lilie, Wolfgang Beer, Edith Droste, Astrid GiebelS. 5Sorgende Gemeinschaften entwickelnVom Verschwinden des Alters und vomEnde der Unsterblichkeit.Zukunftsperspektiven zu Leben, Alter(n), SterbenWerner Schneiders. 12Gutes Leben im Alter und das Leitbild derCaring CommunityThomas KlieS. 38Caring Communities als gelebte Sorgekultur.Gemeinsame Sorge um vulnerable Menschenin den KommunenGiovanni MaioS. 88Gebrechlichkeit und Verletzlichkeit altersmedizinische Versorgung im WandelBrigitte R. MetzS. 104Hospiz- und Palliativkultur in der alternden Gesellschaft.Wie Altenpflegeheime bei steigenden Anforderungenwürdevolle Orte des Lebens und Sterbens bleibenkönnenKatharina RuthS. 120Stationäre Altenpflege und Ambulante Hospizdienste Grundlagen, Erfahrungen, PerspektivenBurkhard BatzeS. 136Sorgekultur für alte Menschen, die in Pflegeheimen lebenRuth Baumann-Hölzle, Jean-Pierre Wils, Hildegard Huber, Gerda GrafS. 56Katharina HeimerlS. 152Begleitung alter Menschen in der letzten Lebensphase.Impulse für ein gemeinsames Wirken von Kircheund DiakonieBegleitung alter Menschen in der letzten Lebensphase:Ist die Qualifizierung von Auszubildenden in derAltenpflege ausreichend gegeben?Ralph CharbonnierS. 72Gabriele BeckertS. 164

VorwortAusblick: Zukunft einer sorgenden GesellschaftModellprojekte zur Implementierung von Hospiz undPalliative Gare in der Altenpflege: Wo stehen wir,was brauchen wir fachlich-strukturell und finanziell?Frank KittelbergerS. 176Sorge am Lebensende Zur Bedeutung des Ehrenamtes für die zukünftigeEntwicklung der Hospiz- und PalliativarbeitWinfried HardinghausS. 190Neugierig auf das eigene SterbenHenning Scherf im Gespräch mit Kathrin JütteS. 200Palliative Gare in Einrichtungen der stationärenAltenhilfe braucht eine leistungsrechtliche EntsprechungManfred CarrierS. 212Sorgende Gemeinschaften schaffen ZugehörigkeitVorwortBarbara Steffen-Bürgi, Corina Salis GrossS. 222Ulrich Lilie, Wolfgang Beer, Edith Droste, Astrid GiebelImpressums. 234

Sorgende Gemeinschaften schaffen ZugehörigkeitAusgangspunkt und VerständnisAngesichts der verschiedenen gesellschaftlichen Entwicklungen (Alterung,Individualisierung und Zerfall traditioneller Formen von Gemeinschaften)besteht der Bedarf für die Entwicklung zukunftsfähiger Care-Modelle. DieIdee „Sorgender Gemeinschaften" (engl. Caring Communities) beschreibtein Sorge-Modell, welchem sowohl national wie international das Potentialzugesprochen wird, den zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungenzu begegnen.In der Schweiz werden „Sorgende Gemeinschaften" insbesondere im Rah men der Alterspolitik thematisiert, so etwa auf kantonaler Ebene (Frisch knecht und Hornung 2016). Während das Thema Alter einen sinnvollen Aus gangspunkt darstellt, ist eine Sorgende Gemeinschaft - wie im Begriff bereitssichtbar wird - eine Zielsetzung und Qualität des Zusammenlebens, die sichauf alle Menschen in einem Quartier, in einer Gemeinde oder in einer Regionbezieht.Sorgende Gemeinschaftenschaffen ZugehörigkeitBarbara Steffen-Bürgi, Corina Salis GrossBisher gab es in der Schweiz Projekte zu einzelnen Themenbereichen (z. B.Einsamkeit, Behinderung, soziale Benachteiligung), welche bestimmte Ent wicklungselemente „Sorgender Gemeinschaften" (z B. die Nachbarschafts hilfe) aufnahmen.Das Konzept „Sorgende Gemeinschaften"51 ist umfassender, indem der Fo kus insgesamt auf die regionalen und lokalen Gemeinschaften gerichtet wird,welche in selbstbestimmten Aushandlungs- und Gestaltungsprozessen eineihnen entsprechende Sorgekultur gestalten und nachhaltig sichern. ,,Sor gende Gemeinschaften" (im Verständnis des Projekts) bündeln bereits Vor handenes und bieten ein Dach, unter welchem verschiedene lokale Initiativenmiteinander in Verbindung gebracht werden können. Das Konzept „SorgendeGemeinschaften" ist ein Ansatz, der systematisiert, strukturiert, unterstützt,51 Konzept Pilotprojekt .Best Practice Sorgende Gemeinschaften" im Kanton Bern. https://www zen -forschung/aktuelle-proJekte/223

Sorgende Gemeinschaften schaffen Zugehörigkeitvernetzt und eine orientierende Entwicklungsrichtung vorgibt. Die verpflich tende Verankerung (beispielsweise via Integration in die Legislaturziele derGemeinden) sichert die Nachhaltigkeit der Prozesse zur Gemeinschaftsbil dung.Hauptziele der Entwicklungsprozesse des Pilotprojekts sind die Prozesse zurVergemeinschaftung der Sorgeverantwortung52 in den Gemeinden und dieEntwicklung einer entsprechenden Sorgekultur. Die Notwendigkeit, die Sor geaufgaben neu zu verhandeln, zeigt sich gemäss Thelen (2014) auch in derVeränderung der Debatten um die Zuschreibungen der Sorgeverantwortungzwischen Staat, Markt und Familie (Thelen 2014).Vergemeinschaftung der Sorgeverantwortungals ZieldimensionMax Weber, der in Anlehnung an vorausgehende soziologische TheorienGrundlagen zum Verständnis von „Gesellschaftshandeln" und „Gemein schaftshandeln" geschaffen hat, beschrieb „Gemeinschaftshandeln" als„menschliches Handeln, das subjektiv sinnhaft auf das Verhalten andererMenschen bezogen ist bzw. das an den Erwartungen eines bestimmten Ver haltens anderer Menschen sinnhaft orientiert ist" (Lichtblau 2000, S. 429).Eine Vergemeinschaftung liegt Weber (1972) zufolge dann vor, wenn dasHandeln zweier oder mehrerer Menschen sinnhaft aufeinander bezogenist (Lichtblau 2000, S. 430). Reuter (2008) sieht den Beitrag von Max We ber darin, dass er die Prozesshaftigkeit der Vergemeinschaftung aufnimmt.Gemeinschaften seien dementsprechend kein erratischer Block, nichts Sta tisches ' sondern als soziale Phänomene nur in ihrer Re-Artikulation beschreibbar (Reuter 2008). Das Spezifische von Gemeinschaften zeigt sichin einem subjektiven Zusammengehörigkeitsgefühl, d. h. Gemeinschaftenzeichnen sich insbesondere auch durch eine starke affektive Komponente aus.Gemeinschaft bedeutet Zugehörigkeit, gemeinsame Werte und Reziprozitätsowie geteilte Verantwortlichkeiten. Es beruht auf Vertrauen (Klie 2016). Daszwischenmenschliche Vertrauen in Gemeinschaften ist eine wesentliche Vo raussetzung zur Gestaltung einer kooperativen Kultur. Gemäß Freitag (2014)ermutigt und erleichtert der Glaube an die prinzipielle Wohlgesinnung undVerlässlichkeit von Mitmenschen sowohl individuelle als auch kollektiveAnstrengungen innerhalb von Gemeinschaften. Vertrauen lasse sich als Ka talysator begreifen, der Austauschprozesse reibungsloser mache. Dadurchkönnen dauerhafte und wechselseitig ertragreiche Kooperationsbeziehungenin Gang gesetzt werden (Freitag und Bauer 2014, S. 150). Die Gestaltungkooperativer Zusammenarbeit zwischen Bürgerinnen, Zivilgesellschaft undDienstleistungsanbietern erfordert Fremdvertrauen. Freitag & Bauer (2014)beschreiben Fremdvertrauen oder generalisiertes Vertrauen als ein Vertrauen,welches sich auf einen Bereich bezieht, der jenseits enger partikularistischerLebenswelten liegt (ebd., S.153).Auf der Ebene der Dienstleister zeigt sich dies insbesondere in der Gestal tung von Kooperationen zwischen Dienstleistungsanbietern, diese sehensich mit einem eigentlichen Systemwechsel vom Versorgermodell hin zurgemeinschaftlichen Sorge konfrontiert. Die Entwicklung des Verständnissesvon „Sorge-Aufgaben" als Gemeinschaftsaufgabe zu verstehen, ist zudem miteinem Perspektivenwechsel von der durch Wettbewerb und Partikularinte ressen geprägten Angebotsentwicklung hin zu einer auf Integration und Er gänzung ausgerichteten Netzwerkperspektive verbunden. Es ist notwendig,dass sich die Dienstleister, insbesondere des Gesundheitswesens, an lokalenund regionalen Sorge-Netzwerken beteiligen. Dazu muss der Nutzen für dieHerkunftsorganisation sowie für die Netzwerkorganisation erkannt werden.Es braucht die Erkenntnis, dass niemand alleine den Blick auf das Ganze hat,es braucht die Augen und die Einsichten aller, um den sozialen Mehrwerthervorzubringen, der durch die gemeinsame Tätigkeit entstehen kann.52 Sorge im Sinne des umfassenden Gare-Begriffs224225

Sorgende Gemeinschaften schaffen ZugehörigkeitKooperation und geteilte VerantwortungD ie Vorstellung gemei nschaftlicher Sorgeverant wortung ist ein wesentlicherBestandteil der Konzeption „Sorgender Gemeinschaften". Das Konzept „Pfle ·gemix" i n lokalen Verantwor t ungsgemeinschaften und die Vernetzung vonProfe ssionellen und Laien zur Erfüllung de r Care Aufgaben i st ein weiteresElement von Sorgenden Gemeinschaften. D ie Idee einer Koop eration verschie dener Akteure auf Augenhöhe im Sinne einer Sorgenden Gemei nschaft lässtsich nur dann umse tzen, wenn die Institutionen, die Betroffenen, die Angehö·rigen und zum Engagement b ereite Bürgerinnen gleichberechtigt in die dafürnotwendigen Aushandlungs- und Re alisierungsprozesse involviert sind. DieNeuverteilung der Verantwor tlichkeiten fordert von allen Beteiligten einenUmdenk· und Lernprozess, eröffnet aber auch ne ue Chancen und Optionenund führt in der Konse quenz zu einem G esellschaftsentwurf, in dem Solida rit ät und Mitverantwort ung tragende Säulen sind (Kricheldorff, et al. 2015).Ebenso bede ut sam ist dabei der Ansatz der „geteilten Verantwortung", wel cher auf der Vorstellung aufbaut, dass alle involvierten Instanzen und dieFamilie synergetisch und koproduktiv zusammenw irken (Klie, 2016). Kliebetont, dass der Hi lfemix und die geteilte Verantwortung allein noch kei ne Gemeinschaft bilden, dass es aber Gemeinschaft dazu braucht. ,, GeteilteVerantwortung baut auf ei nem intelligenten Zusammenwirken, einer Kult urder Verständigung und Aushandlung sow ie auf ökonomischer Effizienz desArrangements" (Klie, 2016, S.275). D er territor iale Zusammenhang, d. h. dieGemei nde, der Ortste il und das Quart ier, können Gemei nschaften bil den, inwelchen das soziale M itei nander als gegenseitige Verantwortung geübt undgelebt werden kann. Klie (ebd.) beschreibt, dass sowohl willkürliche als auchvorgefundene Gemeinschaften „Sorgende Gemeinschaften" sein können . Zuwelchen man sich zugehörig fühlt, sei einerseits uns ere Ent scheidung, ande rerseits auch abhängig von der Offenheit der j eweiligen G emeinschaften, d. h.zum B eispiel von der Willkommenskult ur in Nachbarschaften, der Offenheitvon Freundeskreisen, oder religiös en Grupp en und Kirchen. In kleinen Le benskreisen würden die erlebte Zugehörigkeit, die soziale Aufmerksamkeitfür den anderen sow ie geteilte Werte und das Gefühl von Sicherheit eine226groß e Rolle im Zusammenhang mit den zentralen Begriffen des Ver trauensund der Verantwort ung spielen. D em Staat komme dab ei die Funk tion zu,die Bedingungen zu fördern, dass Gemeinschaften entstehen und gepflegtwerden können. Er trage die Veran twort ung für die dazu erforderlichen Rah menbe dingungen (ebd.).Zugehörigkeit in Sorgenden Gemeinschaften ent steht also auf verschie denenEbenen des Miteinanders: Angesprochen sind die Zugehörigkeit der Bürge rinnen in verschiedenen lokalen und sozialen Bezügen als M itglie der einerSorge- und Verantwor t ungsgemeinschaft, die Zugehörigkeit von Dienstlei stern zu Sorge-Netzwerken sow ie die Verantwortl ichen in den Gemeinden alsUnterstützende und Taktgebende von zukunftsorientierten Entwicklungen.Die groß e Chanc e dabei ist, dass die Idee, eine Gemeind e in Richtung einerSorgenden Gemeinschaft zu entwickeln, das Potential einer orientierendenLeitidee besitzt, hinter der jenseits von politischen Grabenkämpfen alle Par teien stehen können.Beteiligungs- und Teilhabe-Möglichkeiten inSorgenden GemeinschaftenDie in „Sorgenden Gemeinschaften" geschaffenen Beteil igungs- und Teilhab e Möglichkeiten unterst ützen zwischenm enschl iche Begegnungen und damitdas „Hilfe anbieten-Können" und „Hilfe annehmen-Können" gleichermaßen.Wesentlich erscheint dabei, dass in einer Sorgekultur, d. h. in einer Kulturdes M iteinanders, auch Personen, die auf Unters t ützung angewiesen sind,zugleich Gebende und Nehmende sind. Dies, weil Menschen, die sich zu ei ner Gemeinschaft zugehör ig fühlen, auch das Bedürfnis haben, in irgendei nerForm einen Beitrag für diese Gemeinschaft leisten zu können. Das Gefühlder Zugehörigkeit entsteht nicht zuletzt durch die Erfahrung, ein geschätztesM itgl ie d einer Gemeinschaft zu sein. Hier geht es darum, Formen zu finden,welche die Teilhab e möglichst vieler Menschen ermöglicht. Teilhab e ver langt nach einem Prozess, der von der individuellen Integration ausgeht und227

Sorgende Gemeinschaften schaffen Zugehörigkeitzu einer Gesellschaft führt, in der die Vielfalt und Unterschiedlichkeit allerMenschen anerkannt wird (Reitinger et al.). Schulz-Nieswandt (2013) sprichtin diesem Zusammenhang von einer „lnclusions Community". Inklusions gemeinschaften meinen demnach ein neues Gemeindeleben als Form einesstärker gemeinschaftlich akzentuierten interpersonalen Lebens. Dabei geht esdarum, unser Leben so auszurichten, dass der andere eine maßgebliche Rollein unserer Alltagsgestaltung und Lebensführung spielt. Sie zeichnet sich ausdurch den Fokus auf den anderen, durch soziale Aufmerksamkeit, nachbar schaftliche Unterstützung, die Absicht, das Leben kooperativ anzugehen undUnterschiede und Diversität zu akzeptieren (Schulz-Nieswandt 2013).Die Entwicklung einer gemeinschaftlichen Sorgekultur in Gemeinden ent steht, wenn es gelingt, die Sorge-Kreise und Beteiligungen zu erweitern. Dasbedeutet unter anderem eine die Sorge fördernde Gesamtpolitik, die dazunotwendigen Ressourcen sowie die gerechte Verteilung der Sorge-Aufgaben.Es braucht die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, welche sich aktiv anInitiativen beteiligen. Es braucht die Zustimmung der auf Unterstützung ange wiesenen Menschen zu individualisierten Formen ihres Care-Arrangements.Grenzen überwindenWesentlich erscheint auch eine minimale Steuerung der lokalen Projekt-Ini tiativen mittels erwünschter Kriterien für die Gestaltung von Projekten undKooperationen innerhalb derInteressant ist, dass in den Pilotgemeinden im Kanton Bern in der Schweizauch Projekte und Kooperationen entstehen, welche nicht ausschließlich Sor ge-Aufgaben für Menschen betreffen, sondern gleichzeitig auch mit andernBürgerinnen-Initiativen verbunden sind (z.B. RestEssBar, Zeitbörse, Kleider tauschbörse). Ebenso entstehen über Institutions- und Generationen-Grenzenhinweg Kooperationen, z. B. das Engagement einer Kirchgemeinde zusam men mit einem Verein, welche zweimal in der Woche einen Mittagstischanbieten. Letzterer ist gemäß der Ausschreibung „ein Angebot für Kinder,Jugendliche und Erwachsene jeglichen Alters - also über alle Generationenhinweg!". Im Weiteren konnte festgestellt werden, dass insbesondere die be reichs- und generationenübergreifenden Initiativen spontan entstanden sind.Dies nicht zuletzt deshalb, weil viele Personen die Chance einer bereichs und zielgruppenübergreifenden Zusammenarbeit erkannt haben. Oder andersgesagt, die bis jetzt mehrheitlich erfolgte Segmentierung von Angeboten alsnicht sinnvoll erfahren haben. Ohnehin ist es interessant, dass die Idee, lokal(d. h.innerhalb von Gemeinden) Kulturen gemeinschaftlicher Sorge zu entwi ckeln, grundsätzlich verstanden und zustimmend angenommen wird.228Eine gemeinschaftliche Sorgekultur brauchtdie Beteiligung vielerSorgenden Gemeinschaften. Entsprechend sollten die unterstützten Projektegemäß unserer Erfahrungen mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllen:1. generationenübergreifend2. bereichsübergreifend3. raumübergreifend (Zentrum-Peripherie)4. gemischte Projektteams (Professionelle, Semiprofessionelle, zivilgesell schaftliche Organisationen, informeller Sektor der Bevölkerung)5. Orientierung an einem gemeinsamen Thema oder das Verbinden von ver schiedenen Zielgruppen und Themen6. Moderation der lokalen Projekte mittels der Unterstützung einer mit Ge meinwesenarbeit beauftragten Person229

Sorgende Gemeinschaften schaffen ZugehörigkeitSchulz-Nieswandt (2013 ) geht davon aus, dass eine Sorgende Gemeinschaftals inklusive Gemeinde nicht ohne eine soziale Gemeinde- und Stadtentwick lung auskommt und durch weitergehende Bestrebungen zur De-Institutionali sierung z. B. im Sinne der Forderung „ambulant statt stationär" führt. Schulz Nieswandt (ebd.) versteht inklusionsgetriebene Entwicklungen vernetzterSozialräume als eine „kulturelle Entwicklungsaufgabe der Menschen", dieeine Veränderung von Denkstilen und Routinen des Alltags notwendig macht.Dabei werde ersichtlich, dass der anstehende soziale Wandel keine trivialeAngelegenheit sei. Er weist darauf hin, dass sich bei einem Kulturwandelnicht alle Widersprüche einfach werden lösen lassen und mit Ambivalenzer fahrungen zu rechnen sei. (Schulz-Nieswandt 2013, S. 55).Wir haben in unseren Pilotprojekten dieselbe Erfahrung gemacht. So ver standen z. B. in einer ersten Projektphase die Dienstleister soziale Netzwerkemehrheitlich im Sinne einer integrierten Versorgung, an welcher ausschließ lich Professionelle beteiligt sind. Die Einbindung des informellen Sektors istsowohl bei professionellen Dienstleistern als auch bei Freiwilligen und selbstbei unterstützungsbedürftigen Personen mit Ambivalenzen verbunden. Sotun sich Menschen mit Hilfebedarf nicht selten schwer, die angebotene Hilfevon Personen anzunehmen, die nicht ihrem unmittelbaren Umfeld angehö·ren. Umgekehrt scheuen hilfsbereite Personen deshalb oft davor zurück, ihreHilfe anzubieten. Besonders stark scheinen die verantwortlichen Gemeinde politikerlnnen die Ambivalenzen des angestrebten Wandels zu erfahren. Siesind es, welche sich innerhalb oft gegenläufiger Erwartungen und noch nichtausreichend vorhandener Rahmenbedingungen für die Entwicklung Sor gender Gemeinschaften engagieren müssen. Ihnen fällt die Aufgabe zu, dienotwendigen Strukturen zu schaffen, um eine gemeinschaftliche Sorgekulturauch längerfristig zu unterstützen.Auf dem Weg zur Neugestaltung des Zusammenlebens im Sinne SorgenderGemeinschaften gilt es einige Hürden zu nehmen. Wir sind jedoch davonüberzeugt, dass es sich lohnt, diesen Weg zu gehen.230LiteraturverzeichnisFr eitag, Markus; Bauer, C. Paul (2014): Was uns zusammenhält: Zwischenmenschliches Ve rtrau enals soziales Kapital in der Schweiz. In: Markus Freitag (Hg.): Das soziale Kapital der Schweiz.Zürich: Verlag N eue Zürcher Zeitung, S. 149-179.Frischkn echt, Katharina; Hornung, Andrea (2016): Alterspolitik im Kanton Bern 2016 Bericht d e sRegierungsrates an den Grassen Rat. Unter Mitarbeit von Th eres Bellwald, G e org von Below.Roland Gasser, Laleh Gharatche daghi, Andrea Hausammann, Danny H eilbronn, Karen Hof mann, Rah e l Huber Vonlanthen, Lucas K emper, Manuela Kopke, Christa Rudolf von Rohr, AnjaTschann en, Pet er Widmer, Sandra Wiederkehr und Thomas Zürch er. Hg. v. Gesundheits- undFürsorgedirektion des Kantons B ern. Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern.Bern.Klie, Thomas (2016): Caring Community. Auf d em Weg in ein e sorg end e G emeinschaft. In: HarmPeer Zimmermann und Kruse, Andr eas, R entsch, Thomas (Hg.): Kulturen des Alterns. Plädo yers für ein gutes Lebe n bis ins hohe Alter. Frankfurt am Main: Campus, s. 1 69-286.Klie, Thomas (2016): On the way to a Caring Community? The Ge rman d ebate. In: Klaus Wegleitn er,Katharina Heimerl und Allan Keileh e ar (Hg.): Compassionate Communiti es. Case studies fromBritain and Europ e . 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Sorgende Gemeinschaften schaffen ZugehörigkeitCorina Salis GrossBarbara Steffen-BürgiDr. phil. hist., leitet den Bereich „Diversität und Chancengleichheit"bei Public Health Services in Bern (www.public-health-services.ch).Sie lehrt und forscht am Schweizer Institut für Sucht- und Gesund heitsforschung (www.isgf.uzh.ch) und am Institut für Sozial anthropologie der Universität Bern (www.anthro.unibe.ch).Pflegewissenschaftlerin und Leiterin das Wissenszentrum,des Zentrums Schönberg, in Bern (Schweiz)232233

ImpressumthekBibliografische Information Der Deutschen Biblio. .in der Deutschen Nat1onalb1bho·Die Deutsche Biblio thek verzeichnet diese Publikationhttp://dnb.ddb.de abrufbar.grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überBibliographie information published by Die Deutsche BibliothekDie Deutsche Bibliothek lists this publication in the Deutsche Blbhothek; deta!ledbibliographic data is available at http: //dnb.ddb.de.Herausgeber: Ulrich Lilie, Wolfgang Beer, Edith Droste, Astrid GiebelAuf dem Weg zur SorgekulturBlinde Flecken in der alternden GesellschaftISBN: 978-3-946527-26-8, Esslingen: der hospiz verlag, 2018Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist durch das Urheberrecht geschüt t.Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urhebenec tes 1st ohne schn'.t liche Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Dies gllt msbeson ere furUnterrichtszwecke, Übersetzungen sowie Einspeicherungen und Verarbeitung melektronischen Systemen.Redaktion: Wolfgang Beer, Edith Droste, Astrid GiebelBildnachweis: Titelfoto: Wolfgang Beer,S. 103 Silke Wernets. 211 oben Senatspressestelle Bremen, Anja Raschdorfalle anderen Bilder sind aus privaten BeständenTypografie und Gestaltung: der hospiz verlagDruckerei: Esser Print Solution, Brettenwww.hospiz-verlag.de234

in Gang gesetzt werden (Freitag und Bauer 2014, S. 150). Die Gestaltung kooperativer Zusammenarbeit zwischen Bürgerinnen, Zivilgesellschaft und Dienstleistungsanbietern erfordert Fremdvertrauen. Freitag & Bauer (2014) beschreiben Fremdve

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