Die SPD In Der 'Locarnokrise' Oktober/ November 1925

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Vierteljahrshefte für ZeitgeschichteDokumentationKLAUS E. RIESEBERGDIE SPD IN DER „LOCARNOKRISE" OKTOBER/NOVEMBER 1925Ungeachtet aller „längst bestehenden Zweifel an der These von der stabilen Mittelperiode der Weimarer Republik"1 ist wiederholt festgestellt worden, daß die kontinuierliche Unterstützung der Außenpolitik Gustav Stresemanns durch die jahrelang inder Opposition verharrende SPD als einer jener Faktoren anzusehen ist, die zur —freilich relativen - Konsolidierung des parlamentarischen Regierungssystems und derpolitischen Verhältnisse im Deutschland der zwanziger Jahre beitrugen2. Währendwir über spezifische Einflüsse des latenten Bündnisses zwischen den regierenden Mittelparteien und der oppositionellen Sozialdemokratie auf die Gestaltung der Außenpolitik der Republik vor allem infolge der traditionellen Orientierung der Geschichtsschreibung zu außenpolitischen Problemen wenig wissen, sind wir über die innenpolitischen Implikationen dieser recht dauerhaften Allianz besser informiert3. Was jedochspeziell die SPD anlangt, so lassen sich wegen der vergleichsweise ungünstigen parteigeschichtlichen Quellenlage für die Zeit ab 19204 nur selten die taktischen Schwierigkeiten und innerparteilichen Konflikte, die die Doppelrolle einer „mitregierenden1234Vgl. Bernd-Jürgen Wendts Rezension der von Karl-Heinz Minuth bearbeiteten Edition: Akten derReichskanzlei. Weimarer Republik. Hrsg. von Karl Dietrich Erdmann. Die Kabinette Luther I undII, Bd. 1-2, Boppard 1977, in: Historische Zeitschrift, Bd. 228 (1979), S. 228-323, Zitat S. 228.Vgl. bereits Sigmund Neumann, Die deutschen Parteien. Wesen und Wandel nach dem Kriege,Berlin 1932, S. 26 f. Weiterhin u. a. Erdmann, in: Bruno Gebhardt, Handbuch der deutschenGeschichte, Bd. 4 / 1 , 9. Aufl., Stuttgart 1973, S. 258; Golo Mann, Deutsche Geschichte des 19. und20. Jahrhunderts, 12. Aufl., Frankfurt 1977, S. 741; Richard N. Hunt, German Social Democracy1918-1933, 2. Aufl., Chicago 1970, S. 36, geht sicher nicht zu weit mit der Vermutung, daß„without this substantial support from the SPD, Stresemann's success would have been extremelydoubtful".Vor allem durch Michael Stürmer, Koalition und Opposition in der Weimarer Republik1924-1928, Düsseldorf 1967. In jüngster Zeit wird den innenpolitischen Voraussetzungen derWeimarer Außenpolitik mehr Aufmerksamkeit zuteil. Vgl. Jürgen C. Heß, „Das ganze Deutschland soll es sein". Demokratischer Nationalismus in der Weimarer Republik am Beispiel derDeutschen Demokratischen Partei, Stuttgart 1978; Karl Heinrich Pohl, Weimars Wirtschaft unddie Außenpolitik der Republik 1924—1926. Vom Dawes-Plan zum Internationalen Eisenpakt,Düsseldorf 1979.Die Protokolle der Reichstagsfraktion und des Parteivorstandes gelten als verschollen bzw. vernichtet. Vgl. Erich Matthias/Eberhard Pikart (Bearb.), Die Reichstagsfraktion der deutschen Sozialdemokratie 1898 bis 1918, 1. Teil, Düsseldorf 1966. Zur Edition Paul Mayer, Die Geschichte dessozialdemokratischen Parteiarchivs und das Schicksal des Marx-Engels-Nachlasses, in: Archiv fürSozialgeschichte, Bd. VI/VII (1966), S. 5-198, bes. S. 98, sowie Hagen Schulze (Hrsg.), Anpassungoder Widerstand? Aus den Akten des Parteivorstands der deutschen Sozialdemokratie 1932/33,Bonn-Bad Godesberg 1975, Vorwort S. VII-X. Von den Protokollen des Parteiausschusses, die aufGrund der Zusammensetzung dieses Gremiums eine bedeutsame Quelle für die Untersuchung desJahrgang 30 (1982), Heft 1Inhaltsverzeichnis: http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv.htmlURL: http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1982 1.pdfVfZ-Recherche: http://vfz.ifz-muenchen.de

Vierteljahrshefte für ZeitgeschichteDie SPD in der„LOCARNOKRISE1315Oppositionspartei oder opponierenden Regierungspartei" mit sich brachte, anhandsolch aufschlußreicher interner Dokumente illustrieren, wie sie im Verlauf der denZeitgenossen als „Locarnokrise" bekannten Auseinandersetzungen um Annahmeoder Ablehnung des Westpaktes im Herbst 1925 entstanden sind.Die nachstehend veröffentlichten Quellen aus mehreren Archiven6 bekräftigen inihrem Inhalt einige der Überlegungen hinsichtlich des inneren Zustands der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion, der Führungsqualitäten ihres Vorstands und derfehlenden Klarheit ihrer politischen Linie, die Hagen Schulze vor einiger Zeit in dieserZeitschrift vorgetragen hat7. Sie weisen jedoch zugleich darauf hin, daß bei der Analyse der Gründe für konkrete koalitionspolitische Entscheidungen der Weimarer SPDdie Kompliziertheit der jeweiligen Lage und das sich gegen die SPD richtende Agierender anderen politischen Kräfte mehr zu berücksichtigen sein dürften, als es in derverbreiteten Kritik an der „mangelnden Koalitionsbereitschaft" der SPD vielfach geschieht8.Die eigentliche Vorgeschichte der Dokumente beginnt mit den Bestrebungen derDeutschen Volkspartei, nach den Reichstagswahlen vom 7. Dezember 1924 durch dieEinbeziehung der Deutschnationalen in eine Koalition des Bürgerblocks zum einen diebeiden Parteien gemeinsamen restaurativen wirtschafts- und finanzpolitischen Zielvorstellungen zu verwirklichen, zum anderen darüber hinaus gleichzeitig eine wirksame Eindämmung der deutschnationalen Agitation gegen die Außenpolitik StreseMeinungsbildes in der Partei darstellen, liegen außer den bei Schulze abgedruckten Exemplaren nurdie aus der Anfangszeit der Republik vor. Vgl. jetzt die Edition: Protokolle der Sitzungen desParteiausschusses der SPD 1912 bis 1921, 2 Bde., Berlin/Bonn 1980. Die Nachlässe einer Reihebedeutender Parteiführer, etwa die von Rudolf Breitscheid und Otto Wels, sind nicht erhalten. Vgl.Peter Pistorius, Rudolf Breitscheid 1974-1944. Ein biographischer Beitrag zur deutschen Parteiengeschichte, Phil. Diss. Nürnberg 1970; Hans J. L. Adolph, Otto Wels und die Politik der deutschenSozialdemokratie 1894-1939. Eine politische Biographie, Berlin 1971.5So der damalige Reichswehrminister Otto Geßler in seinen Memoiren: Reichswehrpolitik in derWeimarer Zeit. Hrsg. v. Kurt Sendtner, Stuttgart 1958, S. 366.6Herrn Dr. Werner Krause im Archiv der sozialen Demokratie (AdsD) der Friedrich-Ebert-Stiftung,dem Bundesarchiv Koblenz (BA) und Frau Dr. Gerlinde Grahn im Zentralen Staatsarchiv der DDR(ZStA) in Potsdam danke ich für ihre Hilfe und die Genehmigung zur Veröffentlichung der Dokumente.7Stabilität und Instabilität in der politischen Ordnung von Weimar. Die sozialdemokratischen Parlamentsfraktionen im Reich und in Preußen 1918-1933, Jg. 26 (1978), S. 419-432.8Vgl. Jürgen Blunck, Der Gedanke der Großen Koalition in den Jahren 1923-1928, Phil. Diss. Kiel1961; Alfred Kastning, Die deutsche Sozialdemokratie zwischen Koalition und Opposition1919-1923, Paderborn 1970; Harry Nowka, Das Machtverhältnis zwischen Partei und Fraktionin der SPD. Eine historisch-empirische Studie, Köln [u. a.] 1970, dort das Zitat S. 34; RichardD. Breitman, Socialism and the Parliamentary System in Germany 1918-1932. The Political Strategy of the German Social Democratic Party Leaders, Phil. Diss. Havard Univ. 1975. Knapper, aberdie Entwicklung der Mittelparteien berücksichtigend: Hans Mommsen, Die Sozialdemokratie inder Defensive. Der Immobilismus der SPD und der Aufstieg des Nationalsozialismus, in: ders.(Hrsg.), Sozialdemokratie zwischen Klassenbewegung und Volkspartei, Frankfurt a. M. 1974,S. 106-133. Für die Anfänge der Weimarer Zeit umfassend: Susanne Miller, Die Bürde der Macht.Die deutsche Sozialdemokratie 1918-1920, Düsseldorf 1978.Jahrgang 30 (1982), Heft 1Inhaltsverzeichnis: http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv.htmlURL: http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1982 1.pdfVfZ-Recherche: http://vfz.ifz-muenchen.de

Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte132Klaus E. Riesebergmanns zu erreichen. Die Realisierung der volksparteilichen Pläne wurde sehr erleichtert durch eine sich in der Sozialdemokratie seit dem Bruch der Großen Koalition am2. November 1923 und mit der stärkeren Rechtswendung von Zentrumspartei undDVP zunehmend ausbreitende Gegnerschaft nicht nur speziell gegen die Große Koalition, sondern generell gegen eine Regierungsbeteiligung nach einer wahltaktisch offenkundig erfolgreichen Phase der Opposition im Reich. Dennoch schlug die SPD inden Verhandlungen über die Regierungsbildung nach äußerst hypothetischen Gesprächen über die Große Koalition zunächst die mit Einschluß der Bayerischen Volkspartei rechnerisch mögliche Weimarer Koalition, dann aber auch die sozialdemokratischeTolerierung einer Minderheitsregierung nach dem Muster des zweiten KabinettsMarx vor. Die schließlich erfolgte Konstituierung der Regierung Luther, die mitRücksicht auf den linken Zentrumsflügel und die DDP als „überparteiliches Kabinettder Persönlichkeiten" figurierte9, wurde in der SPD in Anbetracht der bevorstehendenAuseinandersetzungen zwischen den gesellschaftlichen Gruppen über die Verteilungder wirtschaftlichen Lasten aus den vielfältigen Kriegsfolgeproblemen und der Regelung der Reparationsfrage zu Recht als eine Kampfansage aufgefaßt. Gegenüber diesem Kabinett, so schrieb das Zentralorgan der SPD unverzüglich, komme „aus innerund außenpolitischen Gründen nur rücksichtsloser Kampf" in Frage10.Wenngleich diese Maxime den Ansichten maßgeblicher Führungsmitglieder derPartei nicht entsprach11, schien die SPD ihr zunächst mit einem auf die Regierungserklärung hin eingebrachten Mißtrauensantrag und mit dramatischen Appellen an dieMitgliedschaft in der Parteipresse, mit Flugblattaktionen sowie einer Großkundgebung im Berliner Sportpalast folgen zu wollen12. Vor allem angesichts der divergieren9101112Zur spezifisch antisozialdemokratischen Tendenz der Begriffsbildung „Überparteilichkeit" in dieser Zeit vgl. Günter Arns, Regierungsbildung und Koalitionspolitik in der Weimarer Republik1919-1924, Phil. Diss. Tübingen 1971, S. 215-224. Zur Konstituierung des Kabinetts Luther undihrer Vorgeschichte vgl. Harald Schinkel, Entstehung und Zerfall der Regierung Luther, Phil. Diss.Berlin 1959, S. 39—43, 152—157; Roland Thimme, Stresemann und die Deutsche Volkspartei1923-1925, Lübeck/Hamburg 1961, S. 87-106; Manfred Dörr, Die Deutschnationale Volkspartei1925 bis 1928, Phil. Diss. Marburg 1964, S. 62-93; Stürmer, Koalition und Opposition, S. 82-94;Minuth, Kabinette Luther, Bd. 1, S. XIX-XXIV; Claus-Dieter Krohn, Stabilisierung und ökonomische Interessen. Die Finanzpolitik des Deutschen Reiches 1923-1927, Düsseldorf 1974,S. 142-148. Die Arbeit von Robert Grathwohl, DNVP and European Reconciliation 1924-1928.A Study of the Conflict Between Party Politics and Government Foreign Policy in Weimar Germany, Phil. Diss. Chicago 1968, konnte nicht beschafft werden.Vorwärts Nr. 20, 13.1.1925. Zur Regierungsbildung aus sozialdemokratischer Sicht: Die Sozialdemokratie im Reichstage 1925. Bericht über die Tätigkeit der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion von Januar bis August 1925, hrsg. vom Parteivorstand der SPD, Berlin o. J. [1925],S. 5-13; Wilhelm Keil, Erlebnisse eines Sozialdemokraten, II. Bd., Stuttgart 1948, S. 301; CarlSevering, Mein Lebensweg. Bd. II. Im Auf und Ab der Republik, Köln 1950, S. 34ff.Bericht Reichstagsfraktion, S. 11 ff.; Vorwärts Nr. 35, 2 1 . 1 . , Nr. 46, 2 8 . 1 . u. Nr. 48, 29.1.1925.Beispielsweise erklärte der sozialdemokratische Ministerpräsident in Preußen, Otto Braun, gegenüber Stresemann, „er stände der Regierungsbildung im Reich garnicht ablehnend gegenüber,glaube vielmehr, daß es sehr gut wirken würde". Aufz. Stresemanns vom 2. 2. 1925, PolitischesArchiv des Auswärtigen Amtes (PA AA), Nachlaß Stresemann, Bd. 20, H 158070. Vgl. auch dieunten (Anm. 24) geschilderte Haltung Rudolf Hilferdings.Jahrgang 30 (1982), Heft 1Inhaltsverzeichnis: http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv.htmlURL: http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1982 1.pdfVfZ-Recherche: http://vfz.ifz-muenchen.de

Vierteljahrshefte für ZeitgeschichteDie SPD in der„LOCARNOKRISE133den Tendenzen in der Regierungskoalition erwies sie sich jedoch in der Oppositionspraxis der Reichstagsfraktion als eine wenig nützliche, weil zu grobschlächtige Formel. Zunächst beschränkte sich die SPD im Parlament vielmehr auf den etwas komplizierten Versuch, ihre numerisch starke Stellung13 in einer gewissermaßen selektivenOpposition ausschließlich gegen die DNVP und ihre Regierungsbeteiligung ins Spielzu bringen, um besonders dem Zentrum die ungenügende Eignung der Deutschnationalen als verläßliche Koalitionspartner vor Augen zu führen.So votierte sie am 9. Februar lediglich deshalb gegen den Handelsvertrag mit Siam,den sie ansonsten insgesamt billigte, weil die Deutschnationalen angekündigt hatten,ein Teil ihrer Fraktion werde wegen angeblicher Verletzungen der „Würde des Reiches" im Vertragstext gegen die Regierungsvorlage stimmen14. Um eine Koalitionskrise zu vermeiden, mußte die DNVP zuletzt angesichts der Haltung der SPD einlenken; sie ließ das Abkommen mit einer ausreichenden Zahl eigener Ja-Stimmen passieren. Die zufriedenen Kommentare des „Vorwärts" zu der parlamentarischen Niederlage der DNVP15 überspielten die Einsicht, daß die SPD-Fraktion mit einer derartigenTaktik bei Regierungsvorlagen, an deren Verabschiedung sie selbst ein vitales Interesse knüpfte, Schiffbruch erleiden mußte, falls es die Deutschnationalen auf ein Scheitern der Vorlage ankommen lassen würden. Eine solche Situation trat ein bei derAbstimmung über den deutsch-spanischen Handelsvertrag, und das Verhalten derSPD hierbei bildete gewissermaßen einen Präzedenzfall für ihr Handeln in der Locarnokrise. Gegen das Handelsabkommen hatten Teile der Regierungskoalition, besonders die DNVP, unter dem Einfluß agrarprotektionistischer Interessenten ihre Opposition bis zu einem Punkt vorangetrieben, an dem der Weiterbestand des Regierungsbündnisses ernstlich in Frage gestellt schien16. In dieser Lage war das Kabinett bei derAbstimmung offensichtlich auf die Neutralität der SPD-Fraktion angewiesen, die jedoch erst wenige Tage vorher wegen der verbraucherfeindlichen Hochschutzzollpläneder Koalition einen — wenn auch wenig aussichtsreichen und schließlich abgelehnten —Mißtrauensantrag gegen die Regierung eingebracht hatte. Überraschenderweise sicherte die SPD jedoch durch eine vermutlich mit Stresemann abgesprochene Stimmenthaltung die Annahme des Handelsvertrages und half dem auf schwankenden Bo13Die Reichstagswahlen vom 7. Dezember 1924 hatten folgende Sitzverteilung erbracht: SPD: 131,DNVP: 103, Zentrum: 69, DVP: 5 1 , KPD: 45, DDP: 32, BVP: 19, Wirtschaftspartei: 17, NSFP:14.14Vgl. die Lesungen des Abkommens in: Stenographische Berichte der Verhandlungen des Reichstags(RT Stenogr. Ber.), III. Wahlperiode, Bd. 384, S. 409-413, 429-435 u. 470-477.15Nr. 68, 10.2.1925. Auch W. Dittmann (SPD) in der Reichstagsdebatte am 9.2.1925, RT Stenogr.Ber., Bd. 384, S. 472: „Die Lektion hat offenbar gesessen. Wir haben die Herren gezwungen,endlich einmal ihr Doppelspiel aufzugeben und auch offen in der Politik nach außen hin das zuvertreten, was ihre eigene Regierung als Politik betreibt."16Für Einzelheiten vgl. Stürmer, Koalition und Opposition, S. 107 ff., u. Arno Panzer, Das Ringen umdie deutsche Agrarpolitik von der Währungsstabilisierung bis zur Agrardebatte im Reichstag imDezember 1928, Kiel 1970, S. 52-59. Zum interessenpolitischen Hintergrund: Dieter Gessner,Agrarverbände in der Weimarer Republik, Düsseldorf 1976, S. 2 8 - 8 1 , u. bes. Jens Flemming,Landwirtschaftliche Interessen und Demokratie, Berlin/Bonn 1978.Jahrgang 30 (1982), Heft 1Inhaltsverzeichnis: http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv.htmlURL: http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1982 1.pdfVfZ-Recherche: http://vfz.ifz-muenchen.de

Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte134Klaus E. Riesebergden geratenen Kabinett über eine akute Existenzkrise hinweg17. Der augenfälligeKontrast zwischen dem sozialdemokratischen Abstimmungsverhalten im Februar undim Mai, der die Partei nun dem Vorwurf ihrer Kritiker von links aussetzte, zurentscheidenden Stütze einer arbeiterfeindlichen Regierung geworden zu sein18, läßtsich mit den Sympathien der SPD für das nur als kurzfristiges Provisorium vorgesehene deutsch-spanische Abkommen allein nicht erklären.Es war vielmehr die Entwicklung auf außenpolitischem Gebiet seit der Sicherheitsinitiative des Auswärtigen Amtes vom 9. Februar, die die SPD-Fraktion vor einemmöglichen Sturz der Regierung zurückschrecken ließ. Mit dem Angebot einer Garantie der deutschen Westgrenzen hatte Stresemann die Außenpolitik des Reiches aufeinen Weg gebracht, der mit der bisherigen, auf Interessenausgleich und dauerhafteVerständigung mit den Westmächten gerichteten außenpolitischen Konzeption derSozialdemokratie19 in einem so hohen Maße zu harmonieren schien, daß nach Auffassung der Partei- und Fraktionsführung eine Obstruktion der Regierungspolitik dieDesavouierung der eigenen Programmatik in der auswärtigen Politik bedeutet hätte.Die SPD hatte schon am 9. Januar im Auswärtigen Ausschuß des Reichstags durchihren außenpolitischen Sprecher, das Fraktionsvorstandsmitglied Rudolf Breitscheid,zu erwägen gegeben, ob Deutschland „nicht nochmals einen Sicherheitspakt auf Gegenseitigkeit vorschlagen" sollte20, und signalisierte dann in der im März einsetzendenöffentlichen Debatte um das Sicherheitsproblem im Zusammenhang mit dem deutschen Vorschlag ihre Unterstützung für den außenpolitischen Kurs der Regierung undden damit verbundenen Verzicht auf bedingungslose Opposition: „Die Frage dereuropäischen Sicherheit", ließ der „Vorwärts" verlauten, „ist von so überragender17181920Vgl. Stürmer, Koalition und Opposition, S. 98-101, 109f.Die Rote Fahne Nr. 119, 28. 5. 1925.Speziell mit der außenpolitischen Haltung der SPD in der Weimarer Republik befassen sich folgende Arbeiten: William H. Maehl, The Foreign Policy of the SPD 1917-1922, Phil. Diss. Chicago1946; Hartmut Lange, Ideen und Praxis der sozialdemokratischen Außenpolitik in der DeutschenRepublik (1918-1926), Phil. Diss. Erlangen 1949; Erich Matthias, Die deutsche Sozialdemokratieund der Osten 1914-1945, Tübingen 1954; Reimund Klinkhammer, Die Außenpolitik der SPD inder Zeit der Weimarer Republik, Phil. Diss. Freiburg 1955; Martin Menzel, Die Unterstützung derAußenpolitik des deutschen Imperialismus durch die Führung der SPD in den Jahren 1925/26,Phil. Diss. Leipzig 1964; Otto M.Nelson, The German Social Democratic Party and France1918-1933, Phil. Diss. Ohio 1968; Vincent Sheridan, The German Social Democratic Party andthe League of Nations during the Weimar Republic 1918-1933, Phil. Diss. Arizona State Univ.1975. Vgl. auch Adolph, Otto Wels, S. 197-216, u. Pistorius, Rudolf Breitscheid, S. 212-230,240 f., 242-282, sowie Waltraud Ebel/Helmut Biering, Zu Problemen der Entwicklung und Politikder SPD in den Jahren 1924-1927, 2 Teile, Phil. Diss. Leipzig 1964, S. 94-107, 191-257 u.296-347. Ferner demnächst meine Dissertation: Zwischen Pazifismus und Nationalismus. Zuraußenpolitischen Ideologie und Praxis der deutschen Sozialdemokratie in der Weimarer Republik.Für die Zeit bis zum Ende des Weltkrieges vgl. jetzt die Arbeit von Friedhelm Boll, Frieden ohneRevolution? Friedensstrategien der deutschen Sozialdemokratie vom Erfurter Programm 1891 biszur Revolution 1918, Bonn 1980.Bericht des Bayerischen Gesandten von Preger vom 11. 1. 1925, Bayerisches Hauptstaatsarchiv,MA 103542. Vgl. auch Schinkel, Regierung Luther, S. 77.Jahrgang 30 (1982), Heft 1Inhaltsverzeichnis: http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv.htmlURL: http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1982 1.pdfVfZ-Recherche: http://vfz.ifz-muenchen.de

Vierteljahrshefte für ZeitgeschichteDie SPD in der „LOCARNOKRISE"135Bedeutung, daß sie getrennt von allen innenpolitischen Angelegenheiten betrachtetwerden muß" 21 .Daß in den sozialdemokratischen Führungsgremien ein so hoher Grad an Übereinstimmung mit den Intentionen des Auswärtigen Amtes empfunden wurde, ist vermutlich auch darauf zurückzuführen, daß mit Rudolf Hilferding und Breitscheid zweieinflußreiche Repräsentanten der Partei noch vor Übergabe des deutschen Memorandums an Frankreich — und somit wesentlich früher als etwa die deutschnationalenMinister — durch e

Die SPD in der „LOCARNOKRISE 133 den Tendenzen in der Regierungskoalition erwies sie sich jedoch in der Oppositions praxis der Reichstagsfraktion als eine wenig nützliche, weil zu grobschlächtige For mel. Zunächst beschränkte sich die SPD im Parlament vielmehr auf den etwas kompli

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