Glossar - BELTZ

3y ago
17 Views
2 Downloads
242.24 KB
22 Pages
Last View : 22d ago
Last Download : 3m ago
Upload by : Genevieve Webb
Transcription

GlossarAAggressivitYt (aggressivity). Disposition zu aggressivemVerhalten gegen Menschen oder Sachen (Vandalismus).Die individuellen Ausprogungsunterschiede sind vonder Kindheit bis ins frnhe Erwachsenenalter als relativstabil nachgewiesen, besonders beim monnlichen Geschlecht. Aggressionen kçnnen sehr viele Formen haben, z. B. physische Gewaltanwendung (houfiger beiJungen), Beleidigungen, Einschnchterung, Ausschlussaus der sozialen Gruppe. Die Motivation aggressivenVerhaltens reicht von der Durchsetzung von Interessennber die Verteidigung von Ansprnchen bis zur Vergeltung erlebter Ungerechtigkeiten und Verletzungen. Aggressivitot entwickelt sich als Reaktion auf selbst erlittene Aggression und Feindseligkeit. In den ! SettingsSchule und Berufswelt wird heute ! Mobbing als Sonderform der Aggressivitot diskutiert.Akkommodation. Siehe Assimilation – Akkommodation.Akkulturation (acculturation). Wandel ursprnnglicherkultureller, durch ! Enkulturation entstandener Entwicklungsmuster infolge dauerhafter Kontakte mitneuen kulturellen Gruppen. Akkulturation kann alssekundore Enkulturation verstanden werden.Antisoziales Verhalten. Siehe prosoziales – antisozialesVerhalten.Assimilation – Akkommodation (assimilation – accommodation). Das Begriffspaar wurde von Piaget eingefnhrt, um die Entwicklung menschlicher Erkenntnis undInformationsverarbeitung zu erkloren. Assimilation istdie Integration von Neuem in bestehende mentale (undHandlungs-)Strukturen, Akkommodation die Anpassung bestehender mentaler (und Handlungs-)Strukturenan Umweltanforderungen. Durch das Wechselspiel beider Prozesse werden nach Piaget die gesamte menschliche Erkenntnis und das mit ihr verbundene Wissenaufgebaut. Assimilation und Akkommodation sindzugleich die basalen Prozesse der mentalen Konstruktionsleistungen beim Aufbau von ! Schemata und! Strukturen. Das Begriffspaar wird auch zur Beschreibung von zwei Formen der ! Bewoltigung von Verlusten im Erwachsenenalter verwendet.Attribution (attribution). Zuschreibung. Personen werden Merkmale, Motive, Verantwortlichkeit fnr Leistun-gen, Misserfolge, Erkrankungen, Unfolle und andere verlustreiche Ereignisse zugeschrieben. Man spricht auch beisubjektiven Erklorungen von Leistungen oder Versagenvon Attribution. Leistungen werden z. B. auf Begabung,Anstrengung, Zufall, soziale Unterstntzung oder andereFaktoren »attribuiert«. Diese Attributionen haben Folgen, z. B. fnr die Leistungsmotivation oder das Leistungsselbstbild. Der Attributionsstil bezeichnet die Tendenzvon Personen, bestimmte Attributionen anderen vorzuziehen. Zugeschriebene positive oder negative Merkmale kçnnen in das Selbstbild aufgenommen werden.Aufmerksamkeit (attention). Leistung der Selektion ausWahrnehmungs- und Vorstellungsakten. Aufmerksamkeit konzentriert, fixiert und fokussiert angesichts derFnlle von unentwegt auf den Organismus auftreffendenReizen und der Menge innerer Vorstellungen und Reprosentationen. Aufmerksamkeit wird durch das aufsteigende retikulore Aktivierungs-System (ARAS) gesteuert, das vor allem den Wachheitsgrad (Vigilanz)bestimmt. Darnber hinaus sind aber je nach Aufgabeeine Reihe anderer Gehirnzentren beteiligt.BBegabung (talent). Wird als kausale Voraussetzungjedweder Leistung in einer ! Domone, aber auch alsVoraussetzung fnr besondere Leistungen angesehen. Imletzteren Falle spricht man auch von Begabtheit (giftedness) oder Talent. Von Hochbegabung wird allgemeindann ausgegangen, wenn in einem Intelligenztest einIQ-Wert von 130 erreicht oder nberschritten wird.Bereichsspezifische Entwicklung (domain-specific development). Kennzeichnet den Sachverhalt, dass Entwicklungs- und Lernfortschritte nicht in allen oder vielenBereichen, gleichzeitig oder parallel verlaufen, sondernauf einen eng umgrenzten Bereich (! Domone) beschronkt bleiben. Dies gilt insbesondere fnr Hochleistungen und ! Expertise.BewYltigung (Coping). Aktivitoten des Individuums,Verluste und Gefohrdungen wichtiger Anliegen oder eines positiven Selbstbildes durch Schicksalsschloge, Versagen, Konflikte, unerwartete Barrieren u. a. zu meisternund/oder die dadurch ausgelçsten belastenden Gefnhlezu dompfen. Assimilative Bewoltigung bedeutet problemorientiertes Handeln zur Sicherung oder Realisierung der Schneider Lindenberger: Entwicklungspsychologie. Weinheim: Beltz, 2012

Glossarbedrohten Anliegen, akkommodative Bewoltigung dasAufgeben oder Abwerten nicht (mehr) erreichbarer sowiedie positivere Neubewertung erreichbarer Anliegen undZiele (! Assimilation – Akkommodation). Weitere Einteilungen unterscheiden zwischen defensiver Bewoltigung(Verleugnen, Verdrongen) und aktiver Bewoltigung (Coping) sowie zwischen problemzentriertem Coping (Auseinandersetzung mit anstehenden Problemen) und emotionszentriertem Coping (Versuche der Verminderungbelastender Gefnhle wie Angst, Empçrung, Bitterkeit,Schuldgefnhle, Scham, Eifersucht, Trauer). Das ! SOKModell thematisiert Bewoltigung als Voraussetzung erfolgreicher Entwicklung.Big Five. Mit ! Faktorenanalysen gefundene Persçnlichkeitsfaktoren: Neurotizismus, Extraversion, Offenheit fnr Neues, Vertroglichkeit und Gewissenhaftigkeit.Die ersten drei Faktoren zeigen bei llteren geringereWerte, die letzten beiden hçhere Werte als bei jnngerenGruppen. Die Big Five weisen hohe intraindividuelleStabilitot auf und finden sich in ohnlicher Weise invielen Kulturen.Bindungstheorie (attachment theory). Beschreibt denAufbau der Beziehung zwischen Kleinkind und Bezugsperson als Bindungssystem, das mit dem Erkundungssystem (! Exploration) dergestalt in Wechselbeziehungsteht, dass sichere Bindung Erkundungsverhalten anregtund das Kind bei angsteinflçßenden Reizen ins Bindungssystem zurnckkehren kann. Bindung baut sicherst gegen Ende des 1. und im Laufe des 2. Lebensjahresauf und scheint eine Universalie zu sein. Als Bindungsstile werden unterschieden: sicher gebunden (Typ B),unsicher vermeidend (Typ A), unsicher ambivalent(Typ C) und desorganisiert/desorientiert (Typ D). DieseBindungsstile bleiben auch spoter in der Entwicklung biszu einem gewissen Grad bestimmend und wirken sichauf die Qualitot des Sozialverhaltens aus.Bullying. Siehe unter Mobbing.CCoping. Siehe Bewoltigung.DDeliberate Practice. Gezieltes, intensives, hoch konzentriertes qben, das zur Erzielung von Hochleistungenbençtigt wird. Das Ausmaß korreliert mit dem erreichtenLeistungsniveau, weshalb manche Autoren auf das Konzept der ! Begabung in Musik, Tanz und Sport verzichten zu kçnnen glauben. Dies wore aber voreilig, da nichtalle Menschen bei gleichem qbungsaufwand die gleicheLeistung erreichen und die Dunkelziffer der Abbrecherunbekannt ist. Vielmehr scheint es eine Wechselwirkungvon Begabung und Deliberate Practice dergestalt zu geben, dass der relativ rasch erzielbare Fortschritt zu weiterer, noch intensiverer qbung motiviert.Delinquenz (delinquency). Straffolliges Verhalten. EineStraftat liegt vor, wenn eine Tat oder eine Unterlassungeinem rechtlich definierten Straftatbestand entsprechenund dem Toter die Verantwortung fnr die Tat zugeschrieben wird. Erklort werden Straftaten mit personalen und situationalen Bedingungen. Erstere resultierenauch aus der Entwicklungsgeschichte einer Person. Fnrein Verstondnis von Straftaten und fnr ihre Proventionsind auch ihre Motive zu erkunden, die sehr unterschiedlich sein kçnnen.Bei Delikten von Jugendlichen ist houfig die Verteidigung oder Gewinnung von Sozialstatus das Motiv. Neben dieser Jugenddelinquenz gibt es eine persistenteDelinquenz, die sich schon wohrend der Kindheit inVerhaltensstçrungen, oft aggressiver Art, anknndigtund im Erwachsenenalter erhalten bleibt.Denken (thinking). Mentale Totigkeiten oder! Operationen, z. B. zum Lçsen von Problemen. Manche Probleme lassen sich durch die Vorstellung einerSequenz von Handlungen lçsen, ohne dass diese Handlungen ausgefnhrt werden mnssten. In anderen Follensind andere mentale Operationen erforderlich. Analoges Denken nutzt Wissen, das bei anderen Problemen,die in einer bestimmten Hinsicht ohnlich sind, zumZiel fnhrt. Als allgemeine Formel des analogen Denkens gilt: A : B C : D. Deduktives Denken zieht ausPromissen einen logisch zwingenden Schluss. Prototypdes deduktiven Denkens ist der Syllogismus. InduktivesDenken verallgemeinert einen Fall als gnltig fnr andereunbekannte Folle (wird bei Hypothesenbildung bençtigt). Kausales Denken fnhrt ein beobachtetes Ereignisauf Ursachen zurnck, eine Fohigkeit, die schon beiSouglingen zu finden ist. Wissenschaftliches Denkenbezeichnet das in den Naturwissenschaften nblicheVorgehen der empirischen Prnfung einer Hypothesedurch kontrollierte Variation und Kombination vonVariablen.Devianz (deviancy). Von der Norm abweichendes Verhalten. ! Delinquenz ist eine Form der Devianz. AuchSnchte, Verhaltens- und Persçnlichkeitsstçrungen oderpsychopathologische Erkrankungen wie Schizophreniefnhren zu deviantem Verhalten. Verhaltensmuster, die Schneider Lindenberger: Entwicklungspsychologie. Weinheim: Beltz, 2012

in einer Kultur nblich sind, kçnnen in einer anderenKultur als deviant gelten.Differenzierung (differentiation). Ausgliederung vonTeilen aus einem ungegliederten Ganzen. Differenzierung wird als generelles Entwicklungsgesetz angesehenund zeigt sich vor allem in der Kindheit und Jugend alsAusfocherung von Teilleistungen, die aber ihrerseitskoordiniert sind und hierarchisch reguliert werden(! Integration).Im schulischen Bereich steht Leistungsdifferenzierung im Vordergrund. Die Qußere Differenzierungtrennt Leistungsgruppen nach Schularten, die innereDifferenzierung versucht, die Lernenden innerhalb dergleichen Gruppe (z. B. Schulklasse) entsprechend ihremLeistungsniveau zu fçrdern (individualisierender Unterricht).DomYnen (domains). Lern- und Entwicklungsbereiche,in denen sich Leistungen entwickeln. Die Entwicklungspsychologie grenzt den Begriff der Domone auf Bereicheein, die eine biologische Basis zu haben scheinen, wie dieintuitive Mathematik, Physik und Biologie. Die Podagogische Psychologie definiert Domonen meist durchdie Schul- bzw. Wissenschaftsfocher (einschließlich dermusischen Bereiche) und gelangt zu einer nach obenoffenen Anzahl von Domonen.DSM-IV. Siehe unter Klassifikationssysteme psychischerStçrungen.EEffektstYrke (effect size). Die Effektstorke gibt an, wiegroß (oder bedeutsam) der Effekt z. B. einer Maßnahmeoder einer anderen mutmaßlichen Entwicklungsbedingung, etwa bestimmter Kontextmerkmale, ist. Sie wirdauch als praktische Signifikanz bezeichnet. Damit dieEffektstorke mehrerer Untersuchungen (z. B. in Metaanalysen), verschiedener Maßnahmen, Variablen undihren Skalierungen verglichen werden kann, wird sie instandardisierter Quantifizierung als Anteil an der Varianzder interessierenden Messvariablen erfasst.Egozentrismus (egocentrism). Die Unfohigkeit, eine vonder eigenen Perspektive abweichende Perspektive eineranderen Person einzunehmen. Man spricht von Egozentrismus, wenn nicht erkannt wird, dass und was eineandere Person von einer anderen Position im Raum auswahrnimmt, oder wenn angenommen wird, eine anderePerson habe dieselben Informationen und Erkenntnissewie man selbst.Emotionen (emotions). Emotionen sind Erlebnisqualitoten, die »einen Anlass« haben. Sie sind zum grçßtenTeil Ausdruck spezifischer ! Kognitionen und Bewertungen dieses »Anlasses«. So drnckt z. B. Angst eineerlebte Bedrohung durch den Anlass aus, Empçrungden Vorwurf einer Normverletzung, Trauer einen Verlust, Schuld ein moralisches Versagen, Scham einenEhrverlust, Stolz einen Gewinn an Selbstwert, Neid eineerlebte Minderwertigkeit im Vergleich zu einer anderenPerson.Enkulturation (enculturation). Aneignung von Handlungskompetenzen, die fnr das Leben in der Kultur, inder das Individuum aufwochst, erforderlich sind. Enkulturation kann als Prozess der qbernahme der Kulturbzw. des Hineinwachsens in die Kultur verstanden werden.Entwicklung (development). Nachhaltige und nachhaltig wirkende psychologische Veronderungen einer Person bzw. ihrer Merkmale, z. B. Dispositionen, Wissen,Fohigkeiten. Diese Veronderungen kçnnen universell,differenziell oder individuell sein.Entwicklungsaufgaben (developmental tasks). Ergebensich aus entwicklungsabhongigen Fohigkeiten und Mçglichkeiten, aus somatischen Reifungs- und Abbauprozessen und altersnormierten gesellschaftlichen Erwartungenund Anforderungen, die kulturspezifisch sein kçnnen.Idealerweise liegt eine ! Passung zwischen den Entwicklungsgegebenheiten und den altersnormierten gesellschaftlichen Erwartungen vor, z. B. beznglich Blasenkontrolle, Schuleintritt, Eheschließung, Ausscheidenaus dem Berufsleben. Von Entwicklungsaufgaben sind! kritische Lebensereignisse zu unterscheiden.Entwicklungsgenetik (developmental genetics). Erforschung des Einflusses der Erbanlagen (! Gene) auf dieEntwicklung. Entwicklung beruht nicht linear-kausalauf einem genetischen Programm, sondern auf derWechselwirkung zwischen Genaktivitot, neuronaler Aktivitot, Verhalten und Umwelt. Die Genaktivitot variiertim Verlauf der Entwicklung.Entwicklungsmodelle (developmental models). Modelle sind Versuche, eine komplexe Wirklichkeit darzustellen. Sie kçnnen die Wirklichkeit mehr oder weniger richtig, mehr oder weniger vollstondig darstellen; esbleiben immer Lncken. Modelle sind fruchtbar, wennsie ein angemessenes Verstondnis der Wirklichkeit ermçglichen, wenn aus oder mit ihnen Vorhersagen oderEinflussnahmen abgeleitet werden kçnnen. Schneider Lindenberger: Entwicklungspsychologie. Weinheim: Beltz, 2012

GlossarEs gibt unterschiedliche Modelle, mit denen spezifischeSichten auf Veronderungen und Stabilitoten in derEntwicklung mçglich sind: Entwicklung als quantitatives Wachstum, Entwicklung als qualitative Veronderung (z. B. als Differenzierung und Integration, alsStufenfolge, als Abfolge von Phasen, als qberschichtung).Werden die Einflussfaktoren in die Modellbildungeinbezogen, sind Reifungsmodelle von Modellen derInteraktion von Anlagen und Umwelteinflnssen zu unterscheiden. Ein spezifisches Modell ist hierbei dasaktionale Entwicklungsmodell mit der Annahme, dassMenschen einen aktiv gestaltenden Einfluss auf ihreeigene Entwicklung nehmen, indem sie Ziele und Anliegen verfolgen, sich ihre eigene Lebensumwelt aussuchen und gestalten.Systemische Entwicklungsmodelle (! Systemtheorie)differenzieren die Faktoren Anlage, Umwelt, die sichentwickelnde Person sowie die Mçglichkeiten ihres Zusammenspiels weiter auf. Grundsotzlich haben alle Elemente des ! Systems Beznge zueinander. Es ist Aufgabeder Modellbildung, einflussreiche Beznge zu ermittelnund das grundsotzlich offene System in Ausschnittendarzustellen, die individuelle und differenzielle Entwicklungen erkloren und Ansatzpunkte fnr fçrderliches undproventives Handeln bieten.Entwicklungsnormen (developmental norms). Empirisch ermittelte Altersangaben fnr bestimmte Entwicklungsmerkmale wie Intelligenz, Motorik, Sprache undSozialverhalten. Die mit Entwicklungstests gewonnenenNormen reichen nur bis etwa zum 16. Lebensjahr, weilEntwicklungsveronderungen im weiteren Lebensverlaufnicht mehr allgemein, sondern differenziell sind, weshalb Jahrgangsnormen keine brauchbare Orientierungliefern. Entwicklungsnormen beziehen sich aber auchauf Entwicklungsstrukturen, ! Entwicklungsaufgaben,Entwicklungsnbergonge und -krisen in einzelnen Lebensabschnitten wie Einschulung, Schulabschlnsse,Aufnahme und Ende der Berufstotigkeit, Partnerschaft,Elternschaft und deren adoquate ! Bewoltigung.Werden Strukturniveaus (Stufen oder Stadien) erfasst, sind diese Niveaus in den Testitems abzubilden.Die Skalen dienen dann nicht nur der Diagnostik deserreichten Entwicklungsniveaus, sondern auch derqberprnfung entwicklungstheoretischer Hypothesen,etwa der These Piagets, dass ein neues Strukturniveauin verschiedenen Domonen zur gleichen Zeit erreichtwird und dass Regressionen auf ein frnheres Stadiumkaum vorkommen, weil mit dem hçheren Strukturniveau Widersprnchlichkeiten nberwunden und vermieden werden, die auf dem vorhergehenden als solcheerkannt, aber noch nicht gelçst wurden.Entwicklungsstçrungen (disorders of psychological development). Darunter werden im ICD-10 unterF80–F89 die Beeintrochtigungen zusammengefasst, diedrei Merkmale aufweisen: (1) einen Beginn, der imKleinkindalter oder in der Kindheit liegt; (2) eine Einschronkung oder Verzçgerung in der Entwicklung vonFunktionen, die eng mit der biologischen Reifung desZentralnervensystems verknnpft sind; (3) einen stetigenVerlauf, der nicht die fnr viele psychischen Stçrungentypischen Remissionen und Rezidive zeigt. Der Terminus »Entwicklungsstçrungen« wird darnber hinaus oftfnr eine Vielfalt von Stçrungen verwendet, die in Kindheit und Jugend auftreten (z. B. fnr ! Lernstçrungen).Fnr das Erwachsenenalter verwendet man den Terminuskaum.Erblichkeitskoeffizient. Siehe Heritabilitot.Erhebungsmethoden (assessment methods). Wie in derPsychologie generell werden auch in der Entwicklungspsychologie die theoriengeleitete Verhaltensbeobachtung, Fragebçgen, Leistungstests und standardisiertebzw. semistrukturierte Interviews verwendet. In derfrnhen Kindheit sind die wichtigsten Erhebungsmethoden die Erfassung des orientierenden Reflexes und derdarauffolgenden Habituierung, die Proferenzreaktionbei Darbietung zweier (visueller oder akustischer) Reizmuster und Bewegungsmessungen (z. B. Blickbewegungbeim Abtasten eines Reizmusters, Fnhren der Greifbewegung nach einem bewegten Objekt). In den erstenLebenswochen steht als Indikator das Saugverhalten zurVerfngung.Bei theoriengeleiteter Beobachtung bevorzugt manstandardisierte Situationen (z. B. den Fremde-Situations-Test zur Erfassung des Bindungsverhaltens oderkontrollierte Darbietungen zur Erfassung der Objektpermanenz), analysiert aber auch (videografierte) freieSituationen, wie beim Spielverhalten und beim Verhalten in der Peergruppe sowie generell beim Sozialverhalten im natnrlichen Umfeld. Solche Beobachtungenwerden heute nicht mehr ohne videografierte Dokumentationen durchgefnhrt, die danach theoriengeleitetauswertbar sind. Von Bedeutung fnr die emotionale undmotivationale Entwicklung ist die standardisierte Analyse des emotionalen Ausdrucks (z. B. ab wann er inAbwesenheit von sozialen Partnern ausbleibt). Schneider Lindenberger: Entwicklungspsychologie. Weinheim: Beltz, 2012

Aufgabenstellungen zur Ermittlung des Entwicklungsstandes erfolgen entweder innerhalb vorgegebener Situationen oder in Form von Leistungstests; bei diesenkann man unterscheiden zwischen Intelligenz- und Fohigkeitstests (z. B. fnr musikalische Fohigkeiten), Entwicklungstests (fnr das generelle Entwicklungsniveau)und Leistungstests (v. a. fnr schulbezogene Leistungen).Befragungen existieren in Form von Exploration(offene Befragung nach dem Lebenslauf), standardisierten und semistrukturierten Interviews sowie Fragebçgen, die entweder bereits standardisiert sind oderbei neuen Fragestellungen speziell entwickelt werden.Dabei richten sich die Items auf die Gesamtpersçnlichkeit, auf Teilkomponenten der Persçnlichkeit (z. B.Selbstkonzept, Kçrperkonzept, Motivation), auf Entwicklungsaufgaben und -ziele oder auf kritische Lebensereignisse. Zur raschen Erfassung von Entwicklungsniveaus bzw. -stçrungen nutzt man Screeningverfahren, die ebenfalls meist standardisiert sind. Alsfruchtbar hat sich die Bearbeitung von Dilemmataerwiesen (z. B. fnr die Einschotzung des Niveaus derPerspektivennbernahme, des moralischen Urteilensund des dialektischen Denkens).Spezielle Verfahren, die heute eine wichtige Rolle inder Entwicklungspsychologie spielen, sind bildgebendeVerfahren zur Erfassung des neurologischen Status imGehirn (z. B. EEG, Magnetresonanztomografie, Positronenemissionstomografie), Messungen des Hormonspiegels (z. B. Cortisol im Mundspeichel, Melatonin, rstrogen und Testosteron), der Pulsfrequenz unddes Hautwiderstands sowie Reaktionszeitmessungen.Erkundung. Siehe Exploration.Erziehung (education, parenting). Einwirkung von Eltern und Podagogen auf Kinder und Jugendliche in derAbsicht, deren Entwicklung auf spezifische Ziele hin zusteuern. Was dabei angestrebt wird,

der Modellbildung,einflussreiche Bez ge zu ermitteln und das grundstzl ich offene SysteminAusschnitten darzustellen, dieindividuelle unddifferenzielle Entwick-lungen erklren und Ansatzpunkte fr fçrderliches und prventives Handelnbieten. Entwicklungsnormen (developmental norms).Empi-risch ermittelte Altersangaben fr bestimmte Entwick-

Related Documents:

Rigo und Rosa 28 Geschichten aus dem Zoo und dem Leben Atlantis, Orell Füssli ab 5 16,95 Frida Nilsson Hedvig! Die Prinzessin von Hardemo Beltz Ab 7 / 8 6,95 Stefanie Taschinski Funklerwald Oetinger ab 8 14,99 Nikolaus Heidelbach Schornsteiner Beltz ab 5 / 6 14,95 Peter Härtling Djadi, Flüchtlings-junge Beltz U: Kl. 3 – 5 5 .

Glossar Arabisch Berliner Platz 1 NEU Glossar Arabisch Seite 4 informell *,* ð ã ³ ó Ï oder í privat ð » í » § ì ð » § · ì ¹ § 3 der Akzent, -e ç Û à ß ì ç ß

www.praxis.gr Werkstatt B1 Training zur Prüfung Zertifikat B1: Lehrbuch, Arbeitsbuch, 5 Audio CDs, Glossar Christos Karabatos-Verlag www.karabatos.gr Zertifikat B1 neu: Testbuch, Lehrerbuch, Schülerheft, 8 CDs, Glossar . Prüfungsvorbereitende Materialien bei Verlagen*

Glossar English / Bengali y Translation of Math A & B terms based on the Coursework for Math A & B Grades 9 . THE STATE EDUCATION DEPARTMENT / THE UNIVERSITY OF THE STATE OF NEW YORK / ALBANY, NY 12234. THE STATE EDUCATION DEPARTMENT / THE UNIVERSITY OF THE STATE OF NEW YORK / ALBANY, NY 12234 . F-Bf.B.3 even function যুগ্ম .

GLOSSAR y OF TERMS FOR HOLLOW METAL DOORS AND FRAMES. Technical Data Series SDI 134-2020 1 Glossary of Terms for Hollow Metal Doors and Frames ACTIVE DOOR (ACTIVE LEAF): In a pair of doors, the door or doors in which the latching device is installed. ACTU

Glossar y Chemistry Glossary English / Dutch Translation of Chemistry terms based on the Coursework for Chemistry Grades 9 to 12. Word-for-word glossaries are used for testing accommodations for ELL/LEP students Last Updated: April 2017 THE STATE EDUCATION DEPARTMENT / T

Alltag, Beruf & Co. 1 – Glossar Deutsch-Englisch ISBN 978-3-19-701590-3 Hueber Verlag, Ismaning, Deutschlan

Overall plan delivery to date: 56% (against target 90%) Since the last sitting of the Committee two reports have been finalised and four reviews are awaiting final management sign off. Follow Up reports that have been finalised since the last Committee sitting are reported in Appendix 4. All ‘limited’ assurance reviews go before CMT for full consideration. 3.6 2020/21 AUDITS ONGOING AS AT .