Altorientalische Vorstellungen Von Der Unterwelt: Literar .

3y ago
37 Views
2 Downloads
3.29 MB
200 Pages
Last View : 7d ago
Last Download : 3m ago
Upload by : Grant Gall
Transcription

Zurich Open Repository andArchiveUniversity of ZurichMain LibraryStrickhofstrasse 39CH-8057 Zurichwww.zora.uzh.chYear: 1985Altorientalische Vorstellungen von der Unterwelt: Literar- undreligionsgeschichtliche Überlegungen zu ”Nergal und Ereškigal”Hutter, ManfredPosted at the Zurich Open Repository and Archive, University of ZurichZORA URL: ed VersionOriginally published at:Hutter, Manfred (1985). Altorientalische Vorstellungen von der Unterwelt: Literar- und religionsgeschichtliche Überlegungen zu ”Nergal und Ereškigal”. Freiburg, Switzerland / Göttingen, Germany:Universitätsverlag / Vandenhoeck Ruprecht.

HUTTER · ALTORIENTALISCHE VORSTELLUNGENVON DER UNTERWELT

ORBIS BIBLICUS ET ORIENT ALISIm Auftrag des Biblischen Instituts der UniversitätFreiburg Schweizdes Seminars für biblische Zeitgeschichteder Universität Münster i. W.und der Schweizerischen Gesellschaftfür orientalische Altertumswissenschaftherausgegeben vonOthmar Keelunter Mitarbeit von Erich Zenger und Albert de PuryZum AutorManfred Hutter (1957) studierte Theologie in Graz und schloß das Diplomstudiummit der Arbeit « Hiskija - König von Juda. Ein Beitrag zur judäischen Geschichte inassyrischer Zeit»( Grazer Theologische Studien 6, Graz 1982) ab. Seit 1982 ist erals Universitätsassistent am Institut für Religionswissenschaft an der KatholischTheologischen Fakultät der Universität Graz tätig. 1984 promovierte er mit dervorliegenden Arbeit.

ORBIS BIBLICUS ET ORIENTALIS63MANFRED HUTTERALTORIENTALISCHEVORSTELLUNGENVON DER UNTERWELTLiterar- und religionsgeschichtlicheÜberlegungenzu « N ergal und Ereskigal »UNIVERSITÄTSVERLAG FREIBURG SCHWEIZVANDENHOECK & RUPRECHT GÖTTINGEN1985

CJP-Kurztitelaufnahme der Deutschen BibliothekHutter, Manfred:Altorientalische Vorstellungen von der Unterwelt : Literar- und religionsgeschichtliche Überlegungen zu «Nergal und Ereskigal»/Manfred Hutter.Freiburg (Schweiz): UniversitätsverlagGöttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1985.(Orbis biblicus et orientalis; 63)ISBN 3-7278-0328-2 (Universitätsverlag)ISBN 3-525-53686-0 (Vandenhoeck und Ruprecht)NE:GT 1985 by Universitätsverlag Freiburg SchweizPaulusdruckerei Freiburg SchweizISBN 3-7278-0328-2Digitalisat erstellt durch Florina Tischhauser,Religionswissenschaftliches Seminar, Universität Zürich

VVORWORTDie vorliegende Arbeit wurde im Sommersemester 1984 am Institutfür Religionswissenschaft der Katholisch-Theologischen Fakultätder Karl-Franzens-Universität zu Graz als Dissertation eingereicht. Sie ist in ihrer Themenstellung aus dem Bereich deraltorientalischen Religionsgeschichte eher an den Rand derTheologie und eines Theologiestudiums zu stellen. Deshalb seienjene erwähnt, die mir beim 'Blick über den Zaun' zur Seite gestanden sind. Die Voraussetzungen für diese Arbeit habe ich inden Vorlesungen von Univ.Doz.Dr. Kurt Jaritz (Graz) erworben.Zu verschiedenen vorläufigen Fassungen des Manuskripts habenDr. Hannes D. Galter (Toronto), Univ.Prof.Dr. Wolfgang Röllig(Tübingen) und Univ.Prof.Dr. Egbert von Weiher (Köln) mündlichbzw. schriftlich ausführliche Anregungen und so manche Korrekturen beigebracht. Besonders sei auch Univ.Prof.DDr. ClausSchedl genannt, der mir als seinem Assistenten für die Abfassung der Arbeit in großzügiger Weise Zeit zur Verfügung gestellt und ihren Fortgang wohlwollend begleitet hat. All ihnenherzlichen Dank!Graz, April 1984Manfred Hutter

VIABKORZUNGSVERZEICHNISDie Abkürzungen entsprechen W. VON SODEN, Akkadisches Handwörterbuch, Bd.3, Wiesbaden 1981, IX - XVI bzw. S.SCHWERTNER,Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenzgebiete, Berlin und New York 1974. Dazu kommen folgende, diedarüber hinausgehen bzw. abweichen:AAmarna-VersionAcAnActa Antiqua Academiae Scientiarum HungaricaeAEPHEH Annuaire. tcole pratique des hautes tudes. Sectiondes sciences historique et philologiquesDDDumuzis Tod, s. ALSTER 1972EAEl-Amarna Tafeln, s. KNUDTZON 1915GGiLgames-Epos, s. THOMPSON 1930Herausgeber/ herausgegebenHg/ hggritars Gang in die Unterwelt, s. BORGER 1963IG (akk)Iltars Gang in die Unterwelt, s. EBELING 1949IG mass.Inannas Gang in die Unterwelt, s. SLADEK . DIETRICH/ LORETZ .RTATneuassyrischW.BEYERLIN (Hg), Religionsgeschichtliches Textbuch zumAlten Testament, Göttingen 1975sSultantepe-VersionSAHGA.FALKENSTEIN / W.VON SODEN, Sumerische und akkadischeSMSSyro-Mesopotamian Studies, MalibuVVokalwUruk-VersionzZeileHymnen und Gebete, Zürich und Stuttgart 1953

VIIINHALTSVERZEICHNISI. EINFUHRUNGII. PHILOLOGISCHE UND LITERARISCHE ERSCHLIESSUNG1) Die Version von Tell el-Amarna ( A)a) Herkunft und Aussehen des Textesb) Ubersetzungc) Anmerkungen zur Ubersetzung66671o2) Formale Aspekte der Amarna-Version13a) Zur Orthographie der Tafel13b) Stilistische Einzelbeobachtungen15c) Erwägungen zur literarischen Gestaltung von A163) Die Version von Sultantepe( S)18a) Herkunft und Aussehen des Textesb) Ubersetzung182oc) Anmerkungen zur Ubersetzung314) Literarische Analyse der Sultantepe-Version35a) Zur Struktur der Version von Sultantepe35b) Stilistische Einzelbeobachtungen38c) Äußere Gliederungsmerkmale des Textes475) Die Version von Uruk/Warka( W)6) Uberlieferungsgeschichte des Mythosa) Zur Entstehung von NergaZ und Ere kigaZ535555b) Zur literarischen Entwicklung von NergaZ undEreikigaZ56III. INHALTLICHE ERSCHLIESSUNG651) Die Rolle der Göttera) Anu6565b) Kaka67c) Ead) Nergal687oe) Ere kigalf) Namtar75g) Andere Gottheiten762) Das Auftreten der Götterbotena) Bote und Botschaft737878

VIIIb) Der soziale Status des Botenc) Die Funktion der Boten für den Mythos3) Nergat und Erelkigat - eine Liebesgeschichtea) Die erotische Komponente von Essen und Trinkenb) Das Motiv des verführerischen Badensc) Die geschlechtliche Vereinigung von Nergal undEre kigald) Das Motiv der Trennunge) Die 'Unschuldsklage' der Ere kigalf) Die Obertretung eines sexuellen Tabus und dieUnterwelt4) Nergat und Ere kigat - ein Unterweltsganga) Der auslösende Faktor zum Gang in die Unterwelt(II 1 - 22}b) Die Vorbereitungen zum Abstieg in die Unterwelt(II 23 - 48)c) Nergal in der Unterwelt (II 49 - IV 14)d) Nergals Flucht (IV 15 - 59)e) Die Macht der Unterwelt (V 1 - 54)f) Nergals endgültiger Abstieg in die Unterwelt(VI 1 - 51)5) Unterweltsgang im Alten Orienta) Der Mythos Inannas/I tars Gang in die Unter eitb) Bacals Gang in die Unterweltc) Enkidus Abstieg in die Unterweltd) Die literarischen Elemente des Unterweltsgangs6) Die Beschreibung der Unterwelt in Nergat und Ere kigata) Die Bezeichnungen für 'Unterwelt'b) Die Topographie der Unterweltc) Das 'Leben' der Totend) Die Bewohner der UnterweltIV. AUSSAGE UND ZIEL DES 6130146148156156158161163166ANHANG1) Indizes (in Auswahl)2) Literaturverzeichnis173181

I. EINFUHRUNGWenn in dieser Studie versucht wird, einen Mythos zu interpretieren und nach dem Ertrag für die mesopotamische Religionsgeschichte zu fragen, so können am Beginn schwerwiegende Bedenkengegen ein solches Unternehmen auftauchen. Immerhin meint OPPENHEIM innerhalb seiner Uberlegungen, weshalb eine Darstellungder mesopotamischen Religion nicht geschrieben werden so11 1"All these works which we are wont to call mythological shouldbe studied by the literary critic rather than by the historianof religion." Und auch LAMBERT kommt um die Feststellung nicht2"how far Assyriology is from the stage where a historyumhinof religions could be written." Wenn nun noch eingestanden werden muß, daß der Verfasser der vorliegenden Studie über NergaLund EreskigaL nicht Assyriologe, sondern Theologe ist, so könnteman meinen, daß die Voraussetzungen nicht allzu günstig sind,um ein solches Thema fruchtbringend zu bearbeiten.Die Tatsache, daß ich Nicht-Assyriologe bin, bestimmt notwendigerweise meine Arbeit. Ich greife daher dankbar auf Publikationen von Fach-Assyriologen zuriick, die sich um die Bearbeitungder betreffenden Texte gemüht haben, auch wenn ich an einzelnenStellen eine eigene sprachliche Interpretation oder Ergänzungvorschlage. Aus diesem Grund glaube ich auch auf eine vollständige Transkription der Texte verzichten zu können, zumal einesolche erneute Transkription nur nach umfangreichen Kollationender einzelnen Tafeln in den betreffenden Museen sinnvoll gewesen wäre. Im Zusammenhang mit der Ubersetzung werden jedoch dievorhandenen Transkriptionen bibliographisch nachgewiesen, sodaßsie leicht auffindbar sind.Die Ubersetzungen von NergaL und EreskigaL wurden von mir neuangefertigt. Für die Amarna-Version war dies notwendig, da die3dem heuti-vorliegenden vollständigen deutschen übersetzungengen Stand der Assyriologie keineswegs mehr entsprechen. Fiir die123OPPENHEIM 1964, 177.LAMBERT 1973, 357.KNUDTZON 1915, 969 - 975; E.EBELING, in: H.Greßmann (Hg),Altorientalische Texte zum AT, Berlin 1926, 210 - 212.

2Sultantepe-Version wird im Rahmen dieser Arbeit, soweit mir bekannt ist, die deutsche Erstübersetzung des ganzen Mythos geboten4. Als Kriterium für die Ubersetzung wird dabei ein Mittelweg gewählt, der versucht, der akkadischen Grammatik gerechtzu werden, aber auch eine einigermaßen gute Lesbarkeit im Deutschen zu erreichen. - Die philologischen Anmerkungen, die derUbersetzung angeschlossen sind, wollen keinen ausführlichenKommentar ersetzen, sondern sollen lediglich an einigen Stellenmeine etwas abweichenden Ansichten begründen. Daher ist auchauf die Zitation von möglichst vollständigen Textbelegen verzichtet worden.Als Theologe bin ich primär am Inhalt des Mythos interessiert.Methodisch war ich bemüht, den Text vor allem aus sich herauszu interpretieren, ohne in einem ersten Arbeitsgang Vergleichemit anderen altorientalischen Literaturwerken oder mit Sekundärliteratur anzustellen. VieL ehr habe ich durch immer erneutesLesen und Ubersetzen versucht, nicht nur die philologischenSchwierigkeiten der Texte zu bewältigen, sondern mit dem Textin Kommunikation zu treten. Denn je öfter ein Text aufmerksamund detailliert gelesen wird, umso eher gibt er auch seine Geheimnisse preis. So hoffe ich, daß ich mit der vorliegenden Arbeit, die wohl nur eine Zwischenbilanz in der Auseinandersetzungmit dem Mythos sein kann, wenigstens zum Teil der Vielschichtigkeit von Nergal und Ereskigal gerecht werden konnte. Die immerwieder vorgenommene Lektüre der Texte wurde wahrscheinlich dadurch gefördert, daß die bisher vorhandenen deutschen Ubersetzungen nur teilweise befriedigten. Dadurch blieb mir dieVersuchung erspart, mich vorschnell in vorgeprägte Denkmusterdrängen zu lassen. In gleicher Weise reizte die Auseinandersetzung mit den Keilschriftkopien, auch die Textlücken und Ergänzungsvorschläge immer wieder neu zu überdenken. - Die Erklärung des Mythos geschieht nicht in Form eines Kommentars zu deneinzelnen Versen, sondern die wesentlichen Motive wurden gemeinsam erfaßt. Dadurch war eine Straffung möglich, da die zahlrei4Umfangreiche Abschnitte sind übersetzt bei VON WEIHER 1971,49 - 54; auch das Fragment aus Uruk, das zum Großteil mitder Sultantepe-Version parallel ist, liegt in einer deutschen Übersetzung bei HUNGER 1976, 18f vor.

3chen Wiederholungen nur einmal besprochen werden mußten. Dieeinzelnen Motive wurden auch durch Zitate aus anderen Textenillustriert, wobei die vollständigen Zitate vor allem in Hinblick auf Leser, die keine assyriologischen Textsammlungen besitzen, einer bloßen Angabe von Belegstellen vorgezogen wurden.Auch diese Textbeispiele wurden - mit Ausnahme der sumerischenTexte - neu übersetzt.So manche Fragen wurden nur andeutungsweise beantwortet oderüberhaupt offengelassen, teilweise aufgrund der eigenen Inkompetenz, teilweise aber auch absichtlich. Ich hoffe jedoch, dadurch ein wenig die Diskussion von Assyriologen und Religionshistorikern anregen zu können, die über grammatische Problemehinausgehend auch die Inhaltsseite der Texte ins Auge faßt, ummesopotamische Texte in stärkerem Maße als bisher für die all5gemeine Religionswissenschaft fruchtbar zu machen Auch wennsolche Studien von einer gewissen Vorläufigkeit sind, da neueGrabungen mit neuem Textmaterial jederzeit Lücken füllen undscheinbar 'sichere' Interpretationen als auf tönernen Füßenstehend erweisen können, sollte doch der Versuch nicht gescheutwerden, inhaltliche Analysen als 'Zwischenergebnis' vorzulegen.Worin liegen nun die Berührungspunkte dieser Studie mit derReligionswissenschaft? Ein Fragenkomplex, der in der Arbeitindirekt häufig anklingt, ist das Verhältnis zwischen Mythologie und Religion. Ohne im Rahmen dieser Uberlegungen eine endgültige Antwort zu geben, meine ich, daß mythologische Textesehr wohl - aber eben nicht ausschließlich - Auskunft über religiöse Vorstellungen geben können; vielleicht läßt sich Mythologie als 'narrative Theologie' umschreiben, in der durch denErzählvorgang religiöse Erkenntnis vermittelt wird. Das Erzählen/Rezitieren des Mythos wirft auch die Frage nach dem Verhältnis zwischen Mythos und literarischer Gestaltung auf 6 , ein56vgl. KIRK 1970, 85: "Once again I would like to affirm thatthis fascinating literary and mythological material fromMesopotamia should not be left aside by the rest of theworld until some impossibly remote time when there are nomore tablets left to publish and no more textual and grammatical uncertainties tobe resolved."vgl. dazu HECKER 1974, 24: "Allgemein gesehen heißt das,daß weder eine literarische oder andersartige Komposition

4Bereich, der vorerst ebenfalls nur angeschnitten worden ist.was tragen verschiedene literarische Gestaltungen eines Mythoszum Verständnis des Mythos, aber auch zur allgemeinen Literaturgeschichte Mesopotamiens bei? Die tlberlegungen zur Uberlieferungsgeschichte von Nergal und Erelkigal sollen wenigstenseinen Teil dieser Frage beantworten.Durch die Interpretation des Mythos kann ein Aspekt der mesopotamischen Religionsgeschichte nun besser gefaßt werden. DieAussagen des Mythos lassen erkennen, wie man sich mit dem Phänomen des Todes auseinandergesetzt hat, auch wenn - aufgrundder Sultantepe-Version - eine zeitliche Einschränkung auf dieerste Hälfte des 1. Jahrtausends notwendig ist. Als weitereEinschränkung muß noch eingestanden werden, daß sich durch dieepisch-mythischen Texte nur ein Teil der Jenseitsvorstellungenerfassen läßt. Um den Themenkreis vollständig auszuschöpfen,müßten Daten archäologischer Art genauso berücksichtigt werdenwie Textzeugnisse über Totenopfer, um nur zwei Beispiele zunennen. - Im Vergleich mit ähnlich strukturierten Mythen, dieden Abstieg einer Gottheit in die Unterwelt beschreiben, treten Gemeinsamkeiten hervor, deren Ausläufer bis in das Nikodemus-Evangelium7 und ins christliche Glaubensbekenntnis reichen.Es muß an dieser Stelle genügen, auf diese Endpunkte der Uberlieferungskette hinzuweisen, ohne die möglichen Bindeglieder8zwischen Mesopotamien und dem Christentum aufzuzeigen In Hinblick auf das Alte Testament dürften die Unterweltsvorstellungen, die im Mythos zum Vorschein kommen, nicht ganz uninteressant sein. Obwohl in der offiziellen Religionsausübungin Juda während der assyrischen Herrschaft der assyrische Kult78ein Mythos noch ein Mythos unbedingt eine einzige begrenzteliterarische oder sonstige Form ist, daß er sich vielmehrals die Summe aller für ein bestimmtes mythologisches Beispiel sinnvoller Aussagen und Daten in beliebigen Zustandder Überlieferung einschließlich gar des mündlich Tradierten oder nur aus Andeutungen Erschließbaren ergibt."vgl. E,HENNECKE/W,SCHNEEMELCHER (Hg), NeutestamentlicheApokryphen in deutscher Übersetzung, 3.völlig neubearbeiteteAuflage, Bd, I, Tübingen 1959, 330 - 358.vgl. zum Thema 'Höllenfahrt' die weitausgreifende Materialsammlung und Sichtung von J.KROLL, Gott und Hölle. DerMythos vom Descensuskampfe, Leipzig 1932 ( Darmstadt 1963).

59keine entscheidende Rolle spielte , könnte die zeitliche Parallelität dennoch die Möglichkeit dazu bieten, daß unterschwelligin der Volksreligion auch fremde Uberzeugungen kursierten; dieassyrische Grenze war nach der Zerstörung Israels dem Königreich Juda sehr nahe und Nergal selbst wurde im Gebiet des ehemaligen Israel von assyrischen Neusiedlern verehrt (2 Kön 17,3o). - Für den positiven oder negativen Nachweis eines solchenZusammenhangs zwischen den assyrischen und judäischen Unterweltsvorstellungen sind jedoch weitere Untersuchungen notwendig.Die Materialien zur Unterwelt und zum Abstieg in die Unterwelt,die in dieser Studie geboten werden, sollen daher einen Beitragdazu liefern, an diesen religionsgeschichtlich hochinteressanten Fragen weiterzuarbeiten.Die Fülle der hier angeschnittenen Probleme und Fragen kannzum Teil in der vorliegenden Studie gelöst werden. Auch wenndabei manches vorerst offenbleiben muß oder unklar bleibt, istdie Beschäftigung mit den Keilschrifttexten immer von neuemlohnend. Man wird daher dem mesopotamischen Schreiber zustimmen,wenn er mit Ausdrücken, die auch in NergaL und Ere kigai imentsprechenden Kontext Verwendung finden, seinen Beruf charakterisiert 10:pup-sar-ru-tu 4 ?a-a-a- a-at-ma La-La- a ui i - eb-biDie Schreibkunst ist entzückend, nicht sättigt man sich anihrer Wonne.9lovgl. M.HUTTER, Hiskija König von Juda. Ein Beitrag zur judäischen Geschichte in assyrischer Zeit, Graz 1982 ( GrTS6), 61f.A.W,SJÖBERG, JCS 24 (1972) 126:2.

6II. PHILOLOGISCHE UND LITERARISCHE ERSCHLIESSUNG 1} Die Version von Tell el-Amarna( A}a} Herkunft und Aussehen des TextesNeben den zahlreichen Keilschriftbriefen, die Ende 1887 in Tellel-Amarna in Mittelägypten gefunden wurden 1 , enthielt diesesArchiv der beiden Pharaonen Amenophis III. und Amenophis IV. Echnaton auch epische und mythologische Texte, so z.B. Teiledes Adapa-Mythos, vom sar tamaäri-Epos und eine Version vonNergai und Erelkigai. Die Bruchstücke der letztgenannten Tafelbefinden sich nun in London 2 und Berlin 3 Die grundlegende Bearbeitung des Textes ist noch immer diejenige von KNUDTZON 4 ,die auch der folgenden Ubersetzung zugrundegelegt wurde.Der Text bringt eine einfache Erzählung ohne große Redekomplexeund hat jetzt einen Umfang von 88 Zeilen, wobei der ursprüngliche Umfang 100 bis 120 Zeilen betragen haben könnte 5 Ob dieVersion auf einer jetzt verlorenen Tafel noch eine möglicheFortsetzung hatte 6 , scheint unsicher zu sein, da in z 87f vielleicht ein Schluß erkennbar ist, der allerdings genauso kurzgefaßt ist wie der Anfang der Erzählung.Epigraphisch entspricht die Tafel dem Duktus der mittelassyrisch/mittelbabylonischen Zeit, eine Tatsache, die gut mit demZeitraum der Residenz der Pharaonen in Amarna korrespondiert.Daher kann man die Abfassungszeit des Textes ziemlich sicherfür das 14. Jahrhundert festlegen. Besonders charakteristischfür diese Tafel (und auch für den Adapa-Mythos} ist die Tatsache, daß kaum Ideogramme verwendet werden, sondern hauptsäch123456vgl. zu Fundumständen und Inhalt des Archivs KÜHNE 1973, 2ff.C.BEZOLD / E.A.BUDGE, The Tell El-Amarna Tablets in theBritish Museum, London 1892, Nr. 82.O,SCHRÖDER, Vorderasiatische Schriftdenkmäler 12, Berlin1915, Nr, 195,KNUDTZON 1915, 968 - 975 ( EA 357).so REINER 1978, 161, was aber unsicher bleiben muß.ebd, 161; vgl, auch die Übersetzung bei VON WEIHER 1971, 53,die auf einen unvollständigen Text weist.

7lieh Zeichen vom Typ KV oder VK, wogegen Zeichen vom Typ KVKselten sind 7 Damit verbunden sind zahlreiche Pleneschreibungen,8weshalb WILHELM die Vermutung äußert, daß diese Abschrift ausdem Mitannireich stammen könnte und von dort nach Ägypten importiert worden sei.In Ägypten wurde der Text (wohl erst sekundär) für Schulzweckeverwendet, um die akkadische Sprache zu erlernen. Dem Lernvor9gang kam die syllabische Schreibweise sehr zugute. Dazu zeigtder Text 'Lesehilfen'; denn bei Zeichen, welche die einzelnenWörter abschließen, sind meist rote Punkte angebracht, ohne jedoch zu einer vollkommen konsequenten Worttrennung zu führen 1 .b) UbersetzungAls die Götter ein Gastmahl bereiteten,2zu ihrer Schwester Ere

Theologie und eines Theologiestudiums zu stellen. Deshalb seien jene erwähnt, die mir beim 'Blick über den Zaun' zur Seite ge standen sind. Die Voraussetzungen für diese Arbeit habe ich in den Vorlesungen von Univ.Doz.Dr. Kurt Jaritz (Graz) erworben. Zu verschiedenen vorläufigen Fassungen des Manuskripts haben

Related Documents:

2.2. Grendel in Der kleine Hobbit 2.3. Die Hölle von Grendel’s Mutter 2.4. Das Motiv des unterirdischen Kampfes in Der kleine Hobbit 2.5. Der Dieb, der Becher und der Drache 2.6. Der Dieb, der Becher und der Drache in Der kleine Hobbit 2.7. Das Beowulf - Motiv in Der Herr der Ringe 2.

Der „Stern von Bethlehem“ aber bewegte sich auf Bahnen. Die im Frühling 5 v. Chr. von chinesischen Astronomen mitgeteilte Nova, von Clark et. al. (1977) als „Stern von Bethlehem“ angesehen, war im Westen nicht gesehen worden. Cullen (1979) zweifelt an der Interpretation von Clark et. al. und bringt

Historischer Begriff aus der griechisch/römischen antiken Kultur und Mythologie und wurde zur Beschreibung von Menschen gebraucht, deren anatomische und/oder hormonelle Ge-schlechtsmerkmale nicht den Vorstellungen von Mann und Frau entsprachen. Er wurde seit der frühen Neuzeit als medizinischer Begriff für Inter* verwendet. Da der Begriff auch

Comparative Legal History sowie dem Institut für Rechtsgeschichte der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Die Tagung stand im Kontext einer von den Altorientalisten der Uni-versität Münster (Hans Neumann, Susanne Paulus) und Juristen der Universität Frankfurt (Guido Pfeifer) in Kooper

und der Stein der Weisen (Rowling) und Der kleine Hobbit (Tolkien) erwiesen. so sieht es in der Praxis aus Über einen Zeitraum von ca. acht Wochen kommen alle Schülerinnen und Schüler der fünften Klassen von Dienstag bis Freitag in der ersten Stunde in die Bibliothek. Sie werden von den

und Schrift, welches sich sowohl von der christlichen Metaphorik von Geist und Buchstabe als auch von der griechisch-antiken Bevorzugung der Lautsprache gegenüber der Schriftsprache absetzt. Hatte es bei Paulus geheißen, dass der Buchstabe tötet, der Geist aber lebendig macht (2. Kor 3:6), so sehen wir hier ganz früh schon die Umkehrung .

Kant hält das Erscheinen seiner Kritik der reinen Vernunft für einen radikalen Umbruch in der Geschichte der Metaphysik, aus-führlich erörtert er dies aber erst in der Vorrede der zweiten Ausgabe der Kritik von 1787. Dort analysiert er die von ihm als „Revolution[en] der De

Automotive Sector Report 1. This is a report for the House of Commons Committee on Exiting the European Union following the motion passed at the Opposition Day debate on 1 November, which called on the Government to provide the Committee with impact assessments arising from the sectoral analysis it has conducted with regards to the list of 58 sectors referred to in the answer of 26 June 2017 .