Der Staat Wider Willen - Wintersonnenwende

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Der Staat wider WillenÖsterreich 1918-1938Dr. Reinhold Lorenz,Professor an der Universität WienJunker und Dünnhaupt Verlag, Berlin 1940.Diese digitalisierte Version 2012 by The Scriptorium.Alle Illustrationen stammen aus dem Original.Druckversion 2019 gesetzt vom Hilfsbibliothekar,alle externen Verweise führen zu den Quellen im Netz.Der Staat wider Willen:Österreich 1918-1938.Dr. Reinhold Lorenz.Inhalt:VorwortVom "Kriegsreich" der Mittelmächte zum Notstaat von St. GermainSeipel, Schober und die kleinösterreichische DaseinsfrageLausanner Politik in Österreich (Die erste Ära Dollfuß)Vom Staatsstreich zum Parteiverbot (März - Juni 1933)Die "Dollfuß-Straße" zwischen "Illegale" und V.F. (Vaterländische Front)Von der Februar-Revolte zur Juli-Erhebung 1934Ein "Siegfriede" über das eigene Volk (Die Ära Schuschnigg - Starhemberg)Österreich im Spiel der Mächte und Deutschlands WiedererhebungDer Juli-Vertrag von 1936 und seine VerleugnungEin Befriedungsversuch und sein Ende (Juni 1937 bis Februar 1938)Der Durchbruch der Volkserhebung (12. Februar bis 11. März 1938)Befreiung! (11. bis 15. März 1938)Von der Gründung Deutschösterreichs zum Anschluß 1918 - 1938.Eine Dokumentensammlung:1. Kundgebung für das Selbstbestimmungsrecht, Sitzung desDeutschen Volksrates für Österreich. 6. X. 19182. Die Gründung des Staates Deutschösterreich. Beschluß der konstituierenden Sitzungder Nationalversammlung der deutschen Abgeordneten. 21. X. 19182a. Erklärung des ns. Abg. Hans Knirsch in derselben Sitzung3. Deutschösterreichs Appell um reichsdeutsche Waffenhilfe. 30. X. 19184. Anschlußverkündigung. Gesetz über die Staats- und Regierungsformvon Deutschösterreich. 12. XI. 19184a. Aus der Erklärung des Staatskanzlers Dr. Renner

5. Staatserklärung über Umfang, Grenzen und Beziehungen des Staatsgebietesvon Deutschösterreich. 22. XI. 19186. Erneuerung des Anschlußgesetzes durch die neugewählteNationalversammlung. 12. III. 19196a. Erklärung des Staatssekretärs Dr. Otto Bauer. 12. III. 197. Teilnahme deutschösterreichischer Sachverständiger an der Verfassungsarbeitder Deutschen Nationalversammlung. 24. IV. 19198. Artikel 80 des Versailler Diktats (Anschluß-Verbot für Deutschland). 28. VI. 19198a. Notenwechsel über Artikel 80 im Entwurf des Diktats9. Der Anschlußartikel der Weimarer Verfassung. 11. VIII. 19199a. Notenwechsel und Widerruf. Clemenceaus Forderung und Protokoll. 2./22. IX. 191910. Artikel 88 des Diktats von St. Germain (Anschluß-Verbot für Österreich). 10. IX. 191910a. Erklärung des Staatskanzlers Dr. Renner. 6. IX. 191910b. Erklärung der Nationalversammlung zur Unterzeichnung des Diktats10c. Gesetz über die Staatsform (formaler Anschluß-Widerruf). 21. X. 191911. Großdeutschland im Parteiprogramm der NSDAP. 21. II. 192012. Die großdeutsche Frage im Koalitionsvertrag zwischen den Christlichsozialenund Großdeutschen. V. 192213. Aus der Programmrede des Bundeskanzlers Dr. Ignaz Seipel. 31. V. 192214. Appell Dr. Seipels an den Völkerbundrat. 6. IX. 192214a. Genfer Protokoll über Garantie, Internationale Anleihe und Kontrollefür Österreich. 4. X. 192215a. Beginn des Führerbuches Mein Kampf. 1924/2515b. Aus dem Lager der Anschlußgegner: Der österreichische Mensch,von Oscar A. H. Schmitz, 192416. Der Anschluß als Programmpunkt der parlamentarischen ParteienÖsterreichs. 15. II. 192717a. Entschließung des Nationalrates zur österreichisch-deutschen Rechts- undWirtschaftseinigung. 23. V. 192817b. Dr. Seipel über Mitteleuropa und Anschluß. Erklärung im Nationalrat. 27. VII. 192818. Aus der Regierungserklärung des Bundeskanzlers Johann Schober. 27. IX. 192918a. Telegramm des Bundeskanzlers an den amtierenden Reichskanzler Müller19. Deutsches Studentenrecht in Österreich. Verordnung des Akademischen Senatsan der Universität Wien. 8. IV. 193020. Anschlußgelöbnis auf der Klagenfurter Tagung des Österreichisch-DeutschenVolksbundes. (Forderung nach Zollunion - Antrag der NSDAP. im Reichstag,Oktober 1930.) VI. 193020a. Der Versuch einer deutschösterreichischen Zollunion. Das Wiener Protokoll. 19. III. 193120b. Der Haager Schiedsspruch gegen das Zollunionsprojekt. 5. IX. 193120c. Verzichterklärung Dr. Schobers vor dem Völkerbundrat. 3. IX. 1931

21. Lausanner Anleiheprotokoll. 15. VII. 193222a. Volksdeutsches Bekenntnis der jungen Generation. VII. 193222b. Landesleiter der NSDAP. Alfred Proksch: Heim ins Reich!(Kritik an der Lausanner Politik.) XII. 193223. Die Parteien vor der Entscheidung. Auszüge aus Reichspost undArbeiterzeitung. 3. III. 193323a. Das kriegswirtschaftliche Ermächtigungsgesetz als politisches Fundament.(Amtliche Mitteilung und Gesetztext.) 8. III. 193324. Aufruf des Landesleiters der NSDAP., Alfred Proksch,gegen den Verfassungsbruch. 9. III. 193325. Die auswärtige Presse und die "Österreichische Mission",von Marcel Dunan. 16. VII. 193325a. Aus der Programmrede des Bundeskanzlers Dr. Dollfuß. 11. IX. 193326. Führererklärung zur österreichischen Frage. 30. I. 193427. Drei-Mächte-Garantieerklärung für Österreichs Unabhängigkeit. 17. II. 193427a. Genfer Garantieerklärung für Österreich. 27. IX. 193428. Aus den Römischen Protokollen. 17. III. 193429. Die sogenannte Gesetzeswerdung der "Mai-Verfassung 1934". 30. IV. 193430. Die Juli-Tragödie. Wie Planetta und Holzweber starben. 4. VIII. 193430a. Der Sinn der Befriedungsaktion Ing. Reinthaller. VIII. 193431. Kommuniqué zur Begegnung Mussolini - Schuschnigg. 21. XI. 193431a. Das Ergebnis von Stresa. Im Zeichen der Paktpolitik und"Nichteinmischungs"frage. 14. IV. 193531b. Zweite Führer-Erklärung über Österreich. 21. V. 193531c. Erklärungen des Bundeskanzlers Dr. Schuschnigg. 30. V. 193532. Aufruf der "illegalen" österreichischen Nationalsozialisten. 17. I. 193633. Das deutsch-österreichische Juli-Abkommen. (Staatsvertrag, Gedächtnisprotokoll,dazu Telegrammwechsel Schuschnigg – Mussolini,und Aufruf der "illegalen" Landesleitung Österreich.) 11. VII. 193634. Der 11. Juli in der Auffassung des Vizebürgermeisters Dr. E. K. Winter. IX. 193635. Ein Neujahrsbrief des Thronprätendenten Otto. 25. XII. 193635a. Die Antwort des Bundeskanzlers auf die legitimistische Forderung. 10. II. 193736. Vor dem Neurath-Besuch. (Erklärungen von Schuschnigg, Glaise-Horstenau undGuido Schmidt.) 1. I. 193736a. Ein Zwischenspiel um die innere Befriedung(Plan eines Deutsch-Sozialen Volksbundes). 18. II. 193736b. Das Ergebnis des Neurath-Besuches. 24. II. 193737. Das Ausbleiben der inneren Befriedung (Brief eines "Landarztes"). 22. V. 193738a. Staatsrat Dr. Seyß-Inquart über nationale und soziale Aufgaben in Österreich. 6. X. 193738b. Programm des Volkspolitischen Referats (nach Dr. Walter Pembaur). 17. X. 1937

39. Ein "Katechismus der Führenden" (nach Leopold Baron Andrian). Mitte 193739a. Schuschniggs Kanzlerbuch Dreimal Österreich. Ende 193739b. Schuschniggs Neujahrs-Interview 1938. 5. I. 193840. Die Verfolgung der Nationalsozialisten. Aus dem Salzburger Strafregister. Januar 193841. Das Berchtesgadener Abkommen mit Schuschnigg. 12./15. II. 193841a. Abschiedsworte des Botschafters von Papen. 18. II. 193841b. Aus der Erklärung der VF. (Vaterländischen Front) zur neuen Lage. 19. II. 193842. Dritte Führer-Erklärung über Österreich. 20. II. 193843. An der Schwelle des Bürgerkrieges. Armeebefehl des Bundeskanzlers.Gegenarbeit des NS.-Soldatenringes. 11. III. 193844. Landesleiter der NSDAP. Major Klausner an das Volk Österreichs undBildung der Regierung Seyß-Inquart. 11. III. 193845. Bundeskanzler Dr. Seyß-Inquart: Bitte um reichsdeutschen Waffenschutz. 11. III. 193845a. Gruß der deutschen Wehrmacht an Österreich. 12. III. 193845b. Die neue Bundesregierung. 12. III. 193846. Das Führermanifest (verlesen von Reichsminister Dr. Goebbels). 12. III. 193847. Der Widerruf des Anschlußverbotes in Linz(Ansprache von Dr. Seyß-Inquart). 12. III. 193847a. Führer-Ansprache vom Rathaus in Linz. 12. III. 193847b. Mitteilungen des Führers über die Entscheidung. 14. III. 193848. Das Anschlußgesetz. 13. III. 193848a. Telegrammwechsel Hitler - Mussolini. 13. III. 193849. Vollzugsmeldung des Führers (auf dem Wiener Heldenplatz). 15. III. 193849a. Reichsstatthalter Dr. Seyß-Inquart an den Führer und Reichskanzler. 15. III. 193850. Aus Adolf Hitlers Aufruf zum Großdeutschen Reichstag. 18. III. 193850a. GfM. Hermann Göring über den Kampf Österreichs. 27. III. 193850b. Adolf Hitler am Tage des Großdeutschen Reiches. 9. IV. 193850c. Der 10. April 1938 und die tausendjährige, gesamtdeutsche Geschichte(nach Heinrich Ritter von Srbik und Karl Alexander von Müller). IV. 1938— Professor Karl Alexander von Müller zum Volksentscheid im Altreich. 7. IV. 193850d. Meldung des Reichskommissars Gauleiter Bürckel über den Volksentscheid undErwiderung des Führers. Das ziffernmäßige Ergebnis. 10. IV. 1938Nachwort

Die Freiheit und das Himmelreichgewinnen keine Halben!(Leitspruch des unter Verbot und Kerkerdrohung stehendenÖsterreichischen Beobachters zur Jahreswende 1937/38.)VorwortKaum zwei Monate nach dem festlichen Vollzug des Anschlusses durfte ich einer doppelten Einladung in die gastliche Stadt der Auslandsdeutschen folgen. An der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Technischen Hochschule Stuttgart (Dekan Prof. Pongs) sprach ich über Österreich in Mitteleuropa seit 1914 und darauf gab ich in einer Versammlung der Angehörigen des Deutschen Auslands-Instituts mit seinem Leiter Herrn Dr. Csaki an der Spitze eine Art Augenzeugenbericht überdas eben vollzogene weltgeschichtliche Ereignis. Es wurde mir von verschiedenen Seiten nahegelegt, diese beiden innerlich zusammenhängenden Glieder deutsch-mitteleuropäischer Zeitgeschichtezu einer übersichtlichen Darstellung zu ergänzen. Das traf sich mit einem inneren Bedürfnis vonmir: In den Gedanken und Gesprächen vieler sorgenvoller Stunden der fünf nun endgültig der Vergangenheit angehörigen Jahre Diktatur in Österreich hatte sich Zug um Zug von selbst eine kritischeAnalyse dieses Systems ergeben, das den in St. Germain besiegelten Staat wider Willen scheinbarzu einem Ideal erhob und damit nur sein um so gründlicheres Ende vorbereitete. Um so früher wirddas Erlebnis fast unbegreiflicher Verirrungen und die glücklicherweise gegenstandslos gewordeneDrohung einer nationalen Katastrophe einem weiteren Abstand von den Dingen Platz machen.Deshalb ergreift der Historiker hier noch als Zeitgenosse das Wort und gedenkt dabei besonders derbesten seiner akademischen Schüler, die als Kameraden der ostmärkischen "Illegale" an derVerwirklichung des Ideals der "gesamtdeutschen Geschichtsauffassung" schon selbst tätigen Anteilnahmen.Der VerfasserVom "Kriegsreich" der Mittelmächte zum Notstaat von St. GermainAm 12. November 1918 beschloß die im Wiener Parlamentsgebäude zusammengetretene deutschösterreichischen Nationalversammlung - einen Tag nach dem Verzicht des letzten habsburg-lothringischen Kaisers auf die Ausübung der Regierungsgeschäfte - einstimmig ein Staatsgrundgesetz ganzbesonderer Art. Es erklärte den eben neugegründeten Staat "Deutschösterreich" für einen "Bestandteil der Deutschen Republik". Auf Grund des demokratischen Selbstbestimmungsrechtes lösten diebisher der Monarchie angehörigen, nichtdeutschen Völker alle Gemeinschaft mit Wien. Aber hattejene revolutionierende Losung, als deren Schildträger die Westmächte und vor allem der demokratische Heiland unter dem Sternenbanner erschien, nicht auch die Deutschen ohne Rücksicht auf diebisher geltenden Grenzen geistig überwältigt und war sie nicht auch von den Mittelmächten inrechtsverbindlicher Form als Friedensparole angenommen worden? So beriefen sich denn in derStunde, da jeder ein neues Heim sich sicherte, die Deutschen Österreichs - es waren ja in demgriechischen Tempel am Franzensring zunächst noch alle Abgeordneten deutschen Bekenntnisse ausden früheren Parlament versammelt - mit Stolz und Freude auf das Selbstbestimmungsrecht, das sieauf die größere Gemeinschaft des Reiches verwies und mitten im Zusammenbruch der bisherigenDonaugroßmacht offenbar auch ihrem Schicksal einen tieferen Sinn verleihen sollte. Hatte doch ihrBlutzoll (29 Gefallene von 1000 Soldaten) sogar die anderen deutschen Stämme hinter sichgelassen.Als in diesen Spätherbstwochen 1918 sich endlich die Weltkriegsfronten aus Erde, Stahl und Feuerauflösten, und an Stelle der bis zuletzt nicht eindeutig erreichten Waffenentscheidung die Umrisseder kommenden Friedensordnung treten sollten, da verwandelte sich allenthalben Grauen undGröße des Krieges in einen Rausch des Jubels, als ob die abgeschüttelte Last der vergangenen Jahre

allein den hemmungslosen Genuß der "Freiheit" rechtfertigen würde. Wenn drüben im NovemberDeutschland der "Sieg des Volkes über den Obrigkeitsstaat" gefeiert werden konnte, so verlor sichauch Ungarn, dem nicht weniger Furchtbares bevorstand, in einen Taumel der Freude über die ihmzugefallene, volle staatliche Unabhängigkeit. Aber auch auf Seite der Gewinner dieses unter demNamen Wilsons vor sich gehenden, grausamen Spiels von Kriegsnot und Friedenslist ließ man sich,mehr als gerechtfertigt, vom Glück der Stunde überwältigen. Da erstand, noch über die Grenzen vorseiner ersten Teilung hinausgreifend, das neue Polen; da bildete sich, weit über den Umfang seineseigenen Volkstums, ja selbst der historischen, böhmischen Länder hinaus die Tschechoslowakei; daerfüllte das Königreich Rumänien die kühnsten Träume seiner Irredenta und aus Serbien erstandwie mit einem Zauberschlage das dreieinige Königreich der Südslawen. Warschau, Prag, Bukarest,Belgrad wurden so über Nacht Brennpunkte von neuen Machtkreisen, die mit ihrer eigenen, völkischen Forderung da und dort in Widerspruch gerieten, wobei freilich die Tschechen die andern nochweit hinter sich ließen. Ihnen allen erschien damals die französische Vorherrschaft in Europa als Ursprung und Bürgschaft ihrer Freiheit, die aus dem Triumph der demokratischen Westkoalition überdie Mittelmächte, über die Deutschen, über Österreich und Ungarn phönixgleich hervorgegangensei.Begann aber damit das neue, politische Leben der Ostvölker nicht mit einem verhängnisvollenTrugschluß? Gewiß gab damals für die Machtverteilung in dem breiten Vielvölkerraum zwischenDeutschland und Rußland die mit den westlichen Großmächten verbundene Rebellion gegen dasdynastische Mitteleuropa vor 1914, die bis zu den ausgewanderten Volksgenossen im fernenAmerika ihre Wellen geworfen hatte, den Ausschlag. Doch das an der Oberfläche nur durch dengänzlichen Zusammenbruch der deutschen und der österreichischen Politik gekennzeichnete neueMitteleuropa von 1918/19 ist im Grunde die Schöpfung des nun sogar oft im eigenen Lande verleugneten, deutschen Frontsoldaten gewesen. Er hatte durch die Zurückdrängung Rußlands tief nachdem Osten und durch die Zerstörung des Panslawismus als geschichtlicher Macht erst die volklichen Einigungen ermöglicht, die jetzt ihre Machtspitze mit Frankreich gegen Deutschland vereinigten. Ohne seine weltbewegenden Taten und im Sinne der Pariser Allianzen wären Warschau, Prag,Bukarest, Belgrad nichts als die Hauptstädte moskowitischer Satrapien geworden. Hinter den gegenRußland erreichten Ostlinien der Mittelmächte waren erstmalig die Südslawen und die Rumänen,die Tschechen und Slowaken, die Polen und die kleineren Ostseevölker unter ein und derselbenpolitischen Ordnung vereinigt - ein Vorgang, der für die Zukunft des 20. Jahrhunderts viel wesentlicher geblieben ist als die blutleeren, der Wirklichkeit unkundigen, aber die Geister verwirrenden,vom Washingtoner Kapitol herunter verkündeten Lehren Wilsons. Allein welche wirtschaftlicheAussichten hat "der Deutsche Krieg" allen Ostvölkern durch die Befreiung der Donau und derWeichsel von allen politischen Barrieren und die dann leicht mögliche Verbindung von ost- undwestmitteleuropäischen Strom- und Wirtschaftsgebieten eröffnet, an deren Stelle nun noch mehrZollschranken als vorher und eine völlige Abhängigkeit von den raumfremden Westmächten traten!Dabei täuschte nur die gleichzeitige, weltpolitische Aktionsunfähigkeit des demokratisiertenDeutschland und des bolschewisierten Rußland über die Unhaltbarkeit einer Stellungnahme derOstvölker und ihrer westlichen Protektoren hinweg, die jede sinnvolle Neuordnung in dem nuneinmal auch von 80 Millionen Deutschen bewohnten Mitteleuropa unmöglich machte und damit aufweite Sicht die asiatische Zersetzung der uns und dem Nahen Osten gemeinsamen Bluts- undKulturwerte begünstigte.Aber wir müssen diese Überlegungen auf Deutschland selbst zurückwenden. Die Tragödie der nachBismarck führerlosen Mittelmächte hob schon mit dem ersten Schritt über die polnisch-russischeGrenze an und sie steigerte sich mit jedem ihrer großen, auch von der feindlichen Welt bestauntenOstsiege nur noch mehr. Denn die dadurch eingeleitete, unaufhaltsame Selbstzerstörung des seitFriedrich dem Großen und Maria Theresia eingewöhnten (nur durch Napoleon vorübergehendaufgehobenen) Grundverhältnisses der drei dynastischen Ostmächte bedeutete eine Revolution, derdie Träger der bisherigen, staatlichen Ordnung nicht gewachsen waren. Die dynastischen Lösungsversuche z. B. in der polnischen Frage blieben unzulängliche Improvisationen und die verräteri-

schen Experimente des Hauses Parma-Bourbon waren im Grunde nur von der hilflosen Einsichteingegeben, daß das deutsch-österreichisch-ungarische Bündnis zwischen 1879 bis 1914 so oder soseinem Ende entgegengehe. Die Bilder von Kabinettsintrigen eines sinkenden Herrschertums, umdie nach dem Friedensschluß sonst unvermeidliche deutsche "Vorherrschaft" abzuwenden, erhieltennoch im Kriege einen diese Perspektive immer wieder durchbrechenden Hintergrund von großzügigen Zusammenschlußarbeiten auf wirtschaftlichem und wehrpolitischem Felde. Die amtliche undverantwortliche Politik gelangte gerade im Zuge von unvermeidlichen Reaktionen auf die SixtusDiplomatie zum höchst bemerkenswerten deutsch-österreichisch-ungarischen Zollunionvertrag vonSalzburg und zur Vorbereitung eines entsprechende Militärbündnisses, wie es ungeachtet aller Waffenbrüderschaft vor dem Kriege nicht denkbar gewesen wäre, und es ist kein Zufall, wenn die dabeigeistig führenden Männer (Richard Riedl, Glaise-Horstenau und Bardolff) noch 20 Jahre späteram tatsächlichen Vollzug des Anschlusses ihren Anteil hatten. Aber entbehrten diese großzügigdem Gebot der Stunde folgenden, mitteleuropäischen Arbeiten schon des unmittelbaren Einsatzesder höchsten Führung der beiden monarchischen Reiche, so daß alle anderen Absichten sich ihnenuntergeordnet hätten, so war es um das Verhältnis zwischen Kriegszielformung, öffentlicher Meinung und parteimäßiger Mehrheitsbildung ebenso schlecht bestellt. Der ursprüngliche "Burgfriede",der das amtliche Verbot der Kriegszieldebatten einschloß, wich dem offenen Kampf der Reichstagsmehrheit um die Festlegung Deutschlands auf einen Frieden "ohne Annexionen und Kontributionen", als ob der Friedenswille oder vielmehr die Fähigkeit zur Durchsetzung des Friedens bloßdurch Verzichte und nicht vielmehr durch politische Neuschöpfungen unter Beweis zu stellen sei.Aber auch die dagegen aufgebotenen, aktivistischen Gegenkräfte versagten durch ihre Unfähigkeitzu einer überzeugenden Umgrenzung des alles entscheidenden, deutschen Kriegszieles in Mitteleuropa und im Nahen Osten, dem alle außerhalb gelegenen, an sich noch so wünschenswerten Plänegeopfert werden könnten. Der so im Ergebnis gerade nach dem Untergang des alten Rußland, ineiner Stunde gewaltigster militärisch-politischer Möglichkeiten sichtbar eingetretene Verfall dernationalen Willensbildung verquickte die außenpolitische Zielsetzung völlig mit innenpolitischenMachtansprüchen, wie etwa die Reichstagsmehrheit der sogenannten Friedensresolution von 1917geradezu die Weimarer Koalition von 1919 vorwegnahm.Auf anderer Ebene bildete das erst mit Mai 1917 vom jungen Kaiser Karl einberufene Parlamentdes österreichischen Vielvölkerstaates unter Zurückstellung des Parteipolitischen bei all den Tschechen, Polen und Südslawen fest umrissene, national-politische Gruppen aus, die unmittelbar zu denstaatsgründenden Nationalr

Von der Februar-Revolte zur Juli-Erhebung 1934 Ein "Siegfriede" über das eigene Volk (Die Ära Schuschnigg - Starhemberg) Österreich im Spiel der Mächte und Deutschlands Wiedererhebung Der Juli-Vertrag von 1936 und seine Verleugnung Ein Befriedungsversuch und sein Ende (Juni 1937 bis Februar 1938) Der Durchbruch der Volkserhebung (12 .

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